Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Weltenwanderer

Die Weltenwanderer

Titel: Die Weltenwanderer
Autoren: Liane Sons
Vom Netzwerk:
mich gar nicht wundern, wenn er dich vor seinem Ende ebenfalls verflucht hätte. Du bringst den Menschen in deiner Umgebung kein Glück, Eirik! Ein Denkmal werden sie dir in Waldsee nicht setzen, eher benennen sie den Friedhof nach dir.«
    Erik überlief ein Kälteschauer. Allein seinetwegen hatten so viele Menschen sterben müssen oder waren - wie seine Freunde - in eine ausweglose Situation geraten. Vielleicht gehörten sogar Annas oder Hollys Familien zu den Todesopfern im Herrenhaus. Aeneas hatte ihm helfen wollen und war dafür grausam getötet worden. Er schluckte schwer. Hatte er bis eben noch Angst gehabt, dass Marcks ihn töten würde, verlor er sie jetzt. Mit dem Wissen um den Tod so vieler Freunde wollte und konnte er ohnehin nicht weiterleben. Jeden Tag, jede Stunde würde er sie vor sich sehen und wissen, dass sie seinetwegen gestorben waren. Er hörte Aeneas’ tiefes Lachen, sah seine blitzenden Augen vor sich, er hörte Anna zetern und Adrian eine blöde Bemerkung machen. Nie wieder würde er essen können, ohne an Gerrit zu denken, nie wieder eine Aufgabe meistern, ohne an Lennart zu denken. Und Holly ... der Tod würde nur noch Erlösung sein.
    »Wie schade, dass deine Mutter das jetzt nicht mehr miterleben kann«, erklärte Marcks. »Sie wäre so glücklich!«
    »Das wäre sie nicht«, stieß Erik in einer Mischung aus Trotz und Resignation hervor. »Sie würde Sie verabscheuen.«
    Der Bote lächelte überlegen. »Du warst ihr letzter Gedanke, Neffe. Sie hat dich mit ihrem letzten Atemzug verflucht.«
    Warum konnte der Bote ihn nicht einfach töten? Warum musste er ihn immer weiter quälen? Nie konnte eine Mutter ihr eigenes Kind verfluchen! Er bekam kaum noch Luft, kam sich plötzlich vor wie ein Ungeheuer.
    »Nein, das hat sie nicht! Sie sind ein Lügner«, schrie er verzweifelt.
    »Du wagst es, so mit mir zu sprechen?« Marcks baute sich drohend vor ihm auf. »Ich werde dir Manieren beibringen müssen.«
    Ein Wirbel erfasste Erik, riss ihn von den Füßen und schleuderte ihn wie eine Puppe durch die Luft. Hart krachte er wieder auf den Boden und keuchte vor Schmerz laut auf. Er kam sich vor wie zusammengestaucht, aber die ausweglose Situation ließ ihn aufbegehren, während er sich auf die Füße quälte.
    »Sie haben mir doch schon gesagt, dass alle meine Freunde tot oder verloren sind, und dass Sie mich töten werden. Womit wollen Sie mir jetzt noch Angst machen? Sie hätten sich etwas aufsparen sollen. Wissen Sie was? Sie können mich mal!« Seine Stimme klang schrill.
    Marcks nickte anerkennend. »Was für ein unerschrockener Bursche du bist. Ich könnte dich fast gern haben. Leider muss ich den letzten Wunsch deiner Mutter erfüllen. Sie hat dich schließlich verflucht, dich und deinen Vater.«
    »Hat sie nicht«, schrie Erik in verzweifelter Wut und warf sich auf den Boten.
    Unsichtbare Hände legten sich um seinen Hals, drückten langsam zu. Er bekam immer weniger Luft, sah bald schwarze Punkte vor den Augen. Unvermittelt wurde er losgelassen und sackte keuchend in sich zusammen.
    Marcks stöhnte laut auf, taumelte und hielt sich den Kopf.

    Erik sah sich um und glaubte zu träumen. Aeneas kam zwischen den Palmen hindurch.
    »Komm zu mir!«
    Er hätte die Aufforderung nicht benötigt, stolperte schon auf den Ringlord zu und strahlte ihn überglücklich an.
    »Ich hab geglaubt ... er hat gesagt ... bin ich froh, dass du ni...« Ihm blieb das Wort im Halse stecken. Der Ringlord sah schrecklich aus: Bleich und hohlwangig wirkte er wie nach langer, schwerer Krankheit.
    »Was ist ...?«, begann er mit besorgter Stimme.
    »Nicht wichtig. Geh hinter mich! Sofort!«, unterbrach der ihn, ohne den Blick von Marcks zu lassen.
    Erik kam dem Befehl nach.
    »Du?«, keuchte der Bote. »Das kann nur eine Illusion sein. Du bist tot.«
    »Wie du meinst.«
    »Das kann nicht sein. Niemals hättest du überleben können, nicht das Feuer und schon gar nicht das Himmelskraut.«
    »Es hat kein Feuer gegeben, Marú. Besser gesagt, es ist schnell gelöscht worden. Wir haben Brandlöcher in Teppichen, das war’s dann auch.«
    Erik seufzte erleichtert auf. Er war doch nicht für den Tod vieler Menschen verantwortlich.
    Der Bote schüttelte immer wieder den Kopf. »Niemand überlebt Himmelskraut.«
    »Vielleicht war das Haltbarkeitsdatum überschritten? Und wie sagte meine Großmutter? Kein van Rhyn wird jemals durch die Hand eines jämmerlichen Emporkömmlings sterben.«
    Aeneas sah das Augenflackern und den
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher