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Die Wandersängerin: Historischer Roman (German Edition)

Die Wandersängerin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Wandersängerin: Historischer Roman (German Edition)
Autoren: Karolina Halbach
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leben, das wäre ein Traum! Du würdest doch mitkommen, oder?«
    »Natürlich, wer würde nicht gerne Männer, wenn sie unliebsam werden, in Schweine verwandeln?«
    Annelies kannte die Geschichte, die Arigund mit dem Prior studiert hatte. Noch gestern hatten die beiden darüber gekichert. Die Zofe musste bei dem Gedanken wieder schmunzeln und steckte Arigund mit ihrer Fröhlichkeit an.
    »Männer können aber auch ganz schön verlockend sein«, meinte das Kaufmannsmädchen. Es zwinkerte Annelies zu, und die wusste genau, auf was – beziehungsweise auf wen – ihre Herrin anspielte. Annelies aber tat ganz unschuldig und meinte: »Das kann ich mir kaum vorstellen. Die meisten Männer, die ich kenne, hätte Circe augenblicklich verzaubert.«
    »Also, der Mann, den ich mal heirate, der muss von nobler Gesinnung sein, gerecht und aufrecht. So jemand wie König Artus, ein Ritter. Aber natürlich muss er auch Geld haben.«
    »Ich fürchte, da werden wir noch eine Weile warten müssen, bis uns so einer angetragen wird. Und bis dahin könnt Ihr Euch von Eurem Vater verwöhnen lassen.«
    Annelies deutete auf das Kleid aus feinstem byzantinischen Tuch, das Herr DeCapella von seinem italienischen Hausschneider für seine Tochter hatte anfertigen lassen. Doch Arigund zeigte sich nach wie vor unversöhnlich. »Das hat er doch nur gemacht, damit ich die Kröte mit seiner Hochzeit schlucke.«
    Annelies überlegte, wie viele Kleider sie selbst wohl im Schrank hätte, wenn sie für jede »Kröte«, die sie hatte schlucken müssen, eines bekommen hätte. Vielleicht gar ein solches, wie es da lag. Es war in Meister Pedros Werkstatt angefertigt worden, und der war in ganz Regensburg für sein Geschick mit Nadel und Faden bekannt.
    Die Zofe griff behutsam nach der aufwendig gearbeiteten Brüsseler Spitze, die Kragen und Ärmel des Gewandes zierte. Sie war mit Glasperlen bestickt, genug, um den Reichtum des Hauses DeCapella zu bezeugen, aber nicht so viel, um anmaßend zu wirken. Annelies liebte es, mit den teuren Stoffen und Spitzen zu hantieren, und sie hatte Talent dafür, wie man Kleidung geschickt zusammenstellte. Ihre Mutter hatte es sie einst gelehrt, damals, als der Vater noch als Tuchhändler hatte arbeiten können. Das waren gute Zeiten gewesen. Doch dann war der Vater krank geworden und die Familie hatte Hunger gelitten. Schließlich hatte Annelies die Stelle im Haus der DeCapellas angetreten. Seither wurde sie zumindest täglich satt.
    »Sei es, wie es sei, Ihr werdet wunderschön darin aussehen, Herrin. Wisst ihr eigentlich schon, wer alles zum Fest kommen wird?«
    Im Grunde kannte die Magd die Antwort selbst. Seit Monaten bot die Gästeliste den Bediensteten Gesprächsstoff, wenn sie sich zum Nachtmahl in der Küche versammelten. Annelies, eigentlich ein scheues Mädchen, das nicht gerne im Mittelpunkt stand, wurde von den anderen oft mit Fragen bedrängt. Wer denn alles käme und ob vielleicht bei dieser Gelegenheit auch nach einem Bräutigam für die Tochter des Hauses Ausschau gehalten werde? Ob Annelies die Zukünftige des Herren DeCapella bereits zu Gesicht bekommen habe und ob sie wirklich so streng sei, wie sich alle erzählten? Normalerweise senkte Annelies dann immer den Kopf und zuckte mit den Schultern. Sie tratschte nicht über ihre Herrschaft – höchstens ein wenig mit Magda, aber da gab es derzeit ein ganz anderes Thema. Annelies lächelte versonnen in sich hinein und hätte fast nicht mitbekommen, dass sich Arigund tatsächlich auf das Ablenkungsmanöver einließ.
    »Alle großen Häuser Regensburgs werden da sein und natürlich auch deren Söhne«, verkündete sie.
    »Und vielleicht Euer zukünftiger Gatte?«, neckte Annelies.
    Arigund kicherte. »Hast du da einen bestimmten im Sinn? Etwa den schielenden Kirschensteiner Buben?«, erwiderte sie keck.
    »Ich dachte da mehr an den jungen Herren Schierling«, schlug Annelies vor.
    »Bist du wirre? Den müsste ich ja hinter einem Schleier verstecken. Als ich ihn zuletzt sah, hatte er lauter rote Pusteln im Gesicht.«
    »Ah, ich verstehe, Euch steht eher der Sinn nach einem aufgeweckten Italiener. Einem Troubadour vielleicht?« Annelies machte eine Bewegung, als schlüge sie die Laute.
    »Ich fürchte, die Söhne der Venezianer, die mein Vater geladen hat, taugen nicht einmal als Gondoliere.«
    »Aber wohlhabend wären sie schon.«
    »In der Tat. Das kann man ihnen nicht absprechen.« Arigund nickte desinteressiert. Sie brauchte sich um den Reichtum ihres
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