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Die Wälder von Albion

Die Wälder von Albion

Titel: Die Wälder von Albion
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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schwinden.
    »Wenn das die Wahrheit ist«, rief er in dem Versuch, die Menge doch noch für seine Sache zu gewinnen, »dann soll uns die Göttin ein Zeichen senden, bevor wir dich den Flammen übergeben!«
    Noch während er sprach, glaubte Eilan einen Donnerschlag zu hören, der aus anderen Welten kam. Die Wucht des Blitzstrahls überraschte sie, und sie sank auf die Knie. Ihr Vater wollte nach ihr greifen, aber sie fiel durch einen langen Schacht, und er konnte sie nicht festhalten. Ihr Herzschlag verklang wie ein ferner Trommelschlag, setzte plötzlich aus, und Eilan war frei!
    Der Blitz der Göttin hat mich doch getroffen. Aber es geschah aus Gnade und nicht, um mich zu bestrafen!
    Weit unten sah sie Menschen, die sich über ihren leblosen Körper beugten. Dieses Ende war ihr vom Schicksal bestimmt, seit sie sich Gaius in jener Nacht überlassen hatte. Aber sie hatte es so lange hinausgezögert, damit sie das Kind auf die Welt bringen konnte, das die Brücke zwischen den beiden Völkern sein würde.
    In der Nähe des Feuers kam es zu einem Handgemenge. Zwei Priester schützten ihren Vater, der noch immer die Stämme zum Kampf aufrief. Aber die meisten Menschen kehrten ihm erschrocken den Rücken zu und liefen bereits den Hügel hinunter.
    Sie sah, wie die Priester ihren Körper in die Flammen legten. Dann wandte sie sich von dem roten Licht ab und dem hellen Strahlen zu, das sich ihr öffnete. Es war weiß und klar und noch schöner als der Mond.

EPILOG
    Caillean berichtet
    Als ich am nächsten Abend in Vernemeton eintraf, waren die Samhain-Feuer niedergebrannt. Es dauerte eine Weile, bis mir jemand einen zusammenhängenden Bericht von den Ereignissen geben konnte. Miellyn war verschwunden; einige glaubten, sie sei ums Leben gekommen, als sie versuchte, Eilan zu schützen. Eilid war in den Tumulten nach Eilans Tod gestorben. Auch Dieda war tot. Sie lag im heiligen Hain; und wer sie dort liegen sah, wußte, sie hatte sich selbst das Leben genommen.
    Mit Bendeigid konnte man nicht reden. Sein Geist schien verwirrt, und vielleicht würde er den Wahnsinn nie überwinden. Ein paar Druiden sorgten für ihn, aber die Priesterschaft hatte sich aufgelöst. Auch die Krieger der Stämme, die in der Hoffnung zum Fest gekommen waren, den heiligen Krieg gegen die Römer zu beginnen, hatten sich zerstreut.
    Alle Frauen in Vernemeton erwiesen mir große Ehrerbietung, denn ich war jetzt die einzige, die für sie eine Art Hohepriesterin sein konnte.
    Ich versuchte, die allgemeine Aufregung zu dämpfen, und gab mit einer Ruhe, über ich selbst staunte, Anweisungen und Befehle. Ich wagte nicht, mich der Trauer zu überlassen, der ich vermutlich nicht mehr Herr geworden wäre, denn ich hatte mit Eilan den Menschen verloren, der mir am nächsten stand. Ich wußte nur, Eilans Leben und Sterben durfte nicht umsonst gewesen sein.
    Am nächsten Tag sagte man mir, Römer seien gekommen und würden um ein Gespräch mit der Hohenpriesterin bitten.
    Ich ging zum Tor. Dort sah ich Macellius Severus mit seinem Sekretär und einem anderen Mann, von dem sie sagten, er sei der Vater der römischen Frau von Gaius.
    Sie saßen im strömenden Regen auf ihren Pferden. Es beeindruckte mich, daß sie ohne militärischen Schutz gekommen waren, aber ich wußte, daß sie nicht feige waren, mochten sie auch sonst viele Schwächen haben. Man hatte mir auch berichtet, mit welcher Haltung der Sohn des Macellius in den Tod gegangen war.
    Es fiel mir schwer, Macellius gegenüberzutreten. Ich kannte die Antwort auf die Frage, die er nicht wagte, mir direkt zu stellen; und mir war klar, daß ich ihm niemals sagen konnte, wie sein Sohn gestorben war.
    Inzwischen wurden die abenteuerlichsten Geschichten und Gerüchte im Land verbreitet, aber Gaius war als ein britonischer Sommerkönig gestorben. Manche sprachen davon, ein Römer sei geopfert worden, aber die wenigen Menschen, die seinen wirklichen Namen kannten, schwiegen aus gutem Grund.
    Trotz der eigenen Unsicherheit und Schwäche besaß Rom noch immer die Macht, das ganze Land in Blut zu tauchen, wenn der Beweis erbracht wurde, daß ein römischer Offizier auf dem Hügel von Vernemeton geopfert worden war. Aber natürlich gab es keine Leiche, um das zu beweisen, sondern nur einen Haufen Asche und die letzte Glut des Samhain-Feuers.
    Als sie sich verabschiedeten, drehte sich Macellius noch einmal um. An seinen Augen sah ich, daß er noch nicht alle Hoffnung aufgegeben hatte.
    »Hier in Vernemeton lebt ein
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