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Die Wiege des Bösen

Die Wiege des Bösen

Titel: Die Wiege des Bösen
Autoren: Hugh Walker
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tapfer unterdrückter Furcht auf die Gianten blickten.
    »Was denkst du, leben sie noch?« fragte er Thonensen.
    »Wenn ja, so wissen sie es nicht mehr«, erwiderte der Magier.
    »Können wir sie bezwingen?«
    »Nicht mit gewöhnlichen Klingen. Vielleicht wurden wir mit einem Dutzend fertig werden, aber nicht mit einem halben Hundert…«
    »Können sie sterben?«
    »Das können wir nur auf eine Weise herausfinden.«
    »Es juckt mich in den Fingern, es zu versuchen.«
    Thonensen nickte nur. »Aber baue nicht auf mich, Nottr. Die Luft ist voll von Finsternis, aber ich vermag mich ihrer nicht zu bedienen…«
    »Goatins Männer haben ihre Körper nicht verloren, obwohl sie nur Magie sind. Wieso?«
    Thonensen schüttelte den Kopf. »Ich verstehe weniger von diesen Kräften, als du denkst, aber ich nehme an, daß die Umwelt Kräfte genug beherbergt, um einmal gewirkte Magie zu erhalten, und daß ihre beschworenen Kreaturen sich wie in dem Pfuhl fühlen können, aus dem sie kommen. Aber es ist zu wenig für den Unwissenden und Ungeübten…«
    »Du bist nicht so unwissend und ungeübt…«, wandte Nottr ein.
    Thonensen schüttelte sich und verdrängte die Erinnerung an seine Tage als willenloser Sklave eines Xandors. »Das mag sein. Aber die Finsternis ist nicht etwas, mit dem man spielt, oder das man benutzt. Sie ist keine Zauberei mehr, sie ist eine andere Art des Daseins. Sie ist der Urfeind des Lebens. Um sich ihrer wirklich zu bedienen, muß man sie in sein Herz, in sein Hirn und in sein Fleisch lassen.« Er schüttelte sich erneut. »Ich war ihr nahe genug.«
    »Aber du hast die Kraft des fliegenden Spähers an dich genommen, und später, als wir den Schatten der Schlange durchquerten…«
    »Ja, ich weiß. Dieser schwarze Rauch… er tritt nicht oft auf… nur unter bestimmten Bedingungen, die ich auch nicht ganz verstehe. Er ist… beschworene Kraft… unverbrauchte Kraft… Kraft, für die schon bezahlt wurde. Sie ist schon nicht mehr wilde Finsternis. Sie ist ein Teil des Lebens geworden, auch wenn sie immer noch die Gesetze des Lebens aufzuheben vermag. Vor ihr kann ich mein Grauen bezwingen. Und über die Gesetze des Lebens und des Todes zu triumphieren, ist das Ansinnen aller Magie, der weißen wie der schwarzen…«
    »Hast du nichts mehr von dieser Kraft?«
    »Ein wenig… zu wenig, um sie nun zu vergeuden…«
    Nottr nickte. »Gut zu wissen«, sagte er. »Glaubst du, daß O’Braenns Plan gelingt?«
    »Nein. Für jeden Priester sind wir eine lästige Laus im Pelz, die man zerquetscht, wenn man sie erwischt. Und eine verlockende Beute… freie Häuptlinge aus dem Osten, wie ihr es seid. Sie werden wild darauf sein, herauszufinden, was in euren Barbarenschädeln vorgeht.« Er schüttelte den Kopf. »Elvinon werden nur wenige von uns wieder verlassen… wenigstens nicht mit mehr Leben als diese da…« Er deutete auf die Gianten.
    »Dann sollten wir handeln«, brummte Nottr. »Seelenwind, scheint mir, ist auch dieser Meinung.«
*
    Goatin, einst herzoglicher Waffenmeister in Akinborg – aber das mochte fünfzig, oder hundert, vielleicht sogar tausend Jahre her sein –, wälzte die angriffslustigen Gedanken.
    Sein Körper war aus der Erinnerung geschaffen, aber Erinnerungen waren trügerisch. Die äußere Form mochte der alten entsprechen – wenigstens waren da zwei Arme, zwei Beine, ein Kopf. Immerhin hatte ihn seine tainnianische Eskorte wiedererkannt, aber ihre Erinnerungen waren wohl ebenso vage.
    Und dann die Gefühle! Alles fühlte sich falsch an, die angenehmen, wie die unangenehmen. Sie entsprachen wohl der allgemeinen Vorstellung, aber er erinnerte sich nicht sehr gut an Schmerz, an Grimm, an Liebe, an Behagen. Nur Furcht – Furcht war ein eiskalter Schauder, eine lauernde Schwärze im Hintergrund seines Bewußtseins. Seine einzigen unauslöschlichen Erinnerungen waren die an Oannons Tempel, an die Hilflosigkeit und den Haß – Haß auf alle Finsternis und ihre Kreaturen.
    Diese fünfzig, hundert, oder tausend Jahre hatte er von nichts anderem geträumt als zu kämpfen und sich zur Wehr zu setzen. Er würde nicht in eine neue Gefangenschaft reiten. Und seine Gefährten aus den Jahren des Grauens empfanden nicht anders.
    Es gab nicht viel zu verlieren, nur einen Körper, der voller Scheinleben war und voller Finsternis.
    Vielleicht taugte er zu einem: Vielleicht würde er eine gute Waffe sein.
    Vielleicht bekamen sie nie wieder eine bessere Chance zu kämpfen.
    Er drängte sein Pferd zwischen die
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