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Die Werwolfbraut (German Edition)

Die Werwolfbraut (German Edition)

Titel: Die Werwolfbraut (German Edition)
Autoren: Earl Warren
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eine oft wusste, was der andere sagen wollte, noch ehe er es aussprach.
    Francesca reckt sich auf die Zehenspitzen, umarmte Ricardo und küsste ihn zärtlich und voller Hingabe. Der Marchese wusste nicht, wie ihm geschah. Stocksteif stand er da. Seine Braut küsste ihn wieder und spielte mit den Fingern in den Haaren an seinem Nacken.
    Dann löste sie sich von ihm und sagte: »Lass uns in Ruhe reden. Erzähle mir alles. Soviel bist du mir schuldig.«
    Das sah Ricardo ein. Im Frühstückszimmer saßen sie dann. Francesca hatte sich rasch angezogen, etwas geschminkt und die Haare frisiert. Das war typisch für sie. Nicht mal mit einem Werwolf wollte sie ungeschminkt am Tisch sitzen. Francesca trank ein Glas Tomatensaft. Ricardo konnte nichts hinunterbringen wegen des Vollmonds.
    Er schilderte eindringlich, wie sein Leben verlaufen war. Als Kleinkind in der Wiege schon hatte er sich bei Vollmond verwandelt. Seine Eltern wussten Bescheid. Sein Vater, der selber ein Werwolf war, hatte ihm Verhaltensmaßregeln gegeben, wie er seine Werwolfnatur im Zaum halten konnte. Sich bei Vollmond einsperren zu lassen und eine bestimmte Diät, damit Mordlust und Blutgier bei ihm nicht überhand nahmen, gehörten dazu.
    »Was ist das für eine Diät?«, fragte Francesca.
    »Ein Kräutersud, außerdem fleischloses Essen an den ungeraden Tagen im Monat.«
    Francesca hatte sich schon gewundert, weshalb Ricardo öfter kein Fleisch aß.
    »So bin ich erwachsen geworden, ohne als Werwolf jemanden umzubringen«, berichtete Ricardo. »Im Gegensatz zu meinem Halbbruder Benito.«
    »Du nanntest den Namen, als du die drei Wölfe bei der Klosterruine vertriebst, als sie mich anfallen wollten, Liebster.«
    »Mein Vater war schon einmal verheiratet, ehe er meine Mutter ehelichte. Seine erste Frau starb im Kindbett. Mein Vater zog das Kind auf – Benito. Er versuchte, auch später mit meiner Mutter zusammen, alles, um Benito auf dem rechten Weg zu halten. Doch mein älterer Halbbruder gab dem finsteren Drang schon sehr früh nach. Er mordete Vieh und auch Menschen. Ein Werwolf, der einmal gemordet hat, ist davon nicht mehr abzubringen. Vater wollte ihn umbringen, als er es merkte. Doch Benito floh in die Berge. Durch seine Mordgier ist er eine völlig andere Art von Werwolf geworden als ich. Er hat nur an drei Tagen im Monat, vom dreizehnten bis zum sechzehnten Tag nach dem Vollmond, die menschliche Gestalt. Während der anderen Zeit ist er ein Wolf. Er hat zwei wilde Wölfe mit dem Werwolfkeim infiziert. Er will eine Werwolfssippe von einer völlig anderen Art gründen. Mich hasst er bitter. Er behauptet, ich wäre entartet, zu weich. Ich würde alles verraten, was einen echten Werwolf ausmacht. – Benito hat meine erste Frau getötet. Er lockte sie aus dem Schloss. Meine Eltern sind früh gestorben, meine Mutter bei einem Autounfall, mein Vater kurz darauf an gebrochenem Herzen.«
    Ricardo hatte die Schule und dann das Gymnasium in Caulonia besucht. Während seines Studiums handhabte er es so, dass er jeweils zur Vollmondzeit ins väterliche Schloss zurückkehrte. Das Studium hatte er trotzdem mit Auszeichnung abgeschlossen. So lang waren seine Fehlzeiten nicht.
    Nach einer kurzen Pause fuhr Ricardo fort: »In der vergangenen Nacht, als ich ausbrach, bin ich Benito und seinen beiden Kreaturen begegnet. Ich vertrieb sie, als sie eine Schafherde reißen wollten. Dann bin ich zum Schloss zurückgekehrt.«
    Auf Francesca Frage schilderte er, wie er seine Kleidungsstücke aufgenommen hatte, ehe er in das Schloss zurückkehrte. Ricardo war bei dem Kampf mit Benito und seinen beiden Rudelgefährten leicht verletzt worden. Außerdem hatte er Blut von den Werwölfen an sich, die er bekämpfte, und sich mit Schafblut beschmiert. Auf die Weise waren Blutspuren an seine Kleider gekommen, als er sie trug.
    »Ich habe keine Wunden an dir gesehen«, sagte Francesca befremdet.
    »Sie sind schon verheilt. Ich bin nicht umsonst ein Werwolf. Nur Silber vermag mich zu töten.«
    So sehr Francesca ihn bat, Ricardo ließ sich nicht erweichen. Bald nach dem Frühstück stiegen er und Francesca in die Limousine. Der Marchese fuhr die Frau, die er über alles liebte, nach San Clemente zurück. Dort fand ein tränenreicher Abschied statt. Erschüttert und traurig sah Francesca den Marchese davonfahren.
     

 
     
    5. Kapitel
     
    »Na, bist du endlich zur Vernunft gekommen und hast die Bestie verlassen?«, fragte Mario Sciaso. Er hatte erfahren, dass Francesca nach Hause
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