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Die Welt der grünen Lady

Die Welt der grünen Lady

Titel: Die Welt der grünen Lady
Autoren: Andre Norton
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das der angenehmen Zufriedenheit, die mich während der letzten Zeit eingehüllt hatte, den ersten Knacks versetzte. Eine Erinnerung rührte sich tief in mir. Da war doch ein Spiegel gewesen, und ich hatte darin etwas gesehen…
    Bartares Lächeln verschwand. Sie sah besorgt aus, als ihr Blick dem meinen begegnete.
    »Es ist nicht weiter wichtig«, erklärte sie hastig. »Bitte, wir wollten doch zum Vorright gehen, um die Windbilder anzusehen …«
    Bartare spielte wieder ihre Kleinmädchenrolle, aber meine Erinnerung kehrte jetzt mehr und mehr zurück, und ich war auf der Hut, wie vor jenem Abend auf dem Hof. Was immer Bartare sein mochte – und ich begann mich zu fragen, ob wir das jemals entdecken würden –, sie war kein normales Kind. Ich sehnte mich danach, mit jemandem darüber zu sprechen. Der Parapsychologe! Wie – oder warum hatte ich meinen dringenden Wunsch, ihn zu Rate zu ziehen, vergessen? Warum war der Kommandant nie auf seinen Vorschlag zurückgekommen? Besaß Bartare eine bisher unentdeckte Esper-Kraft, das Denken jener einzulullen, die sie zu beeinflussen wünschte? Ich konnte diese Frage nur für mich selbst beantworten, obgleich ich nicht wußte, wie sie das fertigbringen konnte.
    Jetzt zweifelte ich nicht mehr daran, daß Oomark sich ihr nicht widersetzen konnte, wenn sie wirklich unbedingt ins Lugraan-Tal wollte. Und der Beweis folgte in einer Weise, daß meine düstersten Ahnungen bestätigt wurden.
    Als wir aus der Stadt zurückkehrten, fanden wir Oomark bereits zu Hause vor. Sein rundes Kindergesicht wirkte hager, und seine von der Sonne Dylans leicht gebräunte Haut war krankhaft blaß. Schweißperlen glitzerten auf seiner Stirn und Oberlippe. Er lehnte an der Wand, aber bevor ich zu ihm eilen konnte, kam er auf uns zu und blieb vor seiner Schwester stehen.
    »Nimm es zurück – nimm es zurück, was Sie Griffy angetan hat!« Seine Stimme überschlug sich fast, und da war der gleiche hysterische Ton wie bei seiner Mutter, als der Arzt sie aus ihrer Trance aufrütteln wollte.
    »Ich habe nichts getan«, erwiderte Bartare ruhig.
    »Du nicht, das ist nicht nötig – Sie hat es getan! Und du sollst ihr sagen, daß sie aufhört! Griffy … Griffy ist so lieb. Er … er kann doch nichts dafür …« Dicke Tränen rollten über Oomarks Wangen. »Also gut, ja! Du kannst mitkommen … du kannst gehen, wohin du willst. Ich … mir ist so schlecht …« Er stöhnte auf, und ich nahm ihn in die Arme und trug ihn, so schnell ich konnte, ins Bad. In diesem Augenblick war es mir unwichtig, was Bartare auf Oomarks Ausbruch hin sagen oder tun würde.

 
4
     
    Als seine Übelkeit vorüber war und ich ihm das schweißnasse Gesichtchen gewaschen hatte, legte ich meinen Arm um ihn und zog ihn zu mir heran.
    »Kannst du mit mir darüber sprechen?« Es war deutlich, daß er einen ziemlichen Schock erlitten hatte.
    »Sie hat gesagt, es würde mir noch leid tun …«, sagte er halberstickt. »Und sie hat recht behalten. Aber doch nicht Griffy! Sie brauchte doch Griffy so etwas nicht anzutun!« Wieder war da dieser hysterische Ton. Beruhigend streichelte ich seinen Arm, und er wandte mir sein tränenüberströmtes Gesicht zu.
    »Weißt du, Griffy – er lebt bei Randulf. Er ist ein Puka, ein echter, lebendiger Puka, kein ausgestopfter, wie ich einen hatte, als ich noch klein war. Er begleitet Randulf überall hin, sogar in die Schule. Nur hierher wollte er nie kommen, weil er es wußte, verstehst du …«
    »Was wußte?« Ein Puka war eine fremde, außerplanetarische Lebensform, ein kleines, pelziges Wesen, das sofort den Wunsch erweckte, es zu streicheln – ein perfektes Haustier. Da Pukas jedoch sagenhaft teuer waren, überraschte es mich sehr, daß ein Kind, so weit von ihrem Ursprungsplaneten entfernt, einen echten Puka besaß.
    »Er wußte von … ihr«, erklärte Oomark mit Nachdruck.
    »Von deiner Schwester?«
    Der Junge schüttelte den Kopf. »Oh, vielleicht wußte er auch von Bartare – weil Sie und Bartare immer zusammen sind. Aber Sie ist die Böse! Und Sie hat gemacht, daß Griffy verletzt wurde! Ich weiß, daß Sie es getan hat. Er ist schwerverletzt, und vielleicht kann ihm sogar der Doktor nicht helfen. Sie hat es getan, weil ich nicht wollte, daß Bartare mit uns geht. Aber sie brauchte deswegen doch Griffy nicht weh zu tun – er hat niemals jemandem etwas getan, und er ist das netteste Pelztier das ich je gekannt habe!« Er begann, am ganzen Körper zu zittern, und ich bekam Angst um ihn.
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