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Die Wanderapothekerin 1-6

Die Wanderapothekerin 1-6

Titel: Die Wanderapothekerin 1-6
Autoren: Iny Lorentz
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nun im Badischen eine neue Heimat gefunden.«
    Fiene Schneidts Gesicht verzerrte sich vor Wut und Hass. »Warum muss dieser Lümmel am Leben bleiben, während mein Mann umgebracht wurde?«
    Diese Worte machten Klara die Tante nicht sympathischer, dennoch fühlte sie sich bemüßigt, ihr Hilfe anzubieten.
    »Ihr wollt mir helfen?«, antwortete die Frau höhnisch. »Ihr habt ja selber nichts! Nein danke! Ich gehe mit Reglind zu meinen Verwandten nach Saalfeld. Die werden jenem Lumpen, der meinem armen Kind die Ehe versprochen und es dann schwanger hat sitzenlassen, schon einheizen. Entweder er heiratet sie, oder er zahlt!«
    Mit diesen Worten kehrte sie Klara und den anderen den Rücken zu. Reglind streckte Klara noch die Zunge heraus und folgte ihrer Mutter.
    »Ein liebenswertes Paar«, fand Rumold Just, der trotz seines Widerstrebens mitgekommen war, und schüttelte sich.
    Tobias klatschte den beiden Zugpferden die Zügel auf den Rücken und fuhr weiter zu Klaras Heim.
    Dort war man offenbar darauf aufmerksam geworden, dass sich ein Fuhrwerk näherte, denn Klaras Mutter kam mit den beiden jüngeren Kindern aus dem Haus und hielt sie ängstlich fest. Als sie die Tochter erkannte, nahm ihr Gesicht einen so weichen Ausdruck an, dass Klara vom Wagen sprang und ihr entgegeneilte.
    »Kind, da bist du wieder!«, flüsterte die Mutter unter Tränen und tastete Klaras Gesicht ab, so als müsse sie sich davon überzeugen, wirklich die Tochter vor sich zu sehen.
    Mit einer schnellen Bewegung drückte Tobias seinem Vater die Zügel in die Hand und folgte Klara. Als er bei ihr war, legte er die Hand so besitzergreifend um ihre Schultern, dass ein junger Mann, der eben herangeeilt kam, stehen blieb und die beiden verwirrt anstarrte.
    »Wie bitten um deinen Segen, Frau Schneidt, denn Klara und ich wollen heiraten!«, sagte Tobias lächelnd.
    »Ihr wollt sie heiraten? Aber Ihr seid doch der Sohn des Laboranten Just und Klara ein armes Mädchen, das nicht mehr besitzt als sich selbst.« Die Mutter wollte es nicht glauben, drückte aber beide an sich.
    Der junge Mann hatte Tobias ebenfalls gehört und wandte sich mit enttäuschter Miene zum Gehen. Martha erriet, wer es sein konnte, und stieg nun ebenfalls vom Wagen.
    »Du bist Fritz Kircher, nicht wahr?«, sprach sie ihn an.
    Der Bursche nickte. »Ja, der bin ich!«
    »Klara hat mir schon viel von dir erzählt. Du sollst ein braver, arbeitsamer Bursch sein«, sprach Martha weiter und musterte ihn. Mit Tobias konnte er sich natürlich nicht messen, aber sie fand ihn durchaus hübsch. Er hatte ehrliche Augen und ein Gesicht ohne Falsch.
    »Klara hat dir von mir erzählt?«, fragte Fritz, neugierig geworden.
    »Sie mag dich sehr, und wäre Tobias nicht, hätte sie sich vorstellen können, dich zu heiraten. Sie war dir nur böse, weil du andauernd nur ihrer Base nachgerannt bist und sie keines Blickes gewürdigt hast.«
    »Ich glaube gerne, dass Klara mich für einen Narren gehalten hat. Ich war ja auch einer!«, gab Fritz unumwunden zu. »Anstatt dem Mädchen den Hof zu machen, das es wert war, hatte ich nur Augen für Reglind. Dabei hätte diese falsche Schlange mich beinahe ohne mein Mittun zum Vater gemacht.«
    »Wie geht das denn?«, rief Martha verwundert.
    »Sie meinte vor ein paar Wochen, dass sie mich gern genug hätte, um mit mir ins Heu zu steigen. Beinahe wäre ich darauf eingegangen, doch meine Base aus Königsee hat mich gewarnt, dass Reglind sich bereits mit einem dortigen Laborantensohn eingelassen hätte. Daher ließ ich die Finger von Reglind – und siehe da, ihr Bauch wuchs auch ohne mich.«
    Martha musterte Fritz Kircher aufmerksam und fand, dass er bei weitem nicht so dumm sein konnte, wie Klara ihn hingestellt hatte. Wahrscheinlich hatte ihre Freundin das Urteil eines sich missachtet fühlenden Mädchens abgegeben. »Das war natürlich gemein von Klaras Base! Jetzt hast du gehofft, du könntest Klara für dich gewinnen, sobald sie von ihrer Wanderung zurückkehrt, nicht wahr?«, sagte Martha mit einem sanften Lächeln.
    Mit einem leisen Seufzer nickte Fritz. »Ja, aber gegen einen Tobias Just kann ich nicht anstinken.«
    »Dabei bist du ein recht schmucker Bursche, würde ich sagen«, erklärte Martha.
    Die Gestalt des jungen Mannes straffte sich. »Findest du? Aber wer bist du eigentlich? Ich habe dich hier noch nie gesehen.«
    »Ich heiße Martha«, erklärte die junge Frau. »Ich war Leibeigene, bin aber mit Klaras Hilfe freigekommen. Jetzt suche ich eine neue
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