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Die Wasser des Mars

Die Wasser des Mars

Titel: Die Wasser des Mars
Autoren: Klaus Frühauf
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Dabei ist es unerheblich, welche Kraft am Hebel angreift.
    Kronert wird sich der Tatsache bewußt, daß es keine Rettung mehr für ihn gibt. Weiter und weiter senkt sich der Radarsporn des Raketoplans. Lauter und lauter wird das Rauschen auf den Tragflächen.
    Plötzlich bricht Schwärze durch die graue Dämmerung. Das Cockpit der Maschine zerbirst in einem hellen, nervenerschütternden Knall. Eine weiße Wand fliegt heran, Kronert hat das Gefühl, in einen mit Watte gefüllten Schacht zu stürzen. Sein Fall wird langsamer und immer langsamer, dann hüllt ihn die Bewußtlosigkeit in Vergessen.
     
    Als Kronert wieder zu sich kommt, steht die Welt auf dem Kopf. Er versucht über diesen befremdenden Umstand nachzudenken, aber es fällt ihm sehr schwer, seine Gedanken zu ordnen. Er fühlt sich beengt, kann weder Arme noch Beine bewegen. Offensichtlich hält ihn etwas fest.
    Er schließt die Augen und versucht ruhig zu überlegen. Das Herz hämmert in der Brust wie ein Motor. Als er die Augen wieder öffnet, weiß er, daß nicht die Welt auf dem Kopf steht, sondern er mit dem Kopf nach unten in den Trümmern hängt. Das Kabinendach ist völlig zerstört, und er wird von dem Prallkissen, das sich beim Aufprall explosionsartig mit Gas gefüllt hat und nun das ganze Cockpit einnimmt, in der Schwebe gehalten. Das Kissen ist riesengroß, weich und weiß wie Watte.
    Nur leise klingt das Rauschen der steigenden und fallenden Sandmassen durch den Helm des Schutzanzuges.
    Noch nie war er in einer derart blödsinnigen Situation. Wenn ihn so seine Kameraden von Ares 1 sehen könnten, sie würden sich über ihn lustig machen. Ausgerechnet ihm, Kronert, muß das passieren.
    Während er sich noch die grinsenden Gesichter der Gefährten vorstellt, beginnt er mit den ersten Bewegungsversuchen. Er ist äußerst vorsichtig. Irgendwann hat er gehört, daß man häufig selbst schwere Verletzungen im ersten Augenblick nicht spürt, und das macht ihn doppelt aufmerksam.
    Aber so hat das alles keinen Sinn. Das Prallkissen verhindert jede auch nur einigermaßen ausholende Bewegung. Er blickt nach unten. Etwa einen Meter unter seinem Kopf bildet sich langsam eine Sandwehe aus rötlichem Staub. Sie wächst ihm zusehends entgegen. Und jetzt weiß er, daß er nicht warten darf. Bei diesem Sturm ist die Maschine so schnell eingeweht, daß er Schwierigkeiten haben wird, sich durch den Sand zu graben. Kaum hat er den Gedanken zu Ende gedacht, da sucht er auch bereits den Geberknopf des Ultraschallsenders am Manschettenbund des rechten Armes. Es dauert nur Sekunden, bis er ihn ertastet hat. Ein winziger Druck, und vor ihm zerreißt die Folie des Prallkissens. Kopfüber stürzt er in die weiche Sandwehe, und plötzlich durchzuckt ein scharfer Schmerz seinen Fuß. Einen winzigen Augenblick spürt er Erleichterung darüber, daß mit diesem Schmerz der Beweis erbracht worden ist, daß sein Körper noch nicht ganz gefühllos ist, dann wird der Schmerz so heftig, daß es ihm vor den Augen flimmert.
    Lange Zeit bleibt er ganz still liegen, ohne die geringste Bewegung. Vielleicht kommt ihm die Zeit auch nur so lang vor, weil der Schmerz nur langsam abklingt. Er spürt, wie der Sturm Sand an seinem Körper ablagert, wie die Wehe des Staubes links und rechts von ihm wächst, aber diesmal ist er vorsichtiger. Wieder beginnt er mit Bewegungen. Zuerst die Hände, dann die Arme und schließlich den Kopf. Lange begnügt er sich mit Kopfkreisen, zu lange. Als die Halswirbel zu knacken beginnen, schilt er sich einen jämmerlichen Feigling, der Angst hat, den kaputten Fuß zu bewegen.
    Dann versucht er es zuerst mit dem linken Fuß. Freude wallt in ihm auf, als der Schmerz ausbleibt. Der linke Fuß ist also unverletzt. Jetzt weiß er, daß er sich retten kann. Es gibt viele Möglichkeiten.
    Mit dem rechten Fuß versucht er die Bewegungen gar nicht erst. Bereits bei seinen ersten Bemühungen, unter der Rakete hervorzukriechen, beginnt der stechende Schmerz erneut, obwohl er den Fuß nur vorsichtig nachzieht. Er beißt die Zähne zusammen und schiebt sich Zentimeter um Zentimeter unter dem schützenden, auf dem Rücken liegenden Wrack hervor. Draußen springt ihn der Sturm an, aber er scheint nicht mehr so stark zu sein. Langsam zieht Kronert die Knie an den Körper und richtet sich auf. Und dann kniet er neben dem Raketoplan, dessen Vorderteil mit der Kanzel ein Haufen zerfetzten Bleches und Kunststoffes ist. Das Heck ragt schräg aufwärts in den von Sandmassen grau
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