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Die Welt der grünen Lady

Die Welt der grünen Lady

Titel: Die Welt der grünen Lady
Autoren: Andre Norton
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Ich drückte rasch auf den Rufknopf für den Servo-Roboter, und als die Maschine hereinstapfte, tippte ich eine Botschaft für die Krankenschwester.
    Zusammen gelang es uns, ihn zu beruhigen und zu Bert zu bringen. Dann ging ich auf die Suche nach Bartare. Ich fand sie in der Bibliothek, einen Bandleser vor sich. Sie hörte gewissenhaft eine Geschichtslektion an. Ich stellte das Gerät ab und sah sie an.
    »Oomark meint, daß du auf irgendeine Weise dem Puka seines Freundes Schaden zugefügt hast.« Ich war mit der festen Absicht gekommen, Fragen zu stellen und Erklärungen zu fordern.
    Sie sah mich verständnislos an. »Wie hätte ich das tun können, Kilda? Ich habe noch nie einen Puka gesehen. Und ich war den ganzen Tag mit dir zusammen.«
    »Oomark redet dauernd von einer Sie, die durch dich dafür verantwortlich ist«, beharrte ich, entschlossen, mich diesmal nicht mit ausweichenden Antworten zufriedenzugeben.
    »Oomark ist noch ein kleines Kind«, antwortete sie. »Ich habe ihm früher immer Angst eingejagt, wenn er unartig war. Ich erzählte ihm, daß eine Grüne Lady kommen und ihn holen würde, und daß sie alles tun würde, was ich ihr sagte. Jetzt glaubt er, daß es wirklich eine Grüne Lady gibt …«
    »Und um deinen Willen zu bekommen, ängstigst du ihn noch heute damit?«
    »Nein … manchmal …«
    Eine plausible Erklärung, wenn man Zufälle einbezieht, die ja vorkommen. Hätte ich nicht genügend gesehen und gehört, um argwöhnisch zu sein, hätte ich ihr vielleicht geglaubt. Aber was nun – sollte ich ihre Erklärung akzeptieren und darauf warten, daß sie sich eindeutig verriet? Oder sollte ich sofort den Parapsychologen anrufen und einen Unterredungstermin ausmachen?
    »Das würde ich nicht tun.« Sie hielt meinen Blick fest, indem sie das sagte. Um ihre Lippen lag ein unangenehmes Lächeln.
    »Bartare, ich bin kein kleiner Junge, den du mit deinen Geschichten einschüchtern kannst. Ich glaube nicht an deine Grüne Dame, und ich möchte, daß Oomark auch nicht länger an sie glaubt. Ich bin der Meinung, ihr beide braucht mehr Hilfe, als ich euch geben kann.«
    Ihr Lächeln wurde breiter. »Versuch es nur! Du kannst es ja versuchen!«
    Zu meinem Entsetzen gelang es mir nicht, den Sprechapparat zu erreichen, um Kommandant Piscoy anzurufen und um Hilfe zu bitten.
    »Siehst du«, sagte Bartare, als ich zu ihr zurückkam. »Sie hat es nicht zugelassen.«
    Ich setzte mich in einen Sessel ihr gegenüber.
    »Wie wäre es, wenn du mir jetzt erzähltest, wer diese Sie wirklich ist – deine Mutter?« Ich äußerte eine möglichst unwahrscheinliche Vermutung, in der Hoffnung, so eine unbedachte Reaktion von ihr zu erhalten. Das Ergebnis überstieg meine Erwartungen.
    Bartare sprang auf und beugte sich mit verzerrtem Gesicht über mich. »Wie hast du das …«
    Und dann war ihre Erregung wie fortgeblasen. Sie wandte den Kopf ein wenig und machte so sehr den Eindruck, auf jemanden zu hören, daß ich unwillkürlich in die gleiche Richtung blickte. Da war niemand und nichts.
    »Wer ist Sie?« wiederholte ich.
    Nun wurde sie frech. »Das darf nur ich wissen, und es wäre besser für dich, es nicht herauszufinden, Kilda. Wirklich. Ich mag dich – ein bißchen. Aber wenn du Ärger machen willst – dann wirst du Ärger bekommen. Mach dir keine Sorgen um Oomark. Und du kannst ihm sagen, daß mit Griffy alles in Ordnung geht – solange er tut, was von ihm erwartet wird. Für dich gilt das gleiche. Wir fahren in das Tal. Es ist wichtig.«
    Und damit ließ sie mich einfach dort sitzen.
    War Guska Zobak sich eigentlich bewußt, was für eine Tochter sie hatte? War ihr jetziger Zustand vielleicht auch von Bartare beeinflußt, um zu verhindern, daß sie ihrer Tochter Steine in den Weg legte?
    Ich wußte über Esper-Kräfte nur das, was jeder belesene Laie weiß, aber Esper oder nicht, mein ganzes Sein rebellierte dagegen, mich von einem Kind beherrschen zu lassen. Es gab Übungen gegen Halluzinationen und Beeinflussung, und mit denen würde ich sofort beginnen. Wie sehr wünschte ich mir, wenigstens eine Stunde lang Zugang zu Lazk Volks Bibliothek zu haben! Aber – welch besseres Material konnte ich Volks zukommen lassen, als die Geschichte meiner eigenen Verstrickung in dieses unheimliche Netz?
    Wieder in meinem Zimmer, holte ich Volks Recorder hervor – nachdem ich meine Tür mit einem Riegelstrahl verschlossen hatte –, legte die Stirnscheibe an und begann in knappen Worten eine Zusammenfassung all dessen, was
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