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Die Wanderapothekerin 1-6

Die Wanderapothekerin 1-6

Titel: Die Wanderapothekerin 1-6
Autoren: Iny Lorentz
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Existenz des Goldes offenzulegen, um nicht an die Behörden des Fürsten denunziert werden zu können.
    In Johanna Schneidt kämpfte der Wunsch, dem Willen ihres Mannes zu folgen, mit dem, ihrem Sohn zu gehorchen. Schließlich trat sie zum Herd, der mit kalter Asche bedeckt war, schob diese beiseite und stemmte die große Steinplatte, die sie zum Kochen benützte, mit dem Schürhaken heraus. Darunter lag feiner Sand. Als sie diesen entfernt hatte, kam ein großer, irdener Krug zum Vorschein. Um diesen herauszuholen, brauchte sie Tobias’ Hilfe. Dieser schüttete die kleinen, schüsselförmigen Münzen vorsichtig auf den Tisch, damit keine zu Boden fiel, und sah dann seinen Vater lächelnd an.
    »Das hier ist Martin Schneidts Vermächtnis. Er hat diesen Schatz vor langer Zeit zusammen mit seinem Bruder geborgen und mit ihm geteilt. Während Alois Schneidt seinen Anteil vergeudet hat, hob Martin Schneidt den seinen für Zeiten der Not auf.«
    »Aber er hielt ihn für verflucht!«, wandte Johanna Schneidt ein, doch Tobias bedeutete ihr zu schweigen und wandte sich seinem Vater zu. »Er muss verkauft werden, aber rasch und so, dass die hiesigen Behörden und der Fürst nichts daran auszusetzen haben.«
    »Das bringe ich fertig«, antwortete Rumold Just, ohne seinen Blick von dem Gold lösen zu können.
    »Gerold hat verfügt, dass der Schatz in fünf Teile geteilt werden soll, einen für die Mutter und je einen für jedes der Geschwister. Von Gerolds Anteil fällt noch die Summe an Klara, die sie ihm überlassen hat. Den Rest werden wir ihm im nächsten Jahr bringen.«
    »Das ist gerecht!«, befand Tobias’ Mutter.
    Rumold Just starrte noch immer das Gold an und versuchte, sich Klaras Anteil daran vorzustellen. Selbst wenn er das wegrechnete, das an den Fürsten gezahlt werden musste, war es noch eine erkleckliche Summe.
    »Klara hat übrigens auch so einiges an Geld gesammelt«, fuhr Tobias lächelnd fort. »So wurde sie von der Gräfin Waldstein für ihre Mithilfe bei der Geburt ihres Sohnes belohnt und erhielt auch noch eine Entschädigung von Graf Bruno von Güssberg, dessen Land aus gewissen Gründen, für die Klara nichts kann, von unseren Wanderapothekern nicht mehr betreten werden darf. Ich habe bereits den Weg darum herum erkundet und die entsprechenden Privilegien erhalten.«
    »Klara hat also einiges an Geld mitgebracht und zudem ein Anrecht auf einen Teil dieses Goldes?« Rumold Justs Stimme klang scharf, doch Tobias antwortete lächelnd.
    »So ist es!«
    In dem Augenblick holte sein Vater aus und versetzte ihm eine Ohrfeige, die es in sich hatte.
    »Die hast du dir verdient!«, rief sein Vater grollend. »Wenn du uns von dem Gold berichtet hättest, hätten wir Klara freudigen Herzens in unsere Arme genommen. Aber du Lümmel musstest uns zum Narren halten und so tun, als wolltest du ein bitterarmes Mädchen heiraten.«
    Auch Klara wirkte im Augenblick zornig, und für einen Augenblick sah es so aus, als wolle auch sie zuschlagen. Dann aber ließ sie die rechte Hand sinken und funkelte Tobias an. »Gerold und du, ihr habt mich gewaltig an der Nase herumgeführt! Du wusstest von dem Gold und auch, dass dein Vater dir die Heirat mit mir erlauben würde, sobald er davon erfährt. Und ich habe so sehr gebangt, er könnte zornig werden und seine Hand von dir abziehen!«
    »Das hätte ich nie getan!«, rief Just und schlang einen Arm um Klara. »Immerhin habe ich dich auch ohne dieses Gold akzeptiert. Vergiss das nicht!«
    »Das vergesse ich auch nicht!«, antwortete Klara und küsste ihn auf die Wange. Tobias’ Mutter erhielt ebenfalls einen Kuss, und dann drehte sie sich zu Tobias um und schüttelte den Kopf. »Hätte dein Vater dir keine Ohrfeige gegeben, würde ich es tun! So aber …«
    »… wirst du mich küssen!«, fiel Tobias ihr ins Wort und zog sie an sich.

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    Die Thüringer Wanderapotheker
    J ahrhundertelang wurde der Handel in Gegenden, in denen es keine Märkte gab oder in denen es sich nicht lohnte, Fuhrwerke hinzuschicken, durch wandernde Händler betrieben. Manche davon besaßen einen von Ziegen oder Hunden gezogenen Karren, die meisten aber trugen ihre Waren in Körben oder Traggestellen auf dem Rücken. Dazu gehörten auch jene Wanderhändler aus Gegenden, in denen der Boden zu karg war, um seine Bewohner zu ernähren. Dies mochte schlichter Kramhandel sein, der die Menschen mehr schlecht als recht ernährte, oder aber Handel mit speziellen Produkten einer Region, die es anderswo nicht
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