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Die Witwe

Die Witwe

Titel: Die Witwe
Autoren: Carter Brown
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voller Irrer ist,
denn das weiß ich.«
    Ich verließ das Büro und kehrte
zum Austin Healey zurück. Die Leiche lag noch immer oben auf dem Altar, und
eine kleine Gruppe Männer, angeführt von Doktor Murphy, strebten darauf zu. Ich
stieg in den Wagen und ließ den Motor an. Ich rieb mir die Bartstoppeln an
meinem Kinn und wünschte, ich wäre Barkeeper geworden, so wie sich das mein
alter Herr immer gewünscht hatte. Dann hätte ich mich wenigstens unbedingt
jeden Tag rasieren müssen.
    Auf meiner Uhr war es neun Uhr
dreißig, als ich in das Büro des Sheriffs trat. Annabelle Jackson blickte von
ihrer Schreibmaschine auf und rümpfte die Nase, während sie mich ansah.
    »Sie sehen schmutzig, unrasiert
und widerwärtig aus«, sagte sie, »mit anderen Worten — wie üblich.«
    »Sie sehen auch sehr gut aus«,
sagte ich.
    »Hat sie >nein< gesagt?«
erkundigte sich Annabelle spröde. »Mußten Sie sie deshalb umbringen?«
    »Sie hat mich an Sie erinnert«,
erklärte ich. »Ich konnte einfach den Gedanken, daß zwei von Ihrer Sorte
herumlaufen, nicht ertragen. Es wäre wie ein Alptraum gewesen und ohne
Hoffnung, jemals daraus aufzuwachen.«
    »Der Sheriff befindet sich in
seinem Büro, falls Sie den Wunsch hegen, ihn aufzusuchen, Lieutenant. Ich habe
heute morgen den Teppich dort zurechtgerückt. Wenn es irgendeine Gerechtigkeit auf
der Welt gibt, sollten Sie eigentlich stolpern und sich das Genick brechen.«
Sie schlug heftig auf eine Taste ihrer Schreibmaschine, um diese Feststellung
zu unterstreichen.
    Ich klopfte an die Tür, öffnete
sie und trat vorsichtig über den Rand des Teppichs weg ins Büro des Sheriffs.
    »Was bringen Sie nun mit,
Wheeler?« brummte Lavers.
    »Unterleibstyphus aller
Wahrscheinlichkeit nach.« Ich ließ mich in den Sessel mit den heilen
Sprungfedern fallen. »Nichts, was der Rede wert ist. Was haben Sie erfahren?«
    »Ich habe mit dem Doktor und
Polnik gesprochen«, sagte er. »Das Messer fuhr ihr direkt ins Herz. Der Tod muß
— was sie nicht gesagt haben — schmerzhaft, aber schnell gewesen sein.«
    »Keine Fingerabdrücke?«
    »Nein — überhaupt nichts,
lediglich das Messer.«
    »Was ist mit dem Messer?«
    »Es ist ein altes
orientalisches Messer. Ich habe zwei Leute damit weggeschickt, sie sollen sich
bei den einschlägigen Händlern in der Stadt erkundigen.«
    »Ein Jammer, daß es kein Beil
war«, sagte ich. »Sonst hätten wir gewußt, daß es sich um eine Fehde der Tongs
handelt und wir hätten nur Charlie Chan zu rufen brauchen, und der Rest von uns
hätte abhauen können.«
    »Wenn es mit Ihren beruflichen
Fähigkeiten auch nur zu einem Drittel so weit her wäre wie mit Ihren
kabarettistischen, hätte ich mir nicht mein Magengeschwür zugezogen«, sagte
Lavers finster. »Was haben Sie denn auf diesem Berg dort oben herausgefunden?«
    »Nichts«, sagte ich. »Was hat
der Doktor sonst noch gewußt?«
    »Er schätzt, daß sie irgendwann
zwischen ein und drei Uhr morgens umgebracht worden ist«, sagte Lavers. »Polnik
zufolge hat sie die Party gegen elf Uhr gestern abend verlassen.«
    »Stimmt«, bestätigte ich. »Ich
habe sie gehen sehen.«
    »Die Party löste sich kurz vor
ein Uhr auf«, fuhr Lavers fort. »Haben Sie das auch festgestellt?«
    »Ich habe die Party verlassen,
bevor sie sich auflöste«, sagte ich.
    »Hat es so geeilt?« Lavers
schnaubte spöttisch.
    »Wie steht es mit Alibis?«
fragte ich schnell.
    »Niemand hat eins. Die Party
wurde beendigt, niemand hat bis zu diesem Morgen etwas gesehen.«
    »Ich kann Candy Logan ein Alibi
geben«, gestand ich. »Und ich glaube, sie kann mir eins geben.«
    »Das enttäuscht mich«, sagte
Lavers säuerlich. »Ich dachte, Sie inszenierten jetzt Ihre eigenen Mordfälle.«
    »Für einen Spaß mache ich
alles«, pflichtete ich bei.
    »Sie haben diese Leute gestern abend kennengelernt«, sagte Lavers beharrlich. » Wieviel Verdächtige gibt es?«
    »Da ist erst einmal der Prophet
selber«, sagte ich, »dann seine Assistentin — Eloise. Es sollte mich nicht
überraschen, wenn sie ihm in jeder Beziehung assistiert. Dann ist da Stella
Gibb, Bennett, Romair, der Schauspieler, und ein paar andere. Ich werde eine
komplette Liste besorgen.«
    »Nun hören Sie mal zu. Ohne daß
man an diesen ganzen Quatsch zu glauben braucht, muß man doch die Tatsache in
Betracht ziehen, daß eine der Voraussagen des Propheten sich bereits erfüllt
hat. Und die zweite soll sich angeblich am Sonntagabend erfüllen. Vielleicht
plant er, dann zusammen mit
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