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Die Witwen von Paradise Bay - Roman

Die Witwen von Paradise Bay - Roman

Titel: Die Witwen von Paradise Bay - Roman
Autoren: Random House
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neugieriger, denn nach Paradise Bay verirren sich nur wenige Touristen, vor allem im März, und Geschäftsreisende hat man hier noch nie gesehen. Er lächelt zu mir herab, ich schaue verlegen zur Seite, erwidere dann aber sein Lächeln.
    »Jetzt hab ich mich verzählt«, sage ich vorwurfsvoll, aber ich lächle dabei. Ich habe ihm doch längst vergeben.
    »Das tut mir leid«, erwidert er schäkernd. »Ich nehme mir nur rasch etwas zu trinken«, sagt er und weist auf die Kühltheke hinten im Laden. Er drückt sich lange bei den Snack-Regalen herum, begutachtet Chipstüten, Kuchen und Kekse und stellt dann alles wieder ordentlich an seinen Platz. Als er sich endlich für eine Flasche Orangensaft und einen Beutel gerösteter Erdnüsse entscheidet, hat er fast jedes Produkt aus unserem Sortiment in der Hand gehabt.
    »Schöner Tag heute«, sagt er, als ich kassiere.
    »Wenn man gerne klatschnass wird, schon«, erwidere ich über das Trommeln des Regens hinweg, den der Wind gegen die Fenster drückt.
    »Genau das meinte ich«, sagt er verlegen. »Ich mag Regen«, fügt er hinzu, als würde er jetzt erst die Pfützen auf dem Parkplatz bemerken. Dabei hat es den ganzen Tag über immer wieder geregnet.
    »Na, dann bleiben Sie doch, hier regnet’s ständig«, sage ich und staune selbst über meinen süßlich koketten Tonfall. Ich lächle schüchtern und spüre, dass er mich ziemlich direkt und unverschämt anblickt, mich von Kopf bis Fuß mustert. Seltsamerweise fühle ich mich unter seinem Blick weder komisch noch verlegen. Vielmehr bringt er meinen Puls zum Rasen. Ich richte mich stolz auf.
    »Ein nettes Fleckchen hier«, sagt der Mann.
    »Das Paradies ohne Sünde.« Ich winde mich bei meinen eigenen Worten. So ein Spruch könnte von meinem Vater, aber doch nicht von einem achtzehnjährigen Mädchen stammen. Der Fremde lässt sich nichts anmerken.
    »Sind Sie von hier?«
    »Ähä.«
    »Sind alle Mädchen hier so hübsch wie Sie?«
    Das Kompliment macht mich so verlegen, dass ich erröte und mich wegdrehen muss. »Nee.« Ich wollte bescheiden klingen, aber wahrscheinlich vermittle ich den gegenteiligen Eindruck.
    »Ich bin Howard«, sagt er und streckt mir die Hand entgegen.
    Ich habe noch nie jemandem die Hand geschüttelt und überlege einen kurzen Augenblick, welche Hand ich ausstrecken muss.
    »Howard Montgomery«, sagt er und nimmt meine Hand.
    Ich bestaune, wie meine Hand in seiner warmen, starken Hand verschwindet. »Prissy«, sage ich mit klopfendem Herzen. »Also, so heiße ich nicht wirklich. Alle nennen mich so. Eigentlich heiße ich Priscilla.«
    »Also, Priscilla«, sagt er. »Es war mir eine Freude, Sie kennenzulernen.«
    »Was führt Sie nach Paradise Bay?«, frage ich. Ich will ihn noch nicht gehen lassen.
    »Sie.«
    Ich werfe ihm einen Blick zu, der sagt, Sie mögen ja sehr charmant sein, aber auf so einen Spruch falle ich nicht herein. »Ach ja?«
    »Nun, eigentlich war ich in Carbonear, um ein paar Gebäude unter die Lupe zu nehmen. Meine Firma will hier in der Region ein Lagerhaus kaufen.« Wie absurd, dass man auf Einkaufstour für Lagerhäuser gehen kann.
    »Und da ich der Juniorpartner bin, hat man mich hier rausgeschickt, aber ich lache wohl doch zuletzt, denn Sie, Priscilla, waren die Reise wert.«
    »Ich hoffe doch sehr, dass ich schöner als ein Lagerhaus bin«, sage ich, und er lacht zustimmend. Er geht langsam zur Tür, bleibt auf halbem Weg stehen, widerstrebend, und schaut zurück. Von seinen Blicken wird mein Gesicht ganz heiß, und meine Finger kribbeln. Es klingt so schön, wenn er meinen Namen sagt, und meine Hand spürt immer noch warm seinen Händedruck. Mein Herz schlägt schneller, ich atme stockend. Ich glühe innerlich, spanne unbewusst die Oberschenkel an und ermahne mich dabei, zu atmen. Ich schaue mich um. Es ist niemand im Laden, und auf dem Parkplatz steht einzig Howards Mietwagen. Die Schule ist erst in einer Stunde aus und Mr. Hayward den Tag über in St. John’s. Ich gehe zur Tür und drehe das Schild um. Bin in 30 Min. zurück. Ich gehe langsam zu Howard Montgomery. Er ist sehr groß, ich muss den Kopf nach hinten legen, um ihm ins Gesicht zu schauen.
    »Willkommen bei Hayward’s. Kann ich etwas für Sie tun?«, flüstere ich. Nur zu gerne kommt er meiner Aufforderung nach. Als er sich zu mir beugt und mich küsst, platze ich fast vor Aufregung. Welche Macht auch immer von mir Besitz ergriffen hat, sie hat ihn ebenfalls gepackt. Er hechelt fast, als er mir die Unterhose
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