Die Weltenspieler - Insignia I: Roman (German Edition)
Information.«
Blackburn und Marsh tauschten einen Blick aus.
»Ich habe keine Nachricht von Ihnen erhalten«, sagte Blackburn und senkte den Blick auf Tom. »Sie sollten mich doch über Netsend informieren, falls es Probleme geben würde, Raines.«
»Dazu hatte ich keine Gelegenheit«, erwiderte Tom zu seiner Verteidigung.
Blackburn verriegelte die Tür. Dann begannen Marsh und er, im Gespann zu arbeiten. Marsh hob den umgekippten Stuhl auf und hievte Tom darauf, dann legte er sich einen Finger auf den Stöpsel in seinem Ohr und gab seinen Leuten leise Anweisungen, den Korridor zu räumen. Blackburn kniete nieder, um Nigels Puls zu prüfen, und wandte sich anschließend Tom zu. Tom zwang sich dazu, ruhig zu bleiben, während Blackburn seine Immobilitätssequenz deaktivierte. Ihm dafür zu danken, brachte er nicht über sich.
»Der Weg nach draußen ist frei«, beschied Marsh Blackburn. »Bringen Sie Harrison in den Aufenthaltsbereich und kehren Sie zurück, bevor Sie jemand vermisst.«
»Ja, Sir.« Blackburn hievte sich Nigel über die Schulter und verschwand mit ihm im Flur.
Tom sah zu, wie die Tür sich schloss, erleichtert darüber, dass es Nigel war, der zum Memografen geschleppt wurde und nicht er selbst.
Nachdem Tom eine rasche Erklärung abgegeben hatte, beglückwünschte Marsh ihn und klopfte ihm auf die Schulter. Dann wies er ihn an, an Ort und Stelle zu warten, bis die Rundhalle sich geleert hatte. Schließlich glitt Marsh wieder aus dem Raum, und Tom sah auf dem Bildschirm, wie er in der Rundhalle wieder auftauchte und sich daran machte, diversen Managern der Koalition herzlich die Hand zu schütteln. Nicht imstande mitzuerleben, wie sie sich gegenseitig Honig ums Maul schmierten, starrte Tom zu Boden.
Eine irrsinnige Erleichterung und die wachsende Erkenntnis, was der Preis seines Sieges war, rangen in ihm. Seinen ersten Sieg über Medusa zu feiern, kam ihm nicht in den Sinn. Allein der Gedanke daran verursachte ihm Übelkeit.
Vielleicht fiel es ihm deshalb schwer, triumphierend zu lächeln, als die Tür erneut aufging und dieses Mal Dalton mit großen Schritten hereinstolzierte.
»Wer hat Sie denn hereingebeten?«, wollte Tom wissen.
»General Marsh weiß, dass ich ein Freund deiner Familie bin.« Dalton trat die Tür zu.
Statt dies zu kommentieren, bemerkte Tom: »Ich schätze, Sie haben das mit Nigel schon gehört.«
»Du überraschst mich, Tom.« Dalton wirbelte herum und lehnte sich mit verschränkten Armen gegen die Tür. »Du lebst im Pentagon, und doch hat dir niemand von einer Doktrin namens ›Gleichgewicht des Schreckens‹ erzählt.«
»Major Cromwell hat uns alles darüber erzählt, aber das Gleichgewicht des Schreckens ist bei uns nicht gegeben, Dalton. Mein Kumpel Nigel« – Tom deutete mehrmals mit dem Daumen auf den leeren Stuhl hinter sich – »hatte echt noch ein paar interessante Geschichten zu erzählen, bevor ich ihn umgehauen habe.«
Dalton holte hörbar Luft.
Tom grinste ihn unverfroren an. »Ja, er hat erzählt, wie Sie ihn dazu gebracht haben, Namen und IP s der CamCo-Mitglieder durchsickern zu lassen. Ich glaube, es gibt ein Wort dafür. Wie hieß das noch mal? Ach ja. Natürlich. Landesverrat .«
»Du kannst nichts beweisen.«
»Da bin ich anderer Meinung. Ihnen bleiben eine, maximal zwei Stunden, bis Lieutenant Blackburn ihn in den Memografen steckt und alles über Sie rauskommt.«
»Ja, und seine Erkenntnisse wird er dann an seine Vorgesetzten weitergeben, die dann mit meinen Vorgesetzten reden werden. Ein oder zwei Geldspenden für den Wahlkampf später wird Präsident Milgram persönlich die Anweisung erteilen, die ganze Sache unter den Teppich zu kehren.« Dalton setzte ein falsches Lächeln auf. »So funktioniert das nun mal.«
»Schön. Dann werde ich eben selbst den Memografen benutzen, um meine Erinnerung daran ans Licht zu bringen, wie Nigel mir von Dominions Plan erzählt hat, die Namen der Kombattanten durchsickern zu lassen. Ihrem Plan, Dalton. Und dann stelle ich das alles ins Internet.« Er sah, dass Dalton zusammenzuckte, als hätte er soeben einen Schlag erhalten. Tom lächelte. »Und so funktioniert das eben auch .«
Diese Drohung gab den Ausschlag. Tom sah zu, wie Dalton der Schweiß ausbrach, während er krampfhaft nach einer scharfen Erwiderung suchte. Er wusste, dass die Veröffentlichung im Internet das Ende jeder Hoffnung bedeutete, ein Geheimnis zu verbergen. Sosehr das Internet auch reguliert worden war, sosehr es im Lauf der
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