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Die Waffenbrüder von Antares

Die Waffenbrüder von Antares

Titel: Die Waffenbrüder von Antares
Autoren: Alan Burt Akers
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stellte. Dieser Umstand stimmte mich verlegen, und aus dieser Verlegenheit heraus gab ich mich besonders höflich. In meinem Gespräch mit Amak Naghan erfuhr ich Einzelheiten über seine Besitztümer im Paline-Tal – und seine Sorgen.
    Am meisten bedrückte ihn das Problem um seinen Sohn Hamun.
    Der junge Bursche war etwas weibisch geraten. Nun, hier auf der Erde ist so etwas nicht weiter schlimm – ein Vater kann sich damit abfinden und den Sohn mit der Zeit vielleicht verstehen. Doch auf Kregen, auf jener Welt, von der ich damals noch so wenig wußte und die ich heute auch nicht viel besser kenne, gibt es nur wenige Orte, da ein weibischer Mann, der Sohn eines Edelmanns zumal, überleben kann. Hier an der Grenze Hamals, in der unmittelbaren Nähe der Berge des Westens, war ein Junge, der nicht mit dem Schwert umgehen und keinen Mirvol fliegen konnte, nicht der richtige, um sich gegen die Feinde zu wehren, die ihm das Land seiner Geburt streitig machen wollten. Hinsichtlich der Erbfolge gibt es auf Kregen zahlreiche Sitten und Gesetze. Es entspricht nicht automatisch dem Gesetz, daß ein Sohn sämtliche Titel und Besitztümer des Vaters erbt; er muß sie sich erkämpfen. Auf diese Weise drängen von unten stets neue Männer und Frauen nach – die Erbfolgegesetze verhindern allerdings, daß ein komplettes Chaos entsteht. Wenn ein Mann Amak Naghan niederschlüge, könnte er nicht automatisch den Titel übernehmen. Ganz so primitiv sind die kregischen Vorstellungen denn doch nicht.
    Hamun ging also ein großes Risiko ein.
    »Würde er in der Hauptstadt Ruathytu nicht Gleichgesinnte finden?« hatte ich einmal gefragt. »Es ist eine zivilisierte, ordentliche Stadt. Die Gesetze Hamals ...«
    »Die Gesetze! Aye, die Gesetze sind streng in Hamal, Notor Prescot. Äußerst streng. Trotzdem würde ich Hamun nicht dorthin schicken.«
    Ich kannte die Strenge der hamalischen Vorschriften besser als Naghan. Er hatte nicht in den Himmlischen Bergwerken schuften müssen, mit einer Nummer auf dem Rücken – ich dachte nicht gern an diese Zeit zurück. Ich kannte die Hamaler und ihre Gesetze!
    »Aber Notor Naghan«, sagte ich. »Ruathytu ist wegen seiner Anmut, seiner Architektur, seiner Bäder, Aquädukte und Sportanlagen berühmt – wegen all der Dinge, die einem Jungen wie Hamun das Leben ...«
    »Glaubst du wirklich, Notor Prescot, ich würde meine Bekannten in der Stadt wissen lassen, ich hätte einen Sohn wie Hamun in die Welt gesetzt?« In seinem Gesicht hatten sich tiefe Linien des Stolzes und der Scham eingegraben. »Mir geht die Ehre meiner Familie über alles. Soll ich mir meinen Status vor der Nation beschmutzen lassen?«
    Gegen eine solche Einstellung gab es kein Anrennen. Er verlangte von seinem Sohn etwas, das ihm der Junge nicht geben konnte. Amak Naghan konnte seines Lebens nicht mehr froh werden.
    Endlich kam der Tag, da ich mich zur Abreise entschloß. Da mir Delia ausreichend Geld mitgegeben hatte, war ich in der Lage, einen Mirval zu erstehen.
    Naghan ham Farthytu warf mir einen herablassenden Blick zu. Er trug eine lange weiße Robe, verziert mit einer goldenen Schnur, die in Quasten endete. Sein juwelenbesetzter Krummdolch hing an einer Goldkette. Seine roten Sandalen waren mit Edelsteinen übersät und mit Goldfäden bestickt. Um seinen Hals hing eine Kette mit Kugeln und anderen Gebilden aus Gold und Scarron – einem unglaublich schönen Edelstein von solcher Feinheit und grellroter Färbung, daß er noch wertvoller ist als ein Diamant.
    »Ich möchte nicht glauben, Notor Prescot, daß du uns absichtlich beleidigen willst.«
    Ich verstand, was er meinte. Ich hatte für das Paline-Tal gekämpft – nun wähnten sich diese Menschen in meiner Schuld. Sie schenkten mir nicht nur einen Mirvol, das beste Exemplar, das sie zur Verfügung hatten, sondern überhäuften mich förmlich mit Geschenken, was mich ziemlich in Verlegenheit brachte.
    Ich stand neben dem Mirvol, einem herrlichen Tier. Daneben erhob sich der große Haufen meiner Besitztümer. Hamun ham Farthytu schritt herbei und reichte mir ein kleines Daida-Spiel mit herrlich geschnitzten Figuren.
    »Mein Dorf steht tief in deiner Schuld, Notor Prescot.«
    Ich starrte auf den Stapel.
    »Guter Hamun, wie soll ich all das Zeug auf den Rücken dieses Mirvol laden und noch Platz für mich selbst finden?«
    Hamun unterschied sich sehr von seinem Vater. Hätte ich zu Naghan gesprochen, wäre die Frage wohl unausgesprochen geblieben, auf die es nur eine Antwort
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