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Die Wälder von Albion

Die Wälder von Albion

Titel: Die Wälder von Albion
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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Kommen sollte niemandem Schaden bringen!«
    »Du bist auf dem geweihten Gelände der Priesterinnen gefangengenommen worden, das kein Mann, mit Ausnahme der Druiden, betreten darf. Ich frage dich: Hast du eine unserer Frauen verführt? Oder welche der Frauen wolltest du entführen?«
    Gaius preßte die Lippen zusammen und schüttelte den Kopf. Er rang nach Luft, als die Speerspitze in seine Seite gestoßen wurde, und spürte das warme Blut, das aus der Wunde tropfte.
    »War es Annis, Gwenara, Bethoc… «
    Die Litanei war lang, und bei jedem Namen stieß man ihm den Speer in die Seite. Er versuchte in seiner Verzweiflung, sich selbst aufzuspießen, um dem grausamen Spiel ein schnelles Ende zu machen, aber seine Peiniger waren auf der Hut und hielten ihn fest. Die Folter und der Blutverlust raubten ihm schnell die letzten Kräfte. Vor seinen Augen begann alles zu verschwimmen.
    Bald werde ich das Bewußtsein verlieren, dann können sie mit mir tun, was sie wollen…
    »Senara… «
    Beim Klang dieses Namens zuckte Gaius unwillkürlich zusammen. Er hoffte inständig, daß niemand etwas bemerkt hatte. Aber Bendeigid verzog höhnisch das Gesicht und hob die Hand. In diesem Augenblick trat Eilan vor und zog den Schleier vom Gesicht.
    »Halt!« rief sie. »Ich kann euch sagen, zu wem dieser Römer wollte.«
    Der Lärm auf dem Platz verstummte. In der eingetretenen Stille sagte sie klar und deutlich: »Er wollte zu mir… «
    Gaius starrte Eilan entsetzt an. Dann begriff er, daß sie versuchte, Senara zu schützen - und vielleicht das Kind. Er seufzte erleichtert, und dann…
    Und dann sah er sie an. Sie kam noch näher. Eine überirdische Schönheit umgab sie, doch zu der Schönheit, an die er sich erinnerte, kam nun die Ausstrahlung der reifen Frau und der Hohenpriesterin der Göttin, die im Vollbesitz ihrer Macht und Kraft vor ihm und ihrem Volk stand.
    In dem entsetzten Schweigen hörte man nur das Knistern und Knacken des Feuers. Bendeigids Gesicht verzerrte sich vor Wut, aber dann überwand er seine Gefühle und fragte Gaius: »Um deinetwillen und um ihretwillen frage ich dich bei deiner Ehre, ist das die Wahrheit?«
    Die Wahrheit…
    Dieses Wort schien keine Bedeutung für ihn zu haben. Sein ganzes Leben schon stand er zwischen Rom und Albion. Er wußte nicht einmal, wer er selbst war. Wie sollte er da wissen, wen er liebte? Er hatte Julia geheiratet und Senara aus Trotz und Verzweiflung heiraten wollen.
    Gaius richtete sich langsam auf und blickte in die klaren Augen von Eilan. Sie schienen ihm dieselbe Frage zu stellen. Plötzlich wich alle Spannung von ihm. Er seufzte tief.
    »Es ist die Wahrheit«, sagte er leise. »Ich habe immer nur Eilan geliebt… «

    Eilan schloß kurz die Augen. Eine Welle der Freude erfaßte sie. Gaius hatte sie verstanden, aber er hatte mit seinen Worten nicht nur wie sie selbst Senara retten wollen. Eilan hatte in seinen Augen Ehrfurcht, Staunen und Liebe gesehen - wie damals in jener Nacht an Beltane vor so vielen Jahren.
    »Hast du uns die ganze Zeit belogen und verraten?« Bendeigids Stimme klang wie ein Donnergrollen. »Hast du gelogen, und er ist bei dir gewesen? Hast du dich ihm hingegeben, als du bereits eine Priesterin warst? Hast du von ihm nicht nur die Liebe, sondern auch die römische Art zu lügen gelernt? Bist du durch seine Zärtlichkeiten zur Verräterin an deinem Volk worden? Hast du mit ihm im heiligen Hain geschlafen oder an der heiligen Quelle?«
    Der Zorn ihres Vaters traf sie wie Schwerthiebe, aber Eilan war von einer anderen Macht geschützt, und er konnte ihr nichts anhaben. Jetzt am Ende war alles so einfach. Das Todesurteil war schon lange ergangen. Sie hatte alle Schrecken des Todes bereits hinter sich und auf diesem Platz, an dieser Stelle, das Sterben so oft ertragen. Jetzt, da es soweit war und das Urteil vollstreckt werden sollte, fürchtete sie sich nicht mehr.
    »Ich habe mich nur einmal dem geweihten König hingegeben«, erwiderte sie ruhig, »und das war mein heiliges Recht, denn es geschah zu den Feuern von Beltane… «
    »Das kann nicht sein!« rief Miellyn hinter ihr. »Dieda wurde aus Vernemeton weggeschickt… Dieda bekam das Kind!«
    »Das war eine Lüge!« Dieda eilte an die Seite des höchsten Druiden. »Sie haben mich überredet, dieser Täuschung zuzustimmen. Ich habe ihren Platz eingenommen, während sie in einem Versteck ihr Kind bekam. Als sie zurückkehrte, hat man mich ins Exil geschickt, als hätte ich mich versündigt! Sie hat als
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