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Die Welt ist nicht immer Freitag

Titel: Die Welt ist nicht immer Freitag
Autoren: Horst Evers
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Klar! Wann?
    - So gegen zehn. Und ähm, ich hab nix im Haus, kannst du alles mitbringen, bitte, bis dann, ciao.
    Ich mag Peters morgendliche Anrufe nicht. Die sind kein guter Start. Das muß doch auch anders gehen. Ein Anruf über den ich mich morgens freuen würde, wäre zum Beispiel:
    »Herr Evers, aufgrund einer Materieverdichtung durch das wieder zusammenschrumpfende Universum ist es zu Gravitationsschwankungen in unserem Sonnensystem gekommen, wodurch sich die Erdumdrehung etwas verschoben hat. Um dies auszugleichen, haben wir alle Uhren weltweit um zwei Stunden zurückgestellt und informieren gerade die gesamte Erdbevölkerung davon telefonisch. Es ist für Sie also erst sechs Uhr, sie können noch zwei Stunden schlafen.«
Das Glücksbrötchen
    Montagmittag, ich rufe Thomas an.
    - Hallo Thomas, hier is Horst, kannst du vorbeikommen und mir helfen? Ich muß heute noch ne Busfirma gründen… Was? Warum? Oh, das is ne lange Geschichte, komm einfach vorbei und hilf mir. Ja, halb drei wäre gut. Müssen wir aber inner halben Stunde fertig sein, weil um drei hab ich einen wichtigen Termin, da brauch ich Ruhe.
    Ich lege auf. Na, hoffentlich ist Thomas pünktlich, wäre blöd, wenn ich die heutige Folge von Raumschiff Voyager verpassen würde.
    Beschließe, bis Thomas kommt, mich noch ein wenig mit meinem Glücksbrötchen zu unterhalten. Mein Glücksbrötchen war vor ungefähr 8 Wochen in mein Leben getreten. Damals hatte ich mir vier Brötchen zum Frühstück gekauft, aber nur drei gegessen. Am nächsten Tag kam Ich irgendwie nicht so recht zum Frühstücken, am übernächsten nicht mal so richtig zum Aufstehen, gibt solche Tage. Das übriggebliebene Brötchen wurde mit der Zeit ziemlich oll. Irgendwann wollt ich das dann auch nicht mehr essen. Wegschmeißen mocht ich es auch nicht, immerhin war es ja Brot, also machte ich es schließlich zu meinem Glücksbrötchen. Schien mir das Vernünftigste.
    Heute ist es mir richtig ans Herz gewachsen. Ganze Tage sitzen wir manchmal in der Küche und reden über Gott und die Welt. Zwar hat das Brötchen ganz eigene Ansichten über die Schöpfungslehre, hält den Bäckermeister von nebenan für Gott und hegt zeitweise beinah rassistische Vorurteile gegen Vollkornbrot, aber ansonsten ist es wirklich ein feiner Kerl. Wenn wir gemeinsam Spazierengehen, ich ihm ein bißchen die Stadt zeige, dann ist das schon ein herzerwärmender Anblick. Ein Mann und sein Brötchen, was kann es Schöneres, Natürlicheres geben. Klar, hinter unserem Rücken wird oft getuschelt: »Das Brötchen ist doch viel zu jung für den, das geht nicht gut. Irgendwann ist das Brötchen älter, nicht mehr so frisch, er trifft ein hübsches Croissant… und dann? Dann steht das Brötchen vor den Krümeln der Beziehung.«
    Aber unsere Freundschaft ist uns wichtiger als das Gerede der Leute.
    Es klingelt. Halb drei. Das ist Thomas. Thomas erklärt mir, daß ich zur Gründung einer Busfirma etwas Grundkapital, eine Gewerbelizenz und Fahrer brauche. Na, das ist ja einfacher, als ich dachte. Trotzdem, irgendwie:
    - Sag mal Thomas, meinste nicht, wir haben noch etwas vergessen?
    - Nö, wieso? Was denn?
    - Busse. Ich glaub, wir brauchen noch Busse.
    - Oh verdammt, ja. Busfirma ohne Busse. Das geht nicht lange gut.
    - Mist, an irgend'ner Kleinigkeit scheitert's immer. Mal ist kein Klopapier da, mal hab ich vergessen, Busse zu kaufen. Ich hab einfach Pech.
    - Komm Horst, das schaffste schon irgendwie. Sei nicht so faul!
    - Hey! Von mir zu verlangen, sei nicht so faul, ist so, als würde man das Wasser bitten, sei nicht so naß! Nee, ich muß das irgendwie anders regeln, ich ruf die nochmal an.
    - Ja, hier bei Scholz.
    - Ja, guten Tag, hier ist Ihre Busreisefirma - Kundenservice: Wir wollten nur mal fragen, wie hat Ihnen denn Ihre Busreise gefallen?
    - Die Busreise? Hamm wir die denn schon gemacht?
    - Na klar! Letztes Jahr. Wissen Sie das denn nicht mehr?
    - Nee, jetzt so direkt im Moment. Nee. Moment, ich frag mal meine Frau. Hmhmhm. Nee, meine Frau weiß auch nich. Wie hat's uns denn gefallen?
    - Ohhh. Prima, ganz prima. Schönes Hotel, gute Luft, viel gewandert, Sie fanden das richtig schön.
    - Oh, das freut mich aber, das uns das gefallen hat, obwohl erinnern, ich hab die Reise doch erst heute morgen…
    - Ja, die Sache ist die, wir hatten Ihnen versehentlich einen Prospekt vom letzten Jahr zugeschickt. Die Reise war schon. Nun wollten wir Ihnen deshalb nicht den Urlaub verderben und haben Sie einfach noch in die Reise
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