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Die Wahrheit deiner Berührung (German Edition)

Die Wahrheit deiner Berührung (German Edition)

Titel: Die Wahrheit deiner Berührung (German Edition)
Autoren: Meredith Duran
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ihm kalt. »Geht es Ihnen gut?« Das war es also, was sie gefragt hatte.
    Als die Dunkelheit ein weiteres Mal über ihn hinwegschwappte, erinnerte er sich, dass die Malaria keinen derart rasanten Verlauf nahm. Das Bild des Brandyglases schoss ihm durch den Sinn. Es war ihm entglitten, und er hatte die Hälfte des Inhalts verschüttet. Halb voll. Nur halb voll. »Nein«, stammelte er. Es ging ihm nicht gut.
    Jemand hatte ihn vergiftet.
    Er kippte vornüber und direkt in Minas Arme. Sein Kinn prallte gegen ihre Nase. Beim Allmächtigen, was für unsägliche Schmerzen! Sie sah Sterne vor ihren Augen tanzen, ehe sein Kopf ihre Schulter traf. Wegen des Schocks dauerte es einen Augenblick, bis sie begriff, was vor sich ging: Sie hatte ihn unter den Armen packen wollen, um ihn zu stützen. Aber er war zu groß und zu schwer, und seine Knie gaben nach. Er würde sie mit zu Boden reißen.
    Mina sprang zur Seite und sah, wie er mit dem Gesicht voran fiel. Mit einem entsetzlichen Knacken, das mit Sicherheit Blut bedeutete, schlug sein Kopf auf dem Boden auf. Fassungslos starrte Mina auf ihn herunter. In unmittelbarer Nähe ertönte ein spitzer Schrei. Seidene Schleppen raschelten über die Tanzfläche, als sich die weiblichen Gäste umdrehten, um zu sehen, was passiert war. Drei lange Wochen hatte Mina darauf gewartet, dass Phineas Monroe ihr zu Füßen lag. Doch er war sehr zurückhaltend gewesen und hatte sich sowohl ihren weiblichen Reizen als auch jeglichen Avancen gegenüber als immun erwiesen. Aber zu guter Letzt hatte er sich ihr nun doch noch ergeben, wenn auch auf eine höchst ärgerliche Manier. Trotz all seines Charmes war er eben auch nur ein Mann.
    Wie durch Watte registrierte sie, dass das Orchester zu spielen aufgehört hatte, was ihr sehr entgegenkam. Die Interpretation des Beethoven-Werkes hatte ohnehin ein wenig bizarr geklungen. Einzig der Cellist, der seinen Bogen gefühlvoll über die Saiten zu streichen wusste, verstand sein Handwerk. Während sich immer mehr Gäste um sie versammelten, kniete sich Mina auf den Boden. »Betrunken«, mutmaßte jemand, aber sie hatte eher den Eindruck gehabt, Monroe sei nüchtern gewesen. Auch wenn dagegen sprach, dass er jetzt bewusstlos vor ihr lag. Selbst eine sanfte Ohrfeige holte ihn nicht zurück.
    Ihre Hand verweilte länger an seinem Kinn, als eigentlich nötig. Nur zu gern hätte sie das Grübchen berührt. Seine Wimpern waren ungewöhnlich lang. Sie waren ein faszinierender Anblick in einem Antlitz, das kaum männlicher hätte sein können. Dass sie sich zu ihm hingezogen fühlte, hatte sie immerhin nicht vorgetäuscht. Aber sie mochte ihn sehr viel lieber, wenn er die Augen offen hatte. Er sah sie an, wenn sie mit ihm sprach, und das war für sie etwas eher Ungewohntes.
    Mina erhob sich und trat einen Schritt zurück. Dass ihre Sorge um ihn echt war, beunruhigte sie ein wenig. Ihre Gedanken kreisten ohnehin schon viel zu sehr um ihn. Ihr imponierte, dass er nicht barsch mit Untergebenen sprach, und er hatte sie aus einem höchst unangenehmen Intermezzo mit Bonham gerettet. Aber womöglich hatte das nicht viel zu bedeuten. Bei genauer Betrachtung war sie sich nicht einmal sicher, ob sein rechtzeitiges Auftauchen purer Zufall oder geschickte Planung gewesen war. Und seit der vergangenen Woche verhielt er sich ihr gegenüber zunehmend kühl und abweisend.
    Sie sollte sich nicht allzu sehr um ihn zu sorgen. Ansonsten stünden ihr mit Sicherheit unzählige Probleme ins Haus.
    »Ach du meine Güte!« Eine Hand legte sich um ihren Ellbogen. »Ist mit dir alles in Ordnung?« Jane sah sie erschrocken an. Ihr Gesicht war kreidebleich.
    »Ja, mir geht es gut.«
    »Du siehst aber nicht so aus.«
    Mina seufzte. Collins hatte Jane engagiert, als Mina sechzehn geworden war. Eine junge Dame braucht eine Reisebegleiterin, hatte er gesagt. Die Freundschaft mit Jane war in den letzten vier Jahren stetig inniger geworden, und sie war für Mina das Kostbarste auf der Welt. Doch manchmal war es auch ein Fluch, dass Jane sie so gut kannte. Es schien, als könnte sie in Mina hineinsehen, und sie hatte Mina mehr als einmal davor gewarnt, Monroes Charme zu verfallen. Du kennst denn Mann doch gar nicht; sei lieber vorsichtig, hatte sie ihr geraten. »Er ist mir auf die Nase gefallen«, sagte Mina. »Und jetzt tut sie mir weh.«
    Janes haselnussbraune Augen wurden schmal. »Lass mich mal sehen.« Sie fasste Mina beim Kinn und drehte ihr Gesicht zu sich, während immer mehr Menschen sich um
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