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Die Würde der Toten (German Edition)

Die Würde der Toten (German Edition)

Titel: Die Würde der Toten (German Edition)
Autoren: Brigitte Pons
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stierte stur geradeaus, als Westermann direkt auf ihn zutrat.
    »Wenn ihr so weitermacht, wird Frau Körner bald eure Köpfe zur Ruhe betten. Dann geht es ein letztes Mal als Geldkurier auf große Fahrt, mit den Füßen voran zurück nach Litauen. Haben wir uns verstanden?«
    Genau in diesem Augenblick flog hinter ihnen die schallisolierte Tür auf, und fünf bewaffnete Männer mit Helmen und Schutz westen stürmten herein. Rimas’ Hand zuckte zum Schulterholster, erreichte dieses aber nicht rechtzeitig und wurde mit einem Handkantenschlag gestoppt. Vytautas sackte freiwillig auf die Knie und streckte die leeren Hände zur Seite.
    Westermanns Kopf krachte mitten in die Rauschgiftpäckchen, als man ihm die Arme auf den Rücken drehte. Von draußen hörte er den schrillen Aufschrei seiner Sekretärin, der sich in die heruntergerasselte Ansage des Einsatzleiters mischte, der ihn höchstpersönlich auf die Tischplatte gepresst hielt. »… vorläufig festge nommen wegen Verdachts auf Drogenhandel, Erpressung und illegales Glücks spiel, sowie Anstiftung zum Mord …«
    Westermann versuchte, die Hand von seinem Hinterkopf abzuschütteln. »Geben Sie sich keine Mühe. Mein Anwalt hat mich schneller wieder draußen, als Sie denken. Und dann kriegen Sie obendrauf noch eine Anzeige wegen Körperverletzung!«, knurrte er.
    Der Einsatzleiter schien nicht beeindruckt und packte noch etwas fester zu, als er ihm half, sich aufzurichten. Westermann konnte deutlich erkennen, welche Genugtuung es dem Polizisten bereitete, ihn persönlich gefasst zu haben, auch wenn er mit einer kleinen Disziplinarstrafe wegen unangemessenen Einsatzes von körperlicher Gewalt rechnen musste. Rimas wehrte sich, fluchte laut und unverständlich und brüllte seinen Bruder an, der ihn einfach ignorierte. Schwerfällig richtete Vytautas sich auf und stand plötzlich Westermann Auge in Auge gegenüber, während er sich bereitwillig die Handschellen anlegen ließ.
    »Feigling«, zischte der abfällig.
    Vytautas lächelte. Nein. Nicht mehr. Zu lange war er den falschen Regeln gefolgt, die ihn klein machten und zum hirnlosen Befolgen von Befehlen zwangen. Die Bestatterin hatte von Würde gesprochen, die Westermann mit Füßen trat, und Westermann hatte behauptet, schwache Menschen hätten gar keine Würde. Aber Vytautas war weder schwach noch feige und er wollte endlich seine Würde zurück. Er spuckte Westermann den Rest des Streichholzes vor die Füße und schaute ihm mit Verachtung ins Gesicht.
    »Ich will einen Deal«, sagte er laut. »Diesmal landest du im Dreck.« Dann richtete er seinen Blick auf den Einsatzleiter. »Ich sage aus. Sie kriegen von mir alles, was Sie gegen ihn brauchen.«

* * *

    Aus der Stereoanlage ertönte Foreigner. Jukebox Hero. Adrian drehte die Musik leiser, als das Telefon klingelte. Er fühlte sich alles andere als heldenhaft. Am Apparat meldete sich Uwe Förster, um ihn auf den neusten Stand der Ereignisse zu bringen. Henry war wieder frei. Alle weiteren Details rauschten an Adrians bewuss tem Denken vorbei. Er registrierte zwar, was Förster ihm erzählte, aber relevant war für ihn nur dieser eine Fakt. Henry war frei. Warum klingelten seine Anrufe bei ihr dann immer noch ins Lee re? Er bohrte sich die Fingernägel in den Handballen und zwang seine Gedanken gewaltsam wieder zur Konzentration.
    »Ich bin dir was schuldig, Uwe. Ich weiß das. Du bist mehr als fair zu mir.« Auf dem Tisch vor ihm lag die Visitenkarte von Pietät Moosbacher. Mit dem Daumen strich er über den hingekrakelten Namen: Henriette Körner. »Kann ich dich trotzdem noch um etwas bitten?«
    Uwe Förster überlegte einen Augenblick, ehe er antwortete. »Kommt drauf an, was es ist. Auf das Strafverfahren habe ich keinen Einfluss. Was die Disziplinarsache betrifft, kann ich jetzt noch nichts machen. Das dauert.«
    »Nein, das will ich gar nicht. Es geht um Jürgen Moosbacher. Ich habe mich gefragt, was mit ihm passiert, wenn seine Leiche nach der Obduktion freigegeben wird.«
    »Keine Ahnung. Schätze, die Familie wird sich um ihn kümmern. Die sind ja vom Fach.«
    Die Antwort hörte sich fast schon sarkastisch an, aber Adrian war sicher, Uwe meinte das nicht so. Allerdings war er auch sicher, dass Uwe nicht verstehen würde, worum es ihm ging.
    »Wer hat ihn denn auf dem Tisch?«
    »Dr. Böhmer. Es heißt, der wollte ihn unbedingt haben.«
    Adrian konnte sich denken, wieso. Auch wenn Böhmer die Bilder von László Szebeny nur im Dauerlauf begutachtet
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