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Die weissen Feuer von Hongkong

Die weissen Feuer von Hongkong

Titel: Die weissen Feuer von Hongkong
Autoren: Harry Thürk
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sachkundig. »War ein paarmal in Pusan und in Seoul. Aber ich finde, das ist eine räudige Gegend. Kalt. War allerdings im Winter. Die Leute haben gebibbert wie Neger in der Eiszeit.« Erwartete, daß die anderen lachten; aber das taten sie nicht.
    Conolly hatte sich inzwischen an die Philippinen erinnert. »Meine Herren Brüder«, begann er bedeutungsvoll, »das waren noch Zeiten, als wir mit Old Pop Chennault in Manila residierten! Nach dem Krieg wurde da ein gewisser Magsaysay Präsident. Ist es wohl heute noch. Der hatte Schwierigkeiten mit den Kommunisten. Die hatten damals als Guerillas gegen die Japaner gekämpft und wollten nun nicht, daß der japanischen Besatzung die amerikanische folgte. Na, Leute, da sind wir aber eingestiegen wie der Satan persönlich! Mit zwei Dutzend alten Warhawks und Splitterbomben. Der Knabe Magsaysay flog selber mit und schmiß Brandbomben auf die Dörfer. So was von Präsident hatte ich noch nicht gesehen. Der paßte in den Streifen!«
    «Weiber?« erkundigte sich Brooks lakonisch.
    Conolly pfiff durch die Zähne. »Eine Stange Camel, und du konntest zwei Schwestern im wehrfähigen Alter acht Tage lang abwechselnd ...«
    Zehn Jahre sind eine lange Zeit, dachte Kolberg. So lang, daß diese drei Amerikaner mich schon gar nicht mehr als Deutschen betrachten. Nur manchmal, wenn sie Hitler nachäffen, fragen sie mich, ob es ihnen einigermaßen gelingt. Dabei habe ich ihn bloß ein einziges Mal gesehen, als er in seinem Maybach durch die Stadt rollte. Weiß der Teufel, wie der sich wirklich aufgeführt hat. Das ist zehn Jahre her. Und als ich von Deutschland wegging, war ich gerade zwanzig. Da hat man andere Interessen, als aufzupassen, ob sich der oberste Politiker beim Reden an den Schnurrbart oder an die Haartolle greift.
    «Sagt, was ihr wollt«, ließ sich Conolly wieder vernehmen, »ein Krieg weiter südlich wäre mir bedeutend angenehmer als einer da oben in Korea. Im Süden ist‘s warm. Da hat man bei den Mädchen nicht soviel auszuziehen.«
    «Und man sieht bedeutend besser, was man einkauft«, pflichtete Mazzoli ihm bei.
    Brooks lachte auf. »Nimmst du heute wieder die Dicke mit dem Ponyschnitt?«
    «Und ob! Wenn man die anfaßt, weiß man wenigstens, daß es eine Frau ist!«
    «Die Dicke ist keine Frau mehr, die ist ein Grundstück«, urteilte Conolly. »In ganz Taipeh gibt‘s so was nicht. Daß sich die kleinsten Kerle immer die kapitalsten Weiber aussuchen!« Er schüttelte den Kopf.
    Kolberg überlegte angestrengt. Sie werden hier in Bangkok übernachten. Spätestens morgen mittag werden sie zurückfliegen. In Sungshan will ich noch einmal versuchen, mit Chennault zu sprechen. Er könnte mich weiter Fracht fliegen lassen, dann wäre ich zufrieden, bis sich alles andere regelt. Und was tue ich, wenn er mir keine Wahl läßt? Er hat mir bereits angedeutet, daß ein Befehl ein Befehl ist.
    «He, Chef«, rief Conolly ihn an, »du sagst ja gar nichts! Wo schlagen wir nun lieber los, im Süden oder in Korea?«
    Vor ihnen tauchte das Abfertigungsgebäude auf, ein niedriger Holzbau mit hell erleuchteten Fenstern. Dahinter erhoben sich ein paar Palmen, deren Zweige sich leicht in der Abendbrise wiegten. Der Himmel war wolkenlos, die Sterne schimmerten matt, denn um diese Zeit leuchteten sie noch nicht mit ihrer ganzen Kraft.
    «Ganz egal«, brummte Kolberg. »Wo immer es ist: wir werden unsere Eimer über die Landschaft schaukeln, wie der Chef es befiehlt.«
    «Jesus«, kommentierte Conolly, »er ist abwesend. Er liegt in Gedanken schon bei einer honigbraunen Siamesin mit Phosphorfarbe auf den Fingernägeln. Herrschaften, so was hatte ich mal in Saigon. Und irgend ein Komiker hatte der Kleinen direkt unter dem Nabel eine Gebrauchsanweisung für Puddingpulver eintätowiert.«
    Kolberg stieß die Tür zum Abfertigungsgebäude auf und trat an den Zolltisch. Der Beamte dahinter verbeugte sich grinsend. Thailändische Zollbeamte waren wie dienernde Hotelportiers, wenn, es sich um Flieger von der CAT handelte.
    «Mister Korrber, wieder da«, sprudelte er los. »Very plenty schön zu sehen.«
    Kolberg fischte aus der Jackentasche eine Packung Pall-Mall, die in einen Zehndollarschein gewickelt war: Der Beamte ließ sie blitzschnell verschwinden. »Wir plenty eilig, savvy«, ließ der Pilot ihn wissen. Er deutete auf seinen Koffer. »Pyjama, Whisky, Rasiermaschine.«
    Der Beamte nickte eifrig. »Gut, gut, Mister Korrber.« Er hielt es für unter seiner Würde, den Inhalt des Koffers zu
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