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Die Weltenwanderer

Die Weltenwanderer

Titel: Die Weltenwanderer
Autoren: Liane Sons
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Tiger kam auf ihn zu, setzte zum Sprung an. Erik schrie in heller Panik auf, sah nur noch den Rachen mit den Reißzähnen. Direkt über ihm zerbarst das magische Tier in winzig kleine Teilchen. Wie ein Sprühregen rieselten sie auf ihn herunter. Es blieb ihm kaum Zeit, Erleichterung zu empfinden, denn er hörte Aeneas aufstöhnen, und den Boten rufen: »Du kannst nicht gewinnen, Ringlord. Kannst nicht schützen und angreifen gleichzeitig.«
    Erik hatte nicht gesehen, was den verletzt hatte, aber ein Blutrinnsal lief dem übers Gesicht, der rechte Ärmel war zerfetzt und blutig. Der Ringlord schüttelte den Kopf und wirkte benommen.
    »Aeneas ...«, begann er.
    Weiter kam er nicht. Eine Druckwelle erfasste ihn und wirbelte ihn herum. Ihm blieb die Luft weg. Er hatte das Gefühl, auseinandergerissen zu werden. Unvermittelt verschwand der Druck, er knallte auf den Boden. Der harte Aufprall ließ den Atem in einem Stoß entweichen.

    Sekundenlang konnte er sich nicht bewegen, nahm verschwommen wahr, dass er im dichten Farnkraut lag. In seinem Kopf hämmerte es. Er ertastete unter seinem Hinterkopf einen Stein, fuhr mit der Hand durchs Haar und zog sie blutverschmiert zurück. Erneut hörte er den Boten lachen. Jetzt hämmerte auch sein Herz. Was war mit Aeneas? Sein Blick wurde etwas klarer. Er brachte seine geschundenen Glieder dazu, sich herumzuwälzen, um auf die Knie zu kommen. Sofort sah er Sterne und meinte, sein Kopf säße nur lose auf den Schultern. Wieder hörte er Marcks‘ hämische Stimme.
    »Ich wusste, dass du noch nicht in der Lage bist, es mit mir aufzunehmen. Dass ihr Ringlords euch so maßlos überschätzen müsst!«
    Erik kroch an den Rand des Farnkrautfeldes, unterdrückte dabei mühsam ein Stöhnen. Das Wummern in seinem Schädel nahm zu. Jede Bewegung spürte er bis in die Haarspitzen. Endlich konnte er etwas sehen. Die Druckwelle hatte Aeneas an einen Baum geworfen. Dicke Lianenstränge rankten sich um ihn, immer mehr wuchsen unglaublich schnell aus dem Boden. Er schien bewusstlos sein. Im selben Moment wurden die Ranken weiß, glitzerten wie Eis und zersprangen mit lautem Klirren.
    Erik zuckte zusammen. Ein Blitz fuhr dicht hinter ihm, an der Stelle, an der er zuvor noch gelegen hatte, in die Erde. Er wagte nicht, sich zu bewegen, hielt sogar die Luft an.
    Plötzlich schrie der Bote schmerzerfüllt auf. Er sank ins Erdreich ein, immer tiefer, als steckte er in einem Strudel.
    »Erik, bist du in Ordnung?« Aeneas’ Stimme klang heiser.
    Ein Blitz schoss in diesem Moment auf den Ringlord zu, prallte kurz vor ihm wie an einer unsichtbaren Wand ab. Marcks hatte sich wieder befreit, schleuderte Blitz um Blitz. Aeneas erwiderte mit eigenen Blitzen. Knisternd trafen sie sich. Der Raum schien erfüllt zu sein von elektrischer Ladung. Dünne Schlangen in allen Regenbogenfarben zuckten aufeinander zu, vibrierten beim Aufeinanderprallen und sprühten Funken.
    Zu jeder anderen Zeit wäre Erik fasziniert gewesen von diesem Schauspiel. Jetzt hörte er nur Aeneas’ Keuchen und sah Blut und Schweiß auf dessen Gesicht. Er musste ihm helfen. Von Blitzzaubern hatte er keine Ahnung. Mit Feuer könnte es gelingen. Wenn bloß sein Kopf nicht so weh täte. Er starrte den Boten an und dachte an Feuer.
    Er hörte Aeneas aufstöhnen. Hatte ihn etwas getroffen? Es gelang ihm nicht, sich zu konzentrieren. In seinen Beinen kribbelte es, seine Finger waren klamm. Langsam erhob er sich, den Blick auf den Boten geheftet, und dachte nur an eins: Feuer!
    Marcks änderte die Blickrichtung, sah ihn jetzt direkt an und lächelte.
    Erik schluckte. Der Zauber gehorchte ihm nicht.
    Das Lächeln des Boten wurde breiter. »Hast du Schwierigkeiten, Neffe? Ist dir klargeworden, dass dein Ringlord heute nichts zustande kriegt? Weißt du, im wahren Leben gewinnt nur selten der gute Held.«
    Er fühlte sich wie gelähmt, konnte sich nicht bewegen. Sein Körper schien ihm nicht mehr zu gehören. Marcks hielt ihn mit unsichtbarer Macht gefangen. Kalter Schweiß brach ihm aus allen Poren.
    »Bereits vorbei mit dem Heldenmut? Nicht immer reicht der gute Wille«, höhnte der Bote. »Du Zauberlehrling wolltest mich tatsächlich angreifen? Deinen Übermut werde ich dir austreiben. Hast du dich schon mal geschnitten? In wenigen Sekunden kannst du »Ja« sagen, sogar hundertfach!«
    Im selben Moment wurde Erik vom Ringlord zu Boden geworfen. Erneut knallte er mit dem Rücken auf die Erde. Sein Kopf schien zu bersten, und er schrie schmerzerfüllt
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