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Die Welt der grünen Lady

Die Welt der grünen Lady

Titel: Die Welt der grünen Lady
Autoren: Andre Norton
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Hof; ich war allein. Dann bückte ich mich, um die Blüte, die ich berührt hatte, näher zu betrachten. Sie war nur noch ein schwarzes Bällchen, verwelkt und vergangen. Bevor ich zu meinem Zimmer zurückging, blickte ich zu Oomark hinein.
    Er lag in tiefem Schlaf. Einem Impuls folgend, stattete ich nun auch Guska Zobaks Zimmer einen Besuch ab. Im gedämpften Schein der Nachtlampe sah ich die Krankenschwester zusammengekauert in einem Sessel – auch in tiefem Schlaf. Guska lag reglos im Bett, aber sie atmete. Sie machten alle den Eindruck, als hätten sie ein Schlafpulver genommen.
    Nach allem, was ich gesehen und erlebt hatte, wünschte ich mir nichts mehr, als mit jemandem darüber zu sprechen. Und ich beschloß, mich selbst um eine Unterredung mit einem Parapsychologen zu bemühen, wenn der Kommandant nicht von sich aus auf seinen Vorschlag zurückkommen sollte.
    Mit diesem Gedanken ging ich zu Bett und fiel fast augenblicklich in Schlaf.
    Auch jetzt noch kann ich mir nicht erklären, warum ich am nächsten Morgen mit dem Gefühl erwachte, etwas Bedeutendes geträumt zu haben – aber das war alles. Meine Erinnerung an das, was am Abend zuvor geschehen war, und daß ich Hilfe herbeiholen wollte, war wie ausgelöscht.
    Im Laufe des Vormittags besuchte uns Edelfrau Piscov, und ich empfand ihre Gesellschaft als sehr angenehm. Es war deutlich, daß sie Kinder gern hatte und verstand. Und Oomark und Bartare benahmen sich an diesem Tag beide wie ganz normale Kinder. Sie nahm uns mit auf eine Rundfahrt durch die Stadt, die voller Vorbereitungen zu einem großen nationalen Fest anläßlich der Landung des Ersten Schiffes der Kolonie war.
    Ich beobachtete, daß Oomark mit zwei Jungen etwa seines Alters Freundschaft schloß, Bartare dagegen, stets höflich und mit Manieren, die bei Erwachsenen Eindruck machten, wenn auch nicht bei ihren Altersgenossinnen, blieb für sich.
    In den nächsten Tagen kehrte nach und nach, Stück für Stück, die Erinnerung an jene Szene im Innenhof zurück, aber seltsamerweise vermochte mich das alles nicht mehr zu beunruhigen. Ich nahm es nicht einmal mehr ernst und hielt es lediglich für ein reichlich phantasiebeeinflußtes Spiel, bei dem ich Bartare zufällig überrascht hatte.
    Bartare zeigte keinerlei Neigung zu weiteren mitternächtlichen Wanderungen und Gesprächen in die Luft hinein, und dadurch erschienen jene Vorfälle immer unwichtiger. Ihr leicht antisoziales Verhalten anderen Kindern gegenüber beunruhigte mich nicht, da auch ich in ihrem Alter lieber für mich gewesen war.
    Dafür ergab sich zwischen Bartare und mir ein gemeinsamer Berührungspunkt. Sie war dabei, als ich den Recorder auspackte, den Lazk Volk mir beim Abschied mitgegeben hatte, und schien sehr interessiert. Ich erzählte ihr von Volks galaktischer Bibliothek, in der auch ich gearbeitet hatte, und sagte, daß ich hoffte, ihr vielleicht neue Informationen hinzufügen zu können.
    Ihr Interesse entwaffnete mich – einer der ältesten Tricks der Welt –, so daß ich recht angetan war von ihrem Vorschlag, zwecks Materialfindung die Ruinen zu besuchen, die ihr Vater vor seinem tödlichen Unfall besichtigt hatte. Dennoch war ein solcher Besuch kaum möglich, da diese Ruinen sich in tiefster Wildnis befanden, weit entfernt von Tamlin. Es würde Übernachtung am Ort bedeuten, und die Unterkünfte dort waren lediglich für die Forschungsgruppe bestimmt. Als ich das Bartare erklärte, schien sie ziemlich enttäuscht zu sein, meinte dann aber, daß es vielleicht noch andere interessante Stätten gäbe, die Tamlin näher lagen.
    So gut verbarg sie ihre eigenen Wünsche, daß ich vollkommen überzeugt war, sie wollte mich lediglich als Reporterin für Lazk Volk in Aktion sehen.
    Guska Zobak nahm an unserem Leben auf dieser neuen Welt praktisch nicht teil. Sie begnügte sich damit, in ihrem Zimmer zu liegen und vor sich hinzudämmern. Jeder Versuch, sie zum Aufstehen und zur Anteilnahme zu bewegen, hatte einen erneuten Anfall von Hysterie zur Folge. Solange man sie ihrem Halbschlaf überließ – der schon längst nicht mehr von Drogen herbeigeführt wurde –, war sie fügsam. Der Arzt gestand schließlich das Ende seiner Weisheit ein und erklärte, daß sie außerplanetarische Expertenbehandlung benötige. Es war also beschlossene Sache, daß wir mit dem ersten Schiff, das eine günstige Route und Raum für uns hatte, nach Chalox zurückkehren würden. Der Haken war nur, daß ein solches Schiff nicht auf Dylan landete,
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