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Die Zaehmung

Titel: Die Zaehmung
Autoren: Jude Deveraux
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getroffen worden und sank. Er sprang in das kalte Wasser des Grabens und begann zu schwimmen, während Pfeile über seinen Kopf hinwegzischten.
    Er erreichte das andere Ufer und rannte dann geduckt über die Böschung, knapp an dem Wall der westlichen Außenschanze entlang. Verschlafene Wachen, die das Getümmel jenseits des Grabens hörten, beugten sich nun über die Mauer und blickten auf das steile Stück Land hinunter, das den inneren und äußeren Graben voneinander trennte. Als sie sich dort etwas bewegen sahen, schossen sie mit Pfeilen darauf.
    Rogan erreichte den äußeren Graben, als ein Pfeil über seinen Rücken hinschabte und seine Haut aufschnitt. Er sprang ins Wasser und begann nach Norden zu schwimmen, weg von den Mauern, aber auf den See im Norden zu, der die beiden Burggraben mit Wasser speiste. Er war ein ausdauernder Schwimmer; verlor jedoch laufend Blut aus der Rückenwunde. Als er das jenseitige Ufer erreichte, mußte er sich auf das trockene Land hinaufziehen, wo er einen Moment im Schilf liegenblieb, sich das Wasser aus den Lungen hustete und keuchend nach Luft schnappte nach dieser gewaltigen Anstrengung. Das Blut lief ihm nun den Rücken hinunter.
    Als er endlich wieder so bei Kräften war, daß er gehen konnte, lenkte er seine Schritte auf den Wald zu. Er hörte die Hufschläge der Howard-Ritter dicht hinter sich, als er den Waldrand erreichte. Er spielte nun mit den Männern den Rest der Nacht Katz und Maus und auch den ganzen folgenden Tag über, wo er sich immer wieder vor den Häschern verstecken mußte. Dann schlugen sie einen Bogen und kamen wieder zurück, und er versteckte sich von neuem, als sie den Wald durchkämmten.
    Mit einbrechender Dunkelheit sprang er einen Howard-Ritter an, schnitt ihm die Kehle durch und Stahl sein Pferd. Die anderen Ritter jagten ihm nach; aber Rogan trieb das Pferd an, bis es blutete, und entkam so seinen Verfolgern. Bei Anbruch der Morgendämmerung blieb das Pferd stehen und weigerte sich, noch einen Schritt weiterzugehen. Rogan stieg von dessem Rücken und ging zu Fuß weiter.
    Die Sonne stand schon hoch am Himmel, als er die Umrisse von Moray Castle in der Ferne sah. Er lief weiter, stolperte über Felsen und Steine, und dann gaben seine Muskeln nach wochenlangem Mißbrauch schließlich nach.
    Einer von den Männern, die auf den Zinnen Wache standen, sah ihn, und binnen Sekunden ritt Severn schnell wie der Wind auf ihn zu. Severn sprang vom Pferd, ehe es zum Stehen kam, und fing Rogan in dem Moment auf, als er zusammenbrechen wollte.
    Severn war überzeugt, daß sein Bruder im Sterben lag, als er seine Hände von Rogans Blut bedeckt sah, mit denen er ihn im Rücken stützte. Er begann Rogan zu seinem Pferd zu schleppen.
    »Nein«, sagte Rogan, sich gegen seinen Griff wehrend, »laß mich hier liegen.«
    »Dich hier liegenlassen? Bei allem, was mir heilig ist, du hast uns durch die Hölle gejagt! Wir hörten, daß Oliver Howard dich in der vergangenen Nacht getötet hätte.«
    »Er hat mich getötet«, flüsterte Rogan, sich von Severn abwendend.
    Severn sah nun die Wunde auf dem Rücken seines Bruders. Sie blutete noch immer und war nicht ungefährlich; aber sie reichte nicht hin, um einen Mann umzubringen. »Wo ist sie?«
    »Liana?« fragte Rogan. »Liana ist tot.«
    Severn runzelte die Stirn. Er hatte eben erst begonnen, diese Frau zu mögen. Sie machte zwar wie alle Frauen eine Menge Schwierigkeiten; aber sie war kein Feigling. Er legte Rogan die Arme um die Schultern. »Wir werden eine andere Frau für dich finden. Diesmal wird es eine wirkliche Schönheit sein, und wenn du dir eine wünschst, die dein Bett in Brand steckt, dann werden wir auch so etwas für dich auftreiben. Sobald du . . .«
    Severn war nicht darauf gefaßt, als sein Bruder herumschwang, ihm die Faust gegen das Kinn schmetterte und ihn zu Boden schickte.
    »Du verdammter Narr!« sagte Rogan, mit gegrätschten Beinen über seinem Bruder sitzend und ihn wütend anfunkelnd. »Du hast noch nie etwas begriffen. Du mit deiner hochwohlgeborenen Hure, mit der du dich immer einschließt, hast sie die ganze Zeit hindurch nur angefeindet. Du hast ihr das Leben zur Hölle gemacht!«
    »Ich?« Severn hob die Hand an seine blutende Nase. Er wollte aufstehen, aber ein Blick auf das Gesicht seines Bruders ließ es ihm ratsam erscheinen, dort zu bleiben, wo er war. »Ich bin doch nicht derjenige gewesen, der mit anderen Frauen schlief. Ich habe nicht. . .« Er hielt inne, weil der Zorn auf Rogans
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