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Die Wölfe vom Rock Creek - Alaska Wilderness ; 2

Die Wölfe vom Rock Creek - Alaska Wilderness ; 2

Titel: Die Wölfe vom Rock Creek - Alaska Wilderness ; 2
Autoren: Ueberreuter
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beinahe zu still. Dünne Nebelschwaden waberten zwischen den Bäumen hindurch und verzauberten den lichten Wald.
    Am Waldrand hielten sie erneut an und stellten staunend fest, wie sehr sich das Land nach dem Blizzard verändert hatte. Unmengen von Schnee hatte der Sturm über den Fluss getrieben. Wie gewaltige Dünen ragten dichte Schneewehen zwischen den Hügeln empor. Durch den Neuschnee wirkte die Natur ungewohnt rein, als hätten weder Menschen noch Tiere dieses Land jemals betreten. Die Stille schien man greifen zu können. Nicht die geringste Spur verunreinigte den Schnee. Die Wolken waren aufgerissen, der Mond und die Sterne leuchteten schwach auf die Erde herab.
    Julie ließ die andächtige Stille auf sich wirken und vergaß für einen Augenblick, dass sie gefährlichen Verbrechern auf der Spur waren. Selbst die Huskys verhielten sich still. Sie genoss einen dieser seltenen Augenblicke, in welchem die Natur im Reinen mit sich war und nichts ihr Gleichgewicht zu stören schien. So musste es hier gleich nach der Schöpfung ausgesehen haben.
    Doch das Bild täuschte, denn sie wollten gerade weiterfahren, als wildes Knurren und Fauchen die Stille zerriss und ein beinahe unmenschlicher Schrei über den Fluss klang. Carol riss das Funkgerät aus dem Anorak. »Greg, hier Carol!«, rief sie aufgeregt. »Ich glaube, wir haben sie! Wölfe … ganz in der Nähe!« Sie gab ihre Position durch. »Wir haben jemanden schreien gehört, wahrscheinlich einen der Baldwins! Brauchen dringend Hilfe!«
    »Schon unterwegs! Seid vorsichtig!«
    Carol zog ihren Revolver aus der Anoraktasche, überprüfte ihn und steckte ihn zurück. »Vorwärts!«, feuerte sie ihre Huskys an. »Go … go!« Wie von Furien gehetzt trieb sie das Gespann auf den Fluss, dicht gefolgt von Julie, deren Herz vor Aufregung bis zum Hals schlug und sie kaum noch klar denken ließ. Beruhige dich, hämmerte sie sich ein, du musst jetzt cool bleiben! Nimm dir ein Beispiel an Carol, die lässt sich durch nichts aus der Ruhe bringen! Wenn du als Rangerin arbeiten willst, darfst du niemals die Nerven verlieren! Bleib ruhig. Die Wölfe lassen dich in Ruhe und die Baldwins haben genug mit sich selbst zu tun, um dir gefährlich werden zu können. Bleib ruhig, verdammt!
    Hintereinander rasten sie flussaufwärts. Sie nahmen keine Rücksicht auf das aufgeworfene Eis, gingen ständig in die Knie und verlagerten ihren Schwerpunkt, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Oft blieben sie mit ihren Schlitten sekundenlang in der Luft, wenn sie über ein Hindernis bretterten. Nach einer halben Meile verließen sie den Fluss und fuhren in den Wald hinein.
    Das Knurren und Fauchen wurde immer lauter, dazwischen mischten sich menschliche Schreie und Hilferufe. Die Baldwins … jetzt waren ihre Stimmen deutlich zu erkennen. »Verdammt, er hat mich erwischt!«, jammerte Rick. »Wo ist mein Gewehr? Wo ist die verdammte Knarre?« Sein Sohn klang noch ängstlicher, seine Stimme überschlug sich vor Panik. »Sie liegen da drüben, Dad … da drüben im Schnee … verflucht, ich komm nicht hin!« Wieder lautes Knurren und ein schmerzerfüllter Schrei. »Sie haben mich am Arm erwischt, Dad! Hau ab, du Biest! Verdammt, gib mir einer die elende Knarre!« Noch ein Schrei, diesmal noch verzweifelter. »Er hat mich erwischt, Dad!«
    Julie und Carol konnten es nicht riskieren, auf die versprochene Hilfe zu warten. Sie brausten auf die Lichtung, wo sich Ihnen ein erschreckendes Bild bot: Die Wölfe hatten die beiden Männer eingekreist und wagten sich immer näher an die Baldwins heran.
    Carol zog ihren Revolver aus der Tasche und feuerte mehrmals in die Luft. »Verschwindet!«, rief sie den Wölfen zu. »Lasst sie in Ruhe, verdammt!«
    Die Wölfe gehorchten tatsächlich, erkannten instinktiv, dass ihnen die Zweibeiner jetzt überlegen waren und gaben missgelaunt auf. Mit eingezogenen Ruten verschwanden sie im nahen Wald. Lediglich ihr Anführer drehte sich noch mal um und knurrte, dann lief auch er von der Lichtung.
    Julie und Carol rannten zu den Baldwins und leisteten Erste Hilfe. Die beiden Männer hatten mehrere Bisswunden an Armen und Beinen, waren aber nicht lebensgefährlich verletzt. Die Todesangst war ihnen noch immer ins Gesicht geschrieben. Blass vor Schock und Schmerz ließen sie sich notdürftig verbinden.
    »Das kommt davon, wenn man nachts durch den Nationalpark schleicht und auf Wölfe feuert«, sagte Carol. »Irgendwann schlagen sie zurück!« Sie blickte auf die Gewehre, die
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