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Die Werwolfbraut (German Edition)

Die Werwolfbraut (German Edition)

Titel: Die Werwolfbraut (German Edition)
Autoren: Earl Warren
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Geheul eines anderen Wolfes.
    »Wie lange wollt ihr denn noch herumstehen?«, fragte Francesca nach einer Weile. »Ich will jetzt zum Schloss gehen.«
    »Soll jemand dich begleiten?«, fragte Giulio Fonta.
    »Danke«, antwortete Francesca förmlich. »Mir droht hier weniger Gefahr als euch.«
    Die Männer gaben ihr den Weg frei. Sie bildeten eine Gasse, durch die Francesca hoheitsvoll schritt. Der Vollmond beschien sie. Die Jäger blieben hinter ihr zurück. Nach zwanzig Minuten anstrengendem Fußmarsch erreichte Francesca das Schloss. Sie pochte ans Tor. Gleich darauf wurde geöffnet. Die alte Filomena und der Knecht Adolfo hatten schon hinter dem Tor gewartet.
    »Gehen Sie schnell in Ihr Zimmer und schließen Sie sich ein, Signorina«, forderte die Beschließerin Francesca auf. »Sind Sie denn wahnsinnig, bei Vollmond in dieser von Werwölfen wimmelnden Gegend unterwegs zu sein? Das hätte Sie leicht das Leben kosten oder selbst in eine Werwölfin verwandeln können.«
    »Ricardo hat mich beschützt«, antwortete Francesca und lächelte.
    »Wir wissen Bescheid«, erwiderte die bucklige alte Frau. »Doch wer weiß, wie lange er seine Wolfsnatur bändigen kann? Es ist ein Wunder, dass Sie noch leben.«
    »Er hat mich vor Benito und seinem Rudel beschützt.«
    »Ja, ja, gehen Sie. Rasch ins Schloss. Dies ist keine Nacht, um draußen zu bleiben. Da war Wolfsgeheul in der Nähe. Benito streift umher. – Gott schütze uns vor den Mächten der Finsternis und den Lykantropen.«
     
    *
    Am anderen Tag schlief Ricardo bis Mittag. Er war nach dem Kampf gegen Benito und die drei anderen Werwölfe und dem Umherstreifen erschöpft. Francesca wartete mit dem Mittagessen auf ihn. Als der Marchese erschien, war er ausgeruht und in guter Stimmung. Zärtlich küsste er seine Verlobte.
    »Willst du mich immer noch wegschicken?«, fragte sie.
    »Nein. Aber du musst dir vor Augen halten, welches Risiko du eingehst, wenn du hierbleibst und mich heiratest. Ich könnte einmal die Beherrschung verlieren und dich zerreißen. Oder in eine Werwölfin verwandeln. Und bedenke, der Fluch vererbt sich immer weiter. Willst du denn keine Kinder haben? Der erstgeborene Sohn ist bei den Lampedusas immer ein Werwolf.«
    »Vielleicht ist unser Kind ja ein Mädchen«, sagte Francesca pragmatisch. »Es gibt Methoden, um das Geschlecht eines Kindes zu beeinflussen.«
    »Ich weiß nicht. Welches Leben wirst du hier haben? Als Frau eines Werwolfs. Die Jäger sind hinter mir her. Mein Halbbruder Benito und sein Rudel wollen mir Böses. Das kann ich dir eigentlich gar nicht zumuten.«
    »Ich habe es selbst so gewollt. Ricardo, ich glaube, dass unsere Liebe alle Hindernisse überwinden kann und dass es einen Weg gibt, den Fluch zu überwinden. Bei unserem Rendezvous bei der Klosterruine konntest du dich beherrschen, obwohl Vollmond war, und deine menschliche Gestalt beibehalten.«
    »Ja, aber nicht lange, und um welchen Preis? Bald darauf habe ich das Eisengitter aus der Wand gerissen, nur um draußen zu sein. bis dahin bin ich selten umhergestreift. Filomena ist eingeweiht. Adolfo weiß auch Bescheid. Seit dem Tod meiner Eltern schließe ich mich jeweils bei Vollmond ein. Nur selten bin ich umhergestreift. Die ganze Zeit war Ruhe, aber dann kamst du und brachtest Unruhe in mein Leben. Benito ist außer sich, dass ich mich wieder vermählen will. Er hasst mich bitter, weil ich nur drei Tage im Monat ein Wolf bin, er aber sieben- oder achtundzwanzig. Deshalb hat er schon meine erste Frau getötet.«
    Seltsame Brüder, dachte Francesca, und eine seltsame Fehde. Während sie aß, überlegte sie, wie es wohl wäre, eine Werwölfin zu sein und mit Ricardo bei Vollmond in Wolfsgestalt durch die Berge zu streifen. Auf den Felsen zu sitzen und den bleichen Vollmond anzuheulen, Schafe zu reißen. Werwolfskinder großzuziehen. Etwas in den Abgründen ihrer Seele regte sich. Vielleicht hatte sie eine geheime Affinität zum Werwolf. Vielleicht hatte Ricardo sie deshalb ausgewählt und sie sich in ihn verliebt. Oder es war die Bestie, die jeder Mensch in sich hatte, einer mehr, der andere weniger, die sich zum Werwolftum hingezogen fühlte.
    Entschlossen schüttelte Francesca die bedrückenden Gedanken ab, verbot sie sich. Sie fasste Ricardos Hand.
    »Wir werden alles tun, damit du den Fluch los wirst und kein Werwolf mehr bist«, sagte sie. »Heiraten tun wir auf jeden Fall. Im schlimmsten Fall wirst du drei Tage und Nächte im Monat eingesperrt sein. Damit kann ich
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