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Die Wahrheit deiner Berührung (German Edition)

Die Wahrheit deiner Berührung (German Edition)

Titel: Die Wahrheit deiner Berührung (German Edition)
Autoren: Meredith Duran
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in der Hand zu halten, als auf ihr zu sitzen. »Ja«, antwortete sie. »Ich bin ihre Tochter. Und wer sind Sie ?«
    Ihre unhöflich direkte Frage brachte den Mann dazu, zu blinzeln und sich zu räuspern. »Es lag mir fern, Sie zu beleidigen.« Seine Stimme zitterte ein wenig, woraufhin Mina die Augenbrauen hochzog. »Mir ist bewusst, dass ich mich ein wenig forsch gebe. Mein Name ist Robert Thompson. Ich hatte die Ehre, Ihre Frau Mutter einst kennenzulernen.«
    Ein sanfter Schock erschütterte Mina. »Robbie«, sagte sie.
    Einen Augenblick lang presste er die Lippen aufeinander, als versuchte er, ein aufwallendes Gefühl zu beherrschen. Dann räusperte er sich abermals. »Sie hat also von mir gesprochen?«
    »Ja.« Auf Mina wirkte er nicht gerade wie ein Frauenheld. Seine Hand, die den goldenen Knauf seines Gehstocks umklammerte, war von Altersflecken übersät, und die Adern traten sichtbar hervor.
    Auf eine zurückhaltende Art war er jedoch noch immer attraktiv, was durch die Würde ergänzt wurde, die er ausstrahlte, als er die Schultern zurücknahm und nickte. Ihre Mutter hatte sich ihm gegenüber nicht anständig verhalten. Sie hatte sich während einer Gesellschaft auf einem Landsitz in ihn verliebt und ihm gestattet, ihr den Hof zu machen. Nur eine Woche später hatte sie ihn ohne jede Vorwarnung fallen lassen. Und warum? Weil ein finanziell besser gestellter Verehrer am Horizont erschienen war. Dass sie diesem anderen Mann nachgejagt war, bereute sie bis heute zutiefst. »Sie hat oft von Ihnen gesprochen«, sagte Mina leise.
    » Hat ?« Vor Schreck erblasste der Mann. »Ist sie …«
    »Nein«, sagte Mina schnell. Gebe Gott, dass es ihr gut ging. Der Gedanke holte sie in die Gegenwart zurück. Robbie musste verschwinden, und zwar schnell. Wenn Bonham sie in Begleitung sah, entschied er sich womöglich für den Rückzug. »Es war mir eine Freude, Ihre Bekanntschaft gemacht zu haben«, sagte sie und zwang sich, wieder zu den Gänsen zu sehen.
    Aus den Augenwinkeln sah sie, wie er noch immer dastand und sie verdutzt anstarrte. »Sie hat tatsächlich von mir gesprochen«, sagte er. »Ich habe … ich habe sie nie vergessen. Wären Sie so gütig, ihr das auszurichten? Vorausgesetzt, Sie haben Mitleid mit einem Fremden, der seine Dreistigkeit auf ewig bereuen wird.«
    In den gedämpften Worten des Mannes schwang noch mehr mit. Manch eine Liebe vergeht nicht mit der Zeit, Mutter, dachte sie und blinzelte schnell gegen einen vollkommen deplatzierten Gefühlsausbruch an. »Ja«, stieß sie hervor. »Ja, ich werde es ihr sagen.«
    »Vielen Dank«, sagte der Mann und drehte sich weg.
    Aus den Augenwinkeln sah Mina, wie er sich entfernte, und wunderte sich. An seinen Fingern hatten keinerlei Ringe gesteckt. Was mochte das bedeuten? War er womöglich nie verheiratet gewesen? Es gab englische Männer, die keinen Ehering trugen, aber sie war sich sicher, dass ein Mann, der so viel Wert auf korrektes Benehmen legte, der Gesellschaft auf diese Weise mitgeteilt hätte, dass er verheiratet war.
    Es dauerte einen Moment, bis sie merkte, dass sie nicht mehr allein auf der Bank saß. Sogleich schloss sich ihre Hand fester um den Pistolenkolben. Sanfter Atem streifte ihren Hals. Sie bekam eine Gänsehaut. Als sie sich umdrehte, spürte sie einen Stoß in die Rippen.
    »Lassen Sie die Waffe ganz langsam los«, zischte Bonham, der nach altem Schweiß stank und dessen Bart auf dem besten Wege war zu verfilzen.
    Mina hob die Hand und zielte mit der Waffe auf seinen Bauch. »Eine Pattsituation«, sagte sie heiser.
    Bonhams Augen waren noch immer so leuchtend grün, wie sie sie in Erinnerung hatte. Die Augen eines Poeten, eines Visionärs, die sie jetzt durchdringend ansahen. »Schon gut«, sagte er gedehnt. »Ich werfe meine weg, wenn Sie Ihre wegwerfen.«
    Mina hoffte, dass Phin sie gut im Auge hatte. »Sehr weit weg.«
    Er nickte. »Auf drei. Eins … zwei … drei .«
    Seine Pistole flog im hohen Bogen weg und landete mit einem lauten Klatschen im See. Mina hingegen hatte nicht so gut gezielt, ihre Waffe landete am Ufer.
    Sie erhob sich, genau wie er, und mit einer blitzschnellen Bewegung, sodass sie keine Chance hatte, etwas mitzubekommen, zückte er ein Messer und presste es gegen ihren Hals. Mina erstarrte.
    »Ich würde mir die Kette selbst nehmen«, sagte er ruhig. »Aber ich fürchte, mit nur einer Hand könnte mir das misslingen. Ihrem Hals würde das nicht gut bekommen, aber für meine Flucht ist es wichtig, dass Sie am Leben
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