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Die Wandersängerin: Historischer Roman (German Edition)

Die Wandersängerin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Wandersängerin: Historischer Roman (German Edition)
Autoren: Karolina Halbach
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älteste der Thundorf-Kinder und heiratete mit dreizehn einen Fernhandelskaufmann in Augsburg. Im letzten Jahr raffte ihn die Schwindsucht dahin.«
    »Das Trauerjahr ist bereits verstrichen.«
    »Aber es könnte andere Probleme geben. Die Zandts …«
    »Das lasst meine Sorge sein!«, unterbrach ihn DeCapella hastig. »Ich mache mir Gedanken um Arigund. Was wird sie zu einer Stiefmutter sagen?«
    »Es ehrt Euch, Herr, dass Ihr Euch Gedanken um das Wohl Eurer Tochter macht. Andererseits, sie ist ein Mädchen und wird das Haus über kurz oder lang sowieso verlassen.«
    »Sie wird vierzehn.«
    »Richtig, vielleicht ein wenig zu alt, um sie zur Erziehung fortzugeben.« Der Pater kraulte nachdenklich seinen Bart und fuhr dann fort: »Und noch nicht alt genug für eine Heirat.«
    Der Kaufmann nickte. »Selbst wenn: Die Ehe müsste wohlbedacht sein. Der alte Zandt steht ihr sehr nah. Es wird schwierig werden, seinen Ansprüchen zu genügen.«
    »Dann lasst ihn doch die Ehe arrangieren.«
    »Himmel, nein! Ich habe nur dieses Kind. Die Ehe muss wohlbedacht sein. Falls mir die Thundorferin keinen Sohn schenkt, darf das Haus DeCapella nicht in falsche Hände geraten.«
    Unschlüssig wiegte der Pater den Kopf und begann auf und ab zu schreiten. Die Ledersandalen klatschten auf den Holzboden.
    »Arrangiert eine Ehe, die über ihrem Stand ist, möglichst mit einem Adelsherrn.«
    DeCapella lächelte. »Gegen so eine Hochzeit könnte der alte Zandt tatsächlich kaum Einwände vorbringen. Der Kaufmann kratzte sich am Kinn und fuhr dann nachdenklich fort: »Aber welcher Edelfreie will schon unter Stand heiraten, auch wenn man es mit dem Verlust der Titel und Güter nicht mehr so streng nimmt wie früher?«
    »Für einen reichen Fernhandelskaufmann wäre es zu bewerkstelligen, wenn man es geschickt einfädelt. Die Herren Ritter neigen zur Völlerei und haben kein rechtes Verhältnis zum Geld …«
    »Und der Fürstbischof?«, wandte DeCapella ein.
    »Ich als Prior könnte ein gutes Wort für Euch einlegen, Herr. Schließlich seid Ihr ein bedeutender Gönner unseres Klosters.«
    Ein wohlwollendes Lächeln huschte über DeCapellas Gesicht. Er schien genau auf diese Zusage gehofft zu haben. Doch dann verdunkelte sich seine Miene erneut.
    »Wird man sie denn gut behandeln? Die Ritter scheinen mir recht raubeinig. Sie ist ein Stadtkind und an Freiheit gewöhnt.«
    Pater David zuckte die Schultern. »Sie ist ein Mädchen und wird sich ihrem Schicksal fügen. Es wäre allerdings von Vorteil, ein Haus zu wählen, mit dem wir Regensburger in Burgfrieden leben. Nicht, dass aus einer Zwistigkeit der Adelsherren am Ende Euer Fleisch und Blut zu einem Unterpfand würde.«
    DeCapella winkte ab. Als hätte er vor, seine Tochter einem dieser Raubritter zu geben, die ständig versuchten, seine Agenten zu erschlagen!
    »Ich werde einen Gefallen einfordern«, erklärte er dem Abt. »Die Brennberger stehen in meiner Schuld – und meine Tochter ist nicht schlechter als jedes der adligen Mädchen, das an ihrem Hof erzogen wird …«
    »Die Burg der Truchsesse?«, fragte der Mönch streng. »Aber die Herrin der Burg … führt einen Minnehof!«
    DeCapella fuhr auf. »Und was ist daran schlecht? Ich hörte, sie empfängt die berühmtesten Troubadoure. Arigund wird ihren musikalischen Neigungen weiter nachgehen können.«
    »Aber … aber … sie wird nicht nur singen und die Laute schlagen lernen. Sie wird … tanzen! Und sie wird mit … äh … mit Männern zusammenkommen.«
    Pater David druckste herum. Wie viele Kirchenmänner missbilligte er die neue Mode, die Edelfräulein und jungen Ritter an den Fürstenhöfen nicht mehr streng voneinander getrennt aufwachsen und lernen zu lassen. Adelsfreie wie die Herrin von Burg Brennberg unterwiesen Mädchen und Jungen im höfischen – minniglichen – Umgang miteinander. Dazu gehörten der gemeinsame Genuss von Musik, Tanz und Dichtung. An Minnehöfen waren Troubadoure ebenso willkommen wie starke Kämpfer – und das Idealbild des modernen Ritters vereinigte beide Tugenden. Doch DeCapella ließ keinen Einwand gelten.
    »Die Herrin von Brennberg wird es wohl schaffen, diese Kontakte im Rahmen schicklicher Formen zu halten«, bemerkte DeCapella streng. »Ihr wollt sicher weder meiner Tochter noch der Edelfrau mangelnde Tugend unterstellen?«
    Der Pater schüttelte den Kopf. Die Sache war offensichtlich sowieso schon beschlossen.
    »Dann werde ich die Hochzeitszeremonie mit meinen Brüdern besprechen.« Er machte
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