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Die Waffenbrüder von Antares

Die Waffenbrüder von Antares

Titel: Die Waffenbrüder von Antares
Autoren: Alan Burt Akers
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herab – und inzwischen stammte nicht wenig davon aus meinen Adern.
    Ich verfehlte einen Stux, und die Kante der Spitze streifte mich an der linken Schulter. Ich fluchte laut vor mich hin. Die alten Männer und Jünglinge und jungen Mädchen hasteten talaufwärts, wo in geordneten Reihen Palinebüsche standen. Ich sah den herrlichen Glanz der gelben Beeren und hätte wirklich einiges darum gegeben, jetzt eine Portion Früchte essen zu können.
    Ich ließ das Langschwert herumwirbeln und hielt mich mit meinen Kräften zurück; ich ließ die Hiebe nicht mehr so tief gehen, daß die Männer getötet wurden – ich mußte mit meiner Energie haushalten.
    Dann sah ich etwas, das mein Schicksal besiegelte.
    Über den gelbschimmernden Palinebüschen erschien eine riesige Schar von Mirvols. Die helle Kleidung und Panzerung der Berittenen weckte nicht gerade meine Hoffnungen. Sie näherten sich in schnellem Flug, und ihre Waffen schimmerten im vermischten Licht der Antaressonnen. Wie ein Mahlstrom rauschender Flügel rasten sie herbei und wollten mich fertigmachen.
    In diesem Augenblick spürte ich einen kräftigen Schlag im Nacken. Ich habe einen ziemlich dicken Schädel, doch dieser Aufprall fegte mich zu Boden. Als ich in die Schwärze Notor Zans sank, hatte ich noch Zeit für den Gedanken, daß mich die ganze Sache ja eigentlich gar nichts anging.

3
     
     
    Die wunderbare Welt Kregen unter Antares besitzt außer der Zwillingssonne sieben Monde. Wenn alle neun Himmelskörper einmal unter dem Horizont stehen, erhebt sich Notor Zan, der Zehnte Herr, der Herr der Schwärze.
    Ich befreite mich mühsam aus dem sternenbesetzten schwarzen Umhang Notor Zans und hörte eine feste und fürsorgliche Stimme sagen: »Du lebst also noch, Jikai. Wahrlich – deine Götter haben eine hohe Meinung von dir.«
    Obwohl in meinem Kopf sämtliche Glocken Beng-Kishis dröhnten, fiel mir auf, daß der Mann sich nicht darauf festlegte, bestimmte Götter oder Geister zu benennen. Zweifellos wollte er, daß ich mich in dieser Hinsicht zuerst äußerte.
    Blinzelnd öffnete ich die Augen. Der Mann war kein Flutsmann.
    Er war ein Apim wie ich, ein großer, gut gebauter, ernst blickender Mann, mit Augen, in denen ein Schmerz stand, der größer war als der Kummer über den Angriff auf sein Dorf. Ich begann zu ahnen, was geschehen war. Der Mahlstrom aus Mirvols, der mich umtoste, hatte nicht Verstärkung für die Flutsmänner gebracht, sondern die heimkehrenden Krieger der Siedlung. Und damit behielt ich recht. Man hatte mich unter den Leichen hervorgezogen, meinen reglosen Körper gewaschen, mich in ein Bett im Haus des Häuptlings gelegt und beobachtet. Mein Kopf war verbunden, meine Schnittwunden waren desinfiziert worden, und jetzt eilte ein nervöser kleiner Arzt mit einer leinenbedeckten Schale voller Nadeln an mein Lager.
    »Gestatte Hernli, nach dir zu schauen, Jikai – wenn du dich wieder erholt hast, unterhalte ich mich gern mit dir.«
    Ich antwortete nicht. Der Arzt war bereits damit beschäftigt, mir seine Akupunkturnadeln in die Haut zu stecken und sie zu drehen. Mit einer Übergangslosigkeit, die mich immer wieder erstaunt, verbannte er meine Schmerzen. Ich lächelte nicht oft, doch in diesem Augenblick bedachte ich den Arzt mit einer freundlichen Grimasse, die ihn erstaunt zusammenfahren ließ. »Hast du immer noch Schmerzen, Horter?« fragte er. »Das ist seltsam, denn ich habe die Linien genau finden können ...«
    »Nein, Doktor«, brachte ich heraus. »Du hast gut gearbeitet.«
    Dann schloß ich die Augen.
    Als ich erwachte, blieb ich eine Zeitlang reglos liegen und registrierte meine Umgebung. Über die ausgebrannte Hülle des Hauses hatte man notdürftig ein Dach gesetzt. Die wenigen Möbelstücke ließen mich erkennen, daß das Innere der Lehmhäuser luxuriös gewesen war. Man kann ein Haus wirklich nur selten nach seinem Äußeren beurteilen. Die Menschen hier führten offenbar ein ganz angenehmes Leben – das sich auf ihre großen Viehherden und die Riesenzahl der Palinebüsche gründete. Was brauchten sie sonst? Mit Vieh und Palines ist ein Dorf wirklich reich zu nennen und kann sich durch gute Geschäftsabschlüsse große Vorteile verschaffen. Bei der Neuentwicklung Valkas nach Verbannung der Aragorn und bei meiner Arbeit in Djanduin nach dem vernichtenden Bürgerkrieg hatten die Vergrößerung der Viehherden und der Anbau von Palinebüschen ziemlich weit oben auf der Dringlichkeitsliste gestanden.
    Als ein junges Mädchen,
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