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Die Wandersängerin: Historischer Roman (German Edition)

Die Wandersängerin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Wandersängerin: Historischer Roman (German Edition)
Autoren: Karolina Halbach
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künftigen Gemahls nicht zu sorgen. In der Bekanntschaft ihres Vaters gab es keine armen Schlucker.
    »Ihr solltet auf jeden Fall versuchen, ihnen vorgestellt zu werden, bevor eine Thundorferin Euch den Kavalier wegschnappt.«
    Arigund verzog die Lippen zu einem Schmollmund. »Die fehlen ja nie, wenn sie einen fetten Happen riechen.«
    »Bei diesem Fest können sie schwerlich fernbleiben«, versuchte die Magd zu scherzen, »wo der Herr DeCapella doch die Herrin Katharina heiratet.«
    Arigund schaute drein, als habe sie Zahnschmerzen.
    »Diese Thundorferin mit ihrem Pfannkuchengesicht! Wäre sie nicht aus einflussreichem Hause, käme eine Verbindung mit ihr nie in Frage.«
    »Natürlich reicht die Frau Katharina nicht im Entferntesten an die Schönheit und Würde Eurer Mutter heran«, beschwichtigte Annelies.
    Anna Barbara Zandt war Arigunds Vorbild. In den Handelshäusern Regensburgs wurde der Name ihrer Mutter auch heute noch mit großer Achtung genannt, und in so mancher Gesindeküche munkelte man, dass das Haus DeCapella seinen Aufstieg in Regensburg nicht so sehr dem kaufmännischen Talent des Herrn als vielmehr den Verbindungen und dem Verhandlungsgeschick seiner Gemahlin zu verdanken habe. Von seiner neuen Frau erhoffte sich der Herr DeCapella sicher Ähnliches. Schließlich war die Patrizierburg der Thundorfer in der Gesandtenstraße in den letzten Jahren stetig gewachsen. Die Köchin hatte deshalb gemeint, dass die Katharina Thundorf, auch wenn bereits Witwe und gewiss nicht halb so angenehm wie die Anna Barbara Zandt, eine gute Partie war. Herr DeCapella besäße zweifellos ein glückliches Händchen in Heiratsangelegenheiten.
    »Mein Onkel fährt auf einem der Thundorfer Donauschiffe«, meinte Annelies zaghaft. »Er sagt, man würde sie nur mit erlesenen Waren beladen.«
    »Papperlapapp, Dienstbotengeschwätz!«, herrschte Arigund sie an. »Die Thundorfs biedern sich den Wittelsbachern an. So verdienen sie ihr Geld, nicht mit ehrbarem Fernhandel. Ein wahrer Regensburger Kaufmann ist ein freier Bürger, frei im Geist und nur dem Kaiser zu Diensten.«
    Annelies zuckte zusammen. Das konnte ja heiter werden. Wenn Arigund sich mit solchen Äußerungen nicht zurückhielt, würde sie sich rasch den Zorn der Katharina Thundorf zuziehen. Schließlich brachte die ihre eigenen Dienstboten mit, und die würden ihrer Herrin so etwas augenblicklich zutragen. Auch Annelies würde in Zukunft noch vorsichtiger werden müssen. Zwar war sie keine Unfreie, doch sie hatte noch einige Jahre als Zofe vor sich, bis sie mit einer angemessenen Aussteuer nach Hause zurückkehren und eine Hochzeit in Erwägung ziehen konnte. Sie hätte es lieber gehabt, wenn bis dahin alles beim Alten geblieben wäre.

K APITEL 3
    A PRIL 1268
    Kerzengerade verharrte Arigund auf einem Hocker und ließ die langwierige Ankleideprozedur über sich ergehen. Zwei Glockenschläge später, als die Zofe ihr Werk vollendet hatte, war das Mädchen kaum wiederzuerkennen. Gekleidet in dunklen Brokat, mit feinen Strümpfen und Schuhen aus weichem Ziegenleder, wirkte Arigund so nobel wie eine Prinzessin. Die nun zur Raison gebrachten Haare wurden gekrönt von einem Reif aus Ebenholz, dem Schappel, das dem nahezu durchsichtigen Schleier Halt bot. Die feine Spitze bedeckte Arigunds für hiesige Mädchen etwas zu dunklen Haare und ihren braunen Teint. Nur die schwarzbraunen Augen blitzten nach wie vor höchst undamenhaft.
    »Herrin, ihr seid wunderschön«, hauchte Annelies.
    Arigund zwinkerte ihrer Magd zu. »Sag ich doch!«, kokettierte sie. »Mein Vater wird mit Stolz auf mich blicken.«
    Beschwingt stieg Arigund die Treppe zur großen Halle herunter. Im Eingang zum Festsaal entdeckte sie ihren Vater – bereits im Hochzeitsgewand – im eifrigen Gespräch mit zwei hünenhaften Männern. Arigund erkannte die Adelsfreien von Brennberg, Herren der gleichnamigen Burg. Der schwarze Waffenrock mit rotem Blitz kennzeichnete sie als Ritter von hohem Rang. Arigund hatte Pater David gut zugehört, als er ihr die Regensburger Adelshierarchien erklärte. Für ihren Vater musste es eine große Ehre sein, dass der Fürstbischof seinen Truchsess gesandt hatte. Nur selten kam ein Ritter zur Hochzeit eines bürgerlichen Kaufmanns. Arigund hatte nur eine vage Vorstellung vom Leben der Ritter. Hier in der Stadt hielt man sie für unzivilisierte Gesellen, die darauf aus waren, den Kaufleuten Geld und Waren abzunehmen oder sie sogar zu ermorden. Pater David jedoch schilderte sie ihr in
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