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Die Wunderheilerin

Die Wunderheilerin

Titel: Die Wunderheilerin
Autoren: Ines Thorn
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fällt. Ich weiß, dass Ehebruch strafbar ist, und möchte nicht mit dem Strohkranz der Ehebrecherin durch die Stadt bis zur Kirche gejagt werden. Vor dem Altar habe ich versprochen, dir eine gute Frau zu sein. Dieses Versprechen werde ich halten, solange du lebst.»
    Adam schaute sie noch einmal misstrauisch an, dann fragte er leise: «Wann kommst du zurück?»
    Es klingt, als würde er fragen: Kommst du überhaupt zurück?, dachte Priska. «Ich weiß es noch nicht. Kann sein, dass ich bei Eva übernachte.»
    Adam nickte, dann wandte er sich ab und stapfte hinunter in sein Laboratorium.
    Regina kam mit zwei gefüllten Wassereimern vom Brunnen zurück und goss sie stöhnend in den großen Kessel, der über dem Feuer hing.
    «Ich frage mich manchmal, ob es irgendwo im Land noch eine gibt, die sich Schwester nennt und die ihre soschlecht behandelt wie du mich. Jetzt muss ich schon montags den Zuber bereiten.»
    «Ach, Regina, lass doch. Hier, ich gebe dir einen Gulden. Kauf dir Stoff für ein neues Kleid», antwortete Priska, die sich um nichts in der Welt ihre gute Laune verderben lassen wollte.
    «Schweigegeld? Willst du mich bezahlen dafür, dass ich den Mund halte über das deutsche Buch des Ketzers Luther? Nun, dafür ist ein Gulden wenig. Viel zu wenig.»
    Priska erschrak. «Wie kommst du darauf? Es gibt in diesem Haus kein solches Buch.»
    «Gib mir zehn Gulden, und ich werde schweigen wie ein Grab.»
    Priska hatte das Geldstück auf den Tisch gelegt, doch nach Reginas letzten Worten nahm sie es wieder und steckte es zurück in die Geldkatze.
    «Was soll das?», fragte Regina erbost und stemmte die Arme in die Hüften. «Gib mir sofort mein Geld zurück und lege noch etwas obendrauf.»
    «Nein, Regina. Das werde ich nicht tun. Es gibt hier kein Neues Testament. Ich wollte dir mit dem Gulden eine Freude machen. Nun, du hast mir gezeigt, dass dich dieses Geschenk nicht freut. Also kann ich das Geld genauso gut wieder einstecken.»
    Regina schnaufte. Aus ihren Augen schossen Blitze, dann sagte sie langsam: «Gut. Wie du willst. Du wirst schon sehen, was du davon hast, dass du mich so schlecht behandelst.»
    «Rede nicht. Geh lieber zum Markt und kaufe einen halben Laib Käse. Und etwas für das Abendessen. Adam wird hungrig sein.»
    Dann wandte sich Priska ab und lief in ihre Kammer. Sie bürstete ihr Haar, bis es glänzte, suchte einen Gürtel hervor, dann nahm sie das Stück Seife, welches sie zur letzten Messe von einem Florentiner gekauft hatte. Lavendelseife. Sie sog den Geruch ganz tief ein, dann lief sie hinunter und bereitete sich ein Bad.
    Wenig später eilte sie zum Mietstall.
    «Priska Kopper bin ich», sagte sie. «Man hat mir mitgeteilt, ich solle nur meinen Namen hier nennen.»
    Der Pferdeknecht betrachtete sie neugierig, dann nickte er zustimmend. «Das Pferd passt zu Ihnen.»
    «Wie bitte? Was sagt Ihr da?»
    Der Knecht lachte. «Wisst Ihr es nicht? Ein Pferdehändler kam und brachte diese Stute. Sie gehört Euch.»
    «Mir?»
    Priska trat zu dem braunen Pferd und strich zärtlich über sein leuchtendes Fell. Die Stute fuhr herum. Als Priska sanft über die weichen Nüstern strich, wieherte das Pferd leise.
    «Sie mag Euch», sagte der Pferdeknecht. «Es ist Liebe auf den ersten Blick.»
    «Wer hat sie gebracht?», fragte Priska, obwohl sie es genau wusste.
    «Ein Pferdehändler aus dem Polnischen. Ein Geschenk ist sie, sagte er und bezahlte obendrein die Stallmiete und das Futtergeld bis zum nächsten Sommer. Ihr braucht Euch um nichts zu kümmern, könnt sie holen, wann Ihr wollt. Ansonsten sorgen wir für das Tier.»
    Er klopfte der Stute den Hals. «Ein wunderbares Pferd. Es ist ganz sanft, hat aber doch Temperament. Wie für Euch gemacht.»
    Priska lächelte über die Begeisterung des Knechtes.
    «Nun, dann werde ich sogleich probieren, wie sie sich reiten lässt. Zäumt sie mir auf.»
    Priska sah dem Knecht zu. Ein warmes Gefühl stieg in ihr auf. Ein eigenes Pferd. Nicht das war es, was ihr Herz so wärmte, sondern die Tatsache, dass es genau dieses Pferd war. Ein Pferd, das zu ihr passte wie kein anderes.
    «Aron», flüsterte sie. «Ach, Aron.»
    Dann war das Pferd bereit, und der Knecht half Priska in den Sattel. «Viel Glück, Herrin», rief er ihr hinterher, als sie davonritt.
    Priskas Herz wurde ganz weit, als sie auf dem Rücken der Stute durch das Land glitt. Sie war glücklich. Ein weiches Lächeln lag auf ihren Lippen, und immer wieder musste sie ganz tief durchatmen, weil das Glück
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