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Die Wasser des Mars

Die Wasser des Mars

Titel: Die Wasser des Mars
Autoren: Klaus Frühauf
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verhangenen Himmel, und unter den Öfen beginnt sich langsam ein Berg feinen Mehls zu sammeln. Es sieht aus, als versuche die Natur des fremden Planeten die Reste eines Meisterwerks irdischer Technik zu stützen. Aber Bernd Kronert weiß es besser. Er weiß, daß es nur wenige Wochen dauern wird, bis dieser mehlfeine Staub auch hier ganze Arbeit verrichtet hat.
    Dieser Sand ist das größte Hindernis, das der Menschheit bei der systematischen Erforschung des Nachbarplaneten im Wege steht. Ein übles, ein hinterhältiges Zeug. Selbst die superharten Klarplastfenster der Stationen halten nur einen, höchstens zwei der häufigen Sandstürme aus, dann sind sie blind, wie von einem grauen Schleier überzogen. Der Sand schleift die Scheiben blind, mit Millionen und aber Millionen winzigen Schleifkörnern. Und er schleift die Wände der Stationen ab, poliert an ihrer Oberfläche und kolkt sie aus. Nirgends ist die Erhaltung selbst einfachster Stationen so aufwendig wie auf Mars, auch nachdem viele Teile der Stützpunkte unter die Oberfläche verlegt worden sind.

    Der Mars ist tatsächlich ein übler Bursche, aber er, Bernd Kronert, wird ihm zeigen, wozu ein Mensch fähig ist. Noch hat ihn der Sturm nicht untergekriegt, und auch der Sand wird es nicht schaffen. Noch hat er, der Mensch Kronert, mehr als eine Möglichkeit, sich zu retten.
    Bevor er mit der Untersuchung des Schadens beginnt, betrachtet er den Raketoplan mit aufmerksamerem Blick. Viel wird er nicht zu untersuchen haben, aber er ist verpflichtet, sich einen groben Überblick zu verschaffen, und er hat sich über den Zustand der Ladung zu informieren. Einmal, weil es sich um wichtige Teile für Ares 4 handelt, und zum anderen, weil er einen Teil der Ladung benötigt, um sich selbst zu retten. Die Ladung besteht in der Hauptsache aus Funkgeräten, und es ist ihm nicht schwergefallen, festzustellen, daß sein persönliches Gerät beim Absturz beschädigt worden ist. Die Kontrollampe leuchtet nicht auf, offensichtlich ist das im Helm installierte Gerät zertrümmert worden.
    Einen Augenblick lang hat er einen grotesken Gedanken. Ist es nicht erstaunlich, denkt er, daß der an sich zerbrechliche Mensch einen derartigen Sturz überlebt, während die Rakete nur noch ein Haufen von Trümmern ist? Die Natur war schon ein verblüffend guter Konstrukteur, sagt er sich, aber er schränkt sofort wieder ein: Schließlich hatte sie ja auch eine Unmenge Zeit.
     
    Stunden später flaut der Sturm ab. Aber der Himmel klart nicht auf. Langsam steigt die Nacht herauf. Und Kronert weiß, daß sich die vielen Chancen, die er sich ausgerechnet hatte, auf eine einzige reduziert haben.
    Auch unter der Fracht gibt es kein einziges intaktes Funkgerät mehr. Beim Aufprall sind die Container mit der Ladung nach vorn gerutscht, und dabei haben sie zwei Zwischenwände zertrümmert. Die leichten Behälter sind wie Seifenblasen zerplatzt, und nun bildet ihr Inhalt einen formlosen Haufen von Halbleitern und Plasten.
    Dies jagt ihm den ersten großen Schrecken ein. Zuerst hat er sich gefreut, wenigstens noch einen ganz gebliebenen Sauerstoffbehälter gefunden zu haben. Vier Tage kann er sich jetzt mit dem lebenswichtigen Gas versorgen, wenn er den Rest aus seinem eigenen Behälter hinzurechnet. Aber die Freude währt nicht lange. Hinter einer der zertrümmerten Trennwände sind die Reservebatterien aufbewahrt worden. Der eine der Container hat sie durch den Raum gefegt und an der letzten Wand zerquetscht. Dabei ist es durchaus ein glücklicher Umstand, daß wenigstens die letzte Wand gehalten hat, denn dahinter befindet sich das Cockpit.
    Aber was fängt er ohne Batterien an? Die Nächte auf Mars sind mörderisch kalt, im Freien ohne Anzugheizung kaum zu überstehen. Und die Kapazität seiner im Anzug eingebauten Batterie ist ziemlich erschöpft. Falls er heil zurückkommt, wird er sich einen Verweis einhandeln, wenn man erfährt, daß er mit halbentladener Batterie abgeflogen ist. Aber wer kommt schon auf den Einfall, daß etwas schiefgehen könnte?
    Doch Kronert. weiß jetzt, daß er sich glücklich schätzen kann, wenn er einen Verweis erhält. Denn das setzt voraus, daß er zurückkommt, lebend zurückkommt. Toten erteilt man auch auf Mars keine Verweise mehr.
    Mit der halbentladenen Batterie kann er sich höchstens zwei Nächte lang warm halten, und auch nur dann, wenn erspart. Bis Ares 4 hat er mindestens einhundertfünfzig Kilometer zurückzulegen, vielleicht sogar noch ein paar mehr. Sein
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