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Die Weltenwanderer

Die Weltenwanderer

Titel: Die Weltenwanderer
Autoren: Liane Sons
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auf. Aeneas lag auf ihm drauf, nahm im fast die Luft zum Atmen. Hunderte, Tausende kleiner Silberklingen fegten als glänzender Sturm dicht über sie hinweg. Das Farnkraut um sie herum wurde abrasiert. Aeneas murmelte etwas, und ein Klirren und Klingeln, wie von unzähligen Glöckchen, erfüllte die Luft. Die Nadeln zerbarsten, sekundenlang schimmerte der Himmel silbern.
    Der Ringlord erschlaffte.

    Erik spürte die Nähe des Feindes, blickte in banger Vorahnung hoch und sah ihn über sich, hörte ihn verächtlich lachen.
    »Das war’s jetzt, Eirik! Es ist endgültig vorbei. Sag deinem Ringlord: auf Wiedersehen!«
    Die Wut auf den Boten und die Angst um Aeneas verliehen ihm neue Kraft.
    Er starrte Marcks in die Augen und brüllte: »Nicht so! Nicht hier! Nicht jetzt! Weg mit dir!«
    Er nahm noch wahr, wie sich der Blick seines Feindes änderte, wie aus Triumph Unglauben wurde, dann stieß eine Druckwelle den Boten durch die Luft. Erik hörte seinen zornigen Schrei und rüttelte fieberhaft den auf ihm liegenden Körper.
    »Wach auf! Wach auf! Bitte!« Seine krächzende Stimme überschlug sich, doch der Ringlord rührte sich nicht. Erik wälzte ihn von sich herunter und rappelte sich hoch.
    »Komm, Kleiner! Das war nicht schlecht, jedoch nicht gut genug. Nun bist du allein. Komm, Neffe! Komm zu deinem Onkel Thadäus!«
    Er lächelte verzerrt. Die Stimme seines Vaters war plötzlich in seinem Kopf. »Du kannst es, Eirik! Du kannst es! Jetzt, Eirik! Jetzt!«
    Ich weiß, dachte er und blickte seinen Widersacher an. Durch seinen Körper lief eine enorme Hitzewelle. Alle Muskeln spannten sich wie von selbst an.
    »Jetzt!«, brüllte er und ein gewaltiger Feuerstoß stieß den Boten erneut durch die Luft. Sein schmerzerfülltes Brüllen ließ Erik hysterisch auflachen.
    Er fühlte sich, als hätte ihn sämtliche Lebensenergie zusammen mit dem Zauber verlassen und torkelte wie ein Betrunkener. Japsend rang er um Luft und stützte seine Hände auf den Knien ab, um nicht zusammenzubrechen. Er zitterte, sein Kopf schmerzte unerträglich.
    Das Brüllen seines Feindes ging in lautes Stöhnen über, aber das hörte nicht auf, es hörte einfach nicht auf. Marcks lebte noch.
    Verzweifelt, völlig am Ende seiner Kraft, versuchte Erik erneut, einen Feuerzauber zu entfachen. Es klappte nicht. Er war ausgebrannt, war restlos fertig.

    Der Bote kam schwankend auf die Füße, stöhnte und ächzte. Seine Kleidung war zum Teil verbrannt und rauchte an einigen Stellen. Brandlöcher gaben den Blick frei auf gerötete, runzelige Haut. Gesicht und Hände waren schwarz vom Ruß und voller Blasen. Er sah aus wie eine Gestalt aus einem Horrorfilm.
    »Das ging jetzt entschieden zu weit, mein Junge. Das wirst du schnell bedauern.« Seine Stimme war nur ein heiseres Krächzen, aber seine Augen funkelten kalt und zornig, als er langsam auf Erik zukam.
    »Jede kleine Wunde wirst du mir teuer bezahlen. Du wirst dir deinen Tod lange vor dem endgültigen Ende wünschen.«
    Erik sah ihm schweigend entgegen, fühlte plötzlich gar nichts mehr, weder Angst noch Enttäuschung noch irgendetwas anderes. Er war leer, fand nicht einmal mehr Worte.
    »Ich könnte dich mit einem Blitz niederstrecken, aber das wäre viel zu gnädig.«
    Der magische Griff des Boten zwang ihn in die Knie. »Zunächst bittest du mich jetzt um Verzeihung für deinen unbedachten Angriff! ... Sofort!«
    Eine Hitzewelle ließ Erik schmerzerfüllt aufkeuchen. Er meinte, in Flammen zu stehen, und wunderte sich, dass seine Kleider nicht brannten.
    »Nie im Leben«, würgte er heraus. Er lag auf Händen und Knien, Schweiß rann ihm in wahren Bächen übers Gesicht. Er schmeckte Blut, hatte sich vor Schreck auf die Zunge gebissen.
    »Sofort!«, brüllte Marcks.
    Erik krümmte sich stöhnend unter einer neuen Hitzeattacke. Er kniff die Augen zusammen, Tränen quollen unter seinen Wimpern hervor.
    »Du kannst mich mal! Soll ich dir was sagen? Mein Vater lebt auch noch. Du schwingst nur elend lange Reden über deine angeblichen Taten, kriegst jedoch überhaupt nichts zustande«, schrie er mit krächzender Stimme zurück.
    Das Gesicht des Boten verzerrte sich vor Wut. »Du hast es nicht anders gewollt. Dann zeig mal, was in dir steckt! Du magst doch Kuscheltiere?!«
    Ein weiterer Tiger erschien aus dem Nichts, schritt majestätisch auf ihn zu. Er sah die großen, gelben Augen, das kraftvolle Spiel der Muskeln und erhob sich schwankend. Der Tiger umkreiste ihn lauernd. Erik starrte auf das Maul und
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