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Die Welt ist nicht immer Freitag

Titel: Die Welt ist nicht immer Freitag
Autoren: Horst Evers
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vom letzten Jahr reingenommen. Sie hatten doch Zeit letztes Jahr im September?
    - Ja, da hamm wir eigentlich nix gemacht. War'n bißchen langweilig.
    - Gucken Se, dann machen Sie doch jetzt einfach die Busreise letztes Jahr im September, dann hamm Sie nicht das Gefühl, Sie hätten damals ihre Zeit verplempert.
    - Und dann müssen wir gar nicht mehr die lange Busfahrt?
    - Nee.
    - Das ist ja praktisch. Das ist ja Urlaub völlig ohne Streß!
    - Dafür ist unser Unternehmen bekannt. Vor zwei Jahren sind wir übrigens nach Barcelona gefahren. Wollen Sie da auch wieder mit?
    - Barcelona? Klingt interessant. Und das is auch wieder schön?
    - Ja, die Reise war wunderschön. Das ist ja das Tolle an Reisen, die schon waren, da kann man keine unangenehmen Überraschungen mehr erleben.
    - Denn machen wir das doch auch wieder. Die Reise kost auch wieder 1000 Mark?
    - Äääh, jaja. Meine Kontonummer haben Sie ja noch, und ich schick Ihnen dann noch ein paar Prospekte von Tirol und Barcelona zu, damit Sie nochmal sehen können, wie schön Ihre Reisen waren.
    Ich lege auf, pfeif auf Raumschiff Voyager, hab jetzt mein eigenes Reiseunternehmen und gehe zum Reisebüro, Prospekte holen. Wenn meine Busreisefirma weiter so gut läuft, kann ich mir vielleicht demnächst sogar einen Bus kaufen.
    Als ich wiederkomme, hat Thomas für uns beide gekocht:
    - Oh, Schnitzel und sogar paniert. Wußte gar nicht, daß ich noch Paniermehl hatte.
    - Hattest du auch nicht, aber hier lag noch so'n altes Brötchen rum…
    Ein wirklich trauriges Ende.
Revolution
    Früher, es ist noch gar nicht so lange her, war es eines meiner liebsten Hobbys, des Nachts in irgendwelchen Kneipen herumzusitzen, und die für das Vorankommen unserer Zivilisation so dringend notwendige, aber jetzt mal hallo schleunigst durchzuführende Revolution zu planen. Wie das nun so ganz genau gehen sollte, wußten wir erstmal meist auch nicht, aber es war klar, daß wir natürlich hinterher das Sagen haben, und dieses ganze Leben so für alle Menschen allüberall irgendwie schon alles in allem relativ prima wird. Danach wurden sämtliche mitgebrachte Revolutionstheorien die ganze Nacht aber sowas von durchdiskutiert, bis wir irgendwann frühmorgens alles soweit paletti hatten und diese ganze Revolutionschose jetzt eigentlich losgehn konnte. Dummerweise jedoch waren wir zu dem Zeitpunkt jedesmal schon so betrunken, daß niemand mehr außer uns selbst unsere Artikulationsversuche dechiffriern konnte. Trotzdem versuchten wir unser Möglichstes und zogen im Zuge unserer Weltverbesserung laut gröhlend durch die Straßen:
    »Auf, auf, Revolution, geht jetzt los, is alles durchgesprochen und perfekt geplant, kann jetzt losgehn. Alle, die bei der Revolution mitmachen wollen, treffen sich um neun Uhr aufm Alexanderplatz. Pünktliches Erscheinen sichert bessere Posten in der provisorischen Revolutionsregierung!!! Auf, auf!! Macht alle mit!«
    Es ist aber nie jemand auf dem Alexanderplatz erschienen. Zumindest glaub ich das, weil spätestens um acht war ich jedesmal so müde, daß ich dann doch lieber nach Hause gegangen bin. Am nächsten Morgen erinnerten mich nur noch ein schlimmer Kater und eine Liste mit den Telefonnummern der wichtigsten ausländischen Botschaften auf meinem Kopfkissen an den fast-historischen Vorabend, offensichtlich war ich provisorischer Außenminister gewesen. Schlimmer noch allerdings war es unserm provisorischen Polizeipräsidenten Peter ergangen, der direkt nachdem er im Polizeipräsidium am Platz der Luftbrücke sein Amt angetreten hatte, für 12 Stunden in die Ausnüchterungszelle gesperrt wurde…
Psychoratgeber -
Was taugen sie wirklich? -
Ein Selbstversuch
    Ausgelöst wurde alles eigentlich von Paula. Die hatte nämlich ihren Wohnungsumzug auf einen Samstagmorgen um 8 Uhr gelegt und dann auch noch den Schneid besessen, unter anderem mich zu fragen, ob ich nicht dabei helfen wollte. Ich wollte nicht. Wie kann man einen Umzug auf 8 Uhr morgens legen, und dann noch denken, irgend jemand würde dabei helfen wollen? Das ist doch, als würde man sich mutwillig den Kopf kahlscheren und dann zum Frisör gehen und eine Dauerwelle verlangen. Da sie die Bitte allerdings in einer größeren Runde vortrug, brachte ihr der entstehende Gruppenzwang doch einige nicht nachvollziehbare Zusagen ein. Nur ich weigerte mich standhaft, zuerst durch beharrliches Schweigen, dann mit Argumenten: »Tut mir leid, aber mein Terminkalender beginnt erst um neun, ich kann mir das gar nicht
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