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Die Werwolfbraut (German Edition)

Die Werwolfbraut (German Edition)

Titel: Die Werwolfbraut (German Edition)
Autoren: Earl Warren
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schrie er. »Fahrt dahin, Lykanthropen!«
    Die Pistole krachte, und die Werwölfin Rosanna, die Francesca gerade totbeißen wollte, jaulte grell auf. Der graue Wolf ließ von Francesca ab, die aus leichten Wunden blutete. Schattenschnell sprang er den Parapsychologen an. Professor Cascia schoss an ihm vorbei. Der graue Wolf hätte ihn erledigt, doch Francesca durchbohrte ihn mit dem Degen.
    Ricardo erwehrte sich nur mit Mühe seiner Angreifer. Er war viel schwächer als sonst. Dass er seiner Wolfsnatur nicht nachgegeben und Francesca verschont hatte, lähmte ihn. Benito gewann die Oberhand. Doch da griffen Francesca und Professor Cascia ein, den grauen Wolf von sich wegschob und die Pistole hob.
    »Halt!« Ricardo konnte halbwegs menschlich sprechen. »Tötet sie nicht. Wir sperren sie in ein Verlies im Keller.«
    So geschah es. Benito und die schwarze Wölfin ergaben sich. Man führte sie in die Gewölbe hinab. Klirrend drehte sich der Schlüssel im Schloss der Zellentür. Dann sank Francesca in Ricardos Arme, der schon halbwegs menschlich war, obwohl noch der Vollmond mit all seiner Kraft schien. Professor Cascia sah die Szene mit Rührung.
    »Die Zeremonie hat gewirkt«, sagte er. »Interessant. Ich hätte eine längere Zeit dafür veranschlagt. Wie es aussieht, ist der Fluch der Lykanthropie von dem Marchese genommen.«
    Im Schlafzimmer lagen ein uralter Mann und die siebzehnjährige Rosanna Andrigotti hingestreckt. Der Alte hatte ein böses Gesicht, in das sämtliche Laster und die blanke Mordgier geschrieben waren. Er atmete nicht mehr. Rosanna jedoch lag im Sterben. Von der Silberkugel getroffen, hatte sie wieder ihre menschliche Gestalt angenommen. Weinend nahm Francesca den Kopf ihrer Cousine in den Schoß.
    »Verfällt meine Seele der Verdammnis, weil ich... eine Werwölfin war?«, fragte Rosanna. »Komme ich... in die Hölle?«
    Im Grund genommen war sie ein schlichtes, gläubiges Mädchen gewesen.
    »Nein«, sagte Francesca und streichelte ihr das Haar. »Du bist unschuldig, deine Seele ist rein. Jetzt bist du keine Werwölfin mehr.«
    »Das... erfreut mich. Grüße meine Eltern. Ich bitte sie um Verzeihung, dass ich ihnen solche Sorge bereitete.«
    »Rosanna.«
    Francescas Tränen tropften auf das Gesicht ihrer Cousine. Nach einer Weile berührte Professor Cascia sie sanft an der Schulter.
    Er sagte: »Ihre Cousine ist tot, Marchesa.«
    Und drückte Rosanna die Augen zu. Als Francesca sich umschaute, hatte Ricardo vollständig seine menschliche Gestalt angenommen. Er kauerte auf dem Bett, den Kopf gesenkt, und wirkte völlig erschöpft. Mit aller Kraft kämpfte er gegen die für ihn verderbliche Kraft des Vollmonds an. Und er schaffte es.
     
    *
    Rosanna und der unbekannte alte Mann wurden auf dem Dorffriedhof von San Clemente bestattet. Wegen ihres Todes fand keine Untersuchung statt, der Vorfall wurde vertuscht. Benito di Lampedusa und die schwarze Wölfin blieben in den Gewölben des Schlosses gefangen. Dort sollten sie sein, bis ihr Leben endete. Professor Cascia wollte sie, so gut als möglich, studieren. Francescas und Ricardos schwer erkämpftem Glück stand nichts mehr im Weg.
    Zehn Monate später brachte die Marchesa einen Jungen zur Welt. Er wurde Marco getauft. Als er ein Jahr alt war, erschrak sie, als sie bei Vollmond in die Wiege schaute. Schwarz und verändert erschien ihr das Gesicht ihres Kindes. Doch als sie Marco aus der Wiege hob und im Lampenlicht anschaute, war alles normal, seine Stimme, die sie rau geweckt hatte, wie immer. Das Baby krähte fröhlich, strampelte und schaute seine Mutter an, die aufgeblüht und nach der Geburt noch schöner geworden war.
    »Mein süßer Junge«, sagte Francesca und küsste ihr Baby. »Du wirst kein Werwolf, nein.«
    In den Gewölben heulten dumpf zwei Wölfe. Nur ein ganz schwacher Schimmer vom Vollmond drang hinein. Francesca legte ihr Kind in die Wiege und schaukelte es sanft. Sie war sehr müde, die Augen fielen ihr zu. So sah sie nicht, dass Marcos Augen wie glühende Kohlen leuchteten und auf seinen Handrücken kleine Härchen wuchsen.
     
     
    ENDE
     
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