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Die weissen Feuer von Hongkong

Die weissen Feuer von Hongkong

Titel: Die weissen Feuer von Hongkong
Autoren: Harry Thürk
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besten Kunden und solche Leute wie dieser Flieger.
    Samboon, ein glatzköpfiger Greis mit schlauen, stets halbgeschlossenen Augen, sah den Piloten aus dem Samlor steigen und mit dem Fahrer sprechen. Er war ein guter Partner, dieser Kolberg. Ein Deutscher, der für die CAT flog. Die Amerikaner schienen sich nichts mehr daraus zu machen, daß die Deutschen ihnen vor neun Jahren den Krieg erklärt hatten. Sie verbündeten sich ja sogar mit den Japanern. Doch das interessierte den Händler wenig.
    Er verbeugte sich tief, dann trat er näher und schüttelte dem Ankömmling nach westlicher Sitte die Hand. Er roch den Duft des Rasierwassers, das Kolberg sich in die Haut gerieben hatte, und lächelte leicht. Es war nicht schwer zu erraten, wohin der Flieger gehen würde, nachdem sie das Geschäft hier abgeschlossen hatten. Nun ja, ein Kunde, der nach Parfüm riecht, ist angenehmer als einer ohne Parfümgeruch.
    «Es ist mir eine Ehre, Sie in meinem Hause begrüßen zu können«, begann der Händler förmlich und führte Kolberg in eine Nische zwischen den Regalen, die mit wunderlichem Krimskrams aus aller Herren Ländern vollgestopft waren. Er nötigte den Gast in einen altersschwachen Rohrsessel.
    «Sie haben mein Telegramm erhalten?«
    Samboon lächelte wieder. Der Deutsche war kein Geschäftsmann; wenigstens keiner, der in Asien Aussicht auf Erfolg hatte. Ihn zeichnete Ungeduld aus. »Ich habe es erhalten und alles vorbereitet«, erwiderte er.
    Solange Kolberg für die CAT flog, und das waren immerhin einige Jahre, hatte er ab und zu Rosenquarz aus Hongkong nach Bangkok geschmuggelt. Dieser rosafarbene Schmuckstein, der selbst in den besten Juweliergeschäften der Vereinigten Staaten ein gesuchter Artikel war, wurde von Flüchtlingen aus China nach Hongkong gebracht. Meist besaßen sie erhebliche Mengen davon, denn bei diesen Flüchtlingen handelte es sich vorwiegend um ehemals reiche Landbesitzer und Kaufleute. In Hongkong veräußerten sie ihren Schmuck, um zu Geld zu kommen. Der alte Samboon besaß Verbindungen, mit deren Hilfe er den begehrten Schmuckartikel günstig nach den Vereinigten Staaten absetzte. Und Kolberg hatte hin und wieder ein Päckchen Rosenquarz mitgebracht. Er hatte das Geld, das er dabei verdiente, von dem Alten verwahren lassen; jetzt wollte er es abholen.
    »Es ist eine hübsche Summe, Mister Kolberg«, eröffnete ihm der Trödler. Er nahm aus einem Schubfach eine Liste und betrachtete sie lange. Ein Diener schlurfte aus dem Hinterzimmer in den Laden und brachte gefüllte Teetassen. Er verschwand ebenso lautlos, wie er gekommen war. »Ich habe es addiert«, fuhr der Alte fort. »Es handelt sich um genau zweiundvierzigtausend Tical.« Er blickte Kolberg an, der nickte nur. »Nach dem gegenwärtigen Wechselkurs wären das zehntausendfünfzig Hongkong-Dollar.« »Wären?« Kolbergs Stimme hatte einen warnenden Unterton.
    Der Alte nahm ihn wahr; lächelnd erklärte er: »Keine Angst, Mister Kolberg, das Geld ist vorhanden. So wie Sie es wünschten, in Hundertdollarscheinen.«
    »Sehr gut«, sagte Kolberg zufrieden. Es schien so, als sollte dieses Geschäft ganz ohne jegliche Überraschung ablaufen. Der Alte verschwand watschelnd hinter einem Vorhang, und Kolberg hörte, wie eine Lade geöffnet wurde. Er trank vorsichtig einen Schluck Tee, nachdem er seine Tasse mit der des Händlers vertauscht hatte. Den Rest goß er in eine Ming-Vase, die in der Nische stand. Vor einem Jahr war Jimmy Bogan, Pilot einer DC-4 der CAT, in einer stillen Gasse Bangkoks mit zertrümmertem Schädel aufgefunden worden. Nur sehr wenige Leute hatten gewußt, daß Bogan Gold schmuggelte und daß er es in Bangkok bei Samboon absetzte. Aber Kolberg, der Bogan ab und zu einen Gefallen getan hatte, war keinen Augenblick darüber im Zweifel gewesen, daß zwischen Bogans Geschäften mit Samboon und seinem Tod ein Zusammenhang bestand. Nun gut, es würde sich zeigen, ob der Alte eine Teufelei plante.
    Der Händler erschien wieder und legte ein dickes Bündel Dollarscheine auf den Tisch. Bevor er sie zählte, nahm er mit beiden Händen die Teetasse und schlürfte genußvoll die braune, aromatische Flüssigkeit. »Heiß«, bemerkte er. »Und der Monsun läßt auf sich warten.« Die Scheine glitten durch seine schlanken, braunen Finger. »Elfhundert, zwölfhundert ... Ich wollte Sie fragen, weshalb Sie das Geschäft so plötzlich abbrechen, Mister Kolberg. Waren Sie mit meinen Zahlungsbedingungen nicht zufrieden?«
    Kolberg zündete sich
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