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Die Wahrheit deiner Berührung (German Edition)

Die Wahrheit deiner Berührung (German Edition)

Titel: Die Wahrheit deiner Berührung (German Edition)
Autoren: Meredith Duran
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gehörig die Laune. Ein Ochse im Joch, der sich Sorgen um zwei Lämmer auf dem Weg zur Schlachtbank machte: ein eher schlechter Scherz. Die beiden Frauen gingen ihn nichts an, und sich für etwas zu geißeln, das er ohnehin nicht verhindern konnte, half weder ihnen noch ihm. Er wandte sich ab und verließ den Raum.
    Im Foyer herrschte eine ausgelassene Stimmung. Phin drängte sich zwischen den formell gekleideten Gästen hindurch und bog in einen spärlich beleuchteten Flur ein. In den geöffneten Fenstern, die einer schwülen Brise Einlass gewährten, standen Lampen, die ein flackerndes Licht spendeten. Nach dem Sturm, der Hongkong am Abend heimgesucht hatte, präsentierte es sich jetzt strahlend und grün, und Blütenduft schwängerte die Luft. Die ganze verdammte Stadt roch wie eine zu stark parfümierte Debütantin.
    »Mr Monroe!«
    War sie ihm gefolgt? Phin drehte sich um. Sie war einige Schritte von ihm entfernt unter einem Türbogen aus roten und schwarzen Kacheln stehen geblieben. Ihm war schleierhaft, wie sie sich in ihrem engen Kleid so schnell hatte bewegen können. Es war aus himmelblauer Seide und sollte vermutlich ihre Augenfarbe betonen. Ein Fehler, wie er fand. Ihre Augen hatten eine so ungewöhnliche Farbe, dass es nicht nötig war, sie hervorzuheben. Durch das Himmelblau des Kleides wirkten sie fast schon übertrieben strahlend.
    Er konnte gut nachvollziehen, warum sich in der Gesellschaft Hongkongs die Geister an ihrer Schönheit schieden. Ihr Farbgeschmack mutete höchst sonderbar an. »Guten Abend«, sagte er.
    »Mr Monroe.« Sie machte einen Schritt auf ihn zu. Ihre Stimme klang atemlos und leicht triumphierend, so als wäre sein Name die Antwort auf ein Rätsel, das sie schon seit Langem beschäftigte. Ein kleiner Schweißtropfen lief an ihrem Hals herunter und benetzte ihre schmale Schulter. Gebannt folgte sein Blick dem Tropfen. Es war ihm unerklärlich, warum sein Körper die schlechte Angewohnheit entwickelt hatte, derart fasziniert auf diese Frau zu reagieren. Zumal sie so zerbrechlich wie ein Püppchen aussah.
    »Wie gefällt Ihnen der Abend?«, fragte sie. »Sie wollen sich doch wohl noch nicht zurückzuziehen, oder?«
    Phin rang sich ein Lächeln ab. »Ich kann nicht klagen«, erwiderte er. »Und nein, ich wollte lediglich etwas aus meinem Zimmer holen.« Er schwieg und hoffte, sie würde den Wink verstehen und sich empfehlen. Doch wie befürchtet ließ sie die Gelegenheit verstreichen. »Und Sie, Miss Masters? Ich hatte den Eindruck, dass Sie sich gut amüsieren.«
    »O ja! Ich habe mich prächtig amüsiert. Aber wie ich schon zu meinen englischen Freunden sagte …« Sie blickte hinter sich, als würde ihr erst jetzt bewusst, dass sie ihre beiden Begleiter im Ballsaal zurückgelassen hatte. Als sie sich wieder Phin zuwandte, schaffte sie es irgendwie, zu stolpern und gegen seine Brust zu prallen.
    Geistesgegenwärtig hielt er sie an den Unterarmen fest. Die Kleine roch wie eine Schnapsbrennerei. Als sie ihn mit weit aufgerissenen Augen anstarrte, traf ihn dieser Blick wie ein Schlag in die Magengrube. Welch ungewöhnliche Farbe. Es war nicht so, dass Phin ihre Schönheit verkannte, doch er zog es vor, wenn eine Frau wie eine Frau aussah. Mit dem weißblonden Haar, den riesigen Augen und dem zierlichen Körper erinnerte Miss Masters eher an eine Porzellanpuppe als an einen erwachsenen Menschen. Schade nur, dass sie sich nicht wie eine Puppe benahm. Puppen waren stumm, sie hingegen plapperte ununterbrochen. Doch er wusste schon, wie er sie zum Schweigen bringen konnte.
    Herrje! Dieses Mädchen brachte ihn dazu, anders zu reagieren, als er eigentlich wollte. Energischer als die Situation es gebot, packte er sie fester. »Sie müssen aufpassen«, sagte er.
    Mina hob eine helle Braue. »Worauf denn?«
    Darauf, Männer nicht in schummerigen Fluren zu überfallen. Und darauf, Ihre Hoffnungen nicht in einen Fremden zu setzen . »Darauf, nicht die Balance zu verlieren. Wenn Ihnen so etwas in Gesellschaft passiert, könnte so mancher vermuten, Sie seien betrunken.«
    »Oje!« Sie klimperte mit den Wimpern. »Ist das verboten?«
    Er seufzte. Sie würde eines Tages Gefahr laufen, sich um Kopf und Kragen zu reden. In der kleinen Welt, in der sie sich bewegte, ging es leicht und unbeschwert zu, aber nichtsdestotrotz galten gewisse Regeln. Regeln, die Mina Masters immer unbesonnener brach. »Ich glaube nicht, dass es ein Gesetz dagegen gibt.« Sein Mund fühlte sich trocken an, und Phin musste sich
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