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Die Waechter der Teufelsbibel - Historischer Roman

Titel: Die Waechter der Teufelsbibel - Historischer Roman
Autoren: Richard Duebell
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lag es nahe, in einem Nachfolgeband eine der weiteren Tugenden aus ebendiesem Brief zu beleuchten, in diesem Fall den Glauben.
    Das Ergebnis haben Sie soeben gelesen. Wenn Sie es jedoch noch vor sich haben, weil Sie Nachwörter gern als Vorwörter lesen, dann hören Sie jetzt besser auf, da in den nächsten Zeilen ein paar Sachen ausgeplaudert werden, die Sie lieber nicht wissen wollen, wenn Sie Spannung bei der Lektüre schätzen. Ich würde mich freuen, wenn Sie mit meiner Weiterentwicklung der Hauptcharaktere und ihrer Lebensgeschichten einverstanden sind; ich freue mich aber auch, wenn ich Sie überrascht habe, weil Überraschung zum Geschichtenerzählen gehört. Wenn ich Sie gelangweilt habe, würde ich mir das hingegen nie verzeihen.
    Lassen Sie uns gemeinsam ein wenig in die historischen Vorgaben schauen, auf denen DIE WÄCHTER DER TEUFELSBIBEL basieren und die ich da und dort ein wenig dendramaturgischen Anforderungen der Story-Struktur unterordnen musste. Ich tue das nicht leichtfertig, aber Verknappung, Verkürzung und dramatische Überhöhung sind seit jeher die Mittel von uns Geschichtenerzählern, um für Sie, liebe Zuhörerinnen und Zuhörer rund um das Feuer in unserer Höhle, die Übermittlung von Informationen spannend zu gestalten. Es beruhigt mich andererseits auch ein bisschen, dass diejenigen, die uns die Geschehnisse durch ihre Dokumente aus der Vergangenheit überliefert haben, auf ihre Weise auch Geschichtenerzähler waren, und wer weiß, was die schon alles dramatisch zugespitzt haben …
    Wie auch immer, hier sind ein paar Fakten.
    Am Anfang der Geschichte lernen wir Sebastiàn de Mora und seine Leidensgenossen kennen: die sogenannten Hofzwerge Kaiser Rudolfs. Tatsächlich war Rudolf von ungewöhnlichen Menschen fasziniert. Es gibt bereits aus seiner Kindheit in Wien Berichte, dass er an höfischen Theatervorstellungen teilnahm und dabei zusammen mit einem »Riesen« auftrat. Später lebte die Gruppe von Kleinwüchsigen, die er im ganzen Reich zusammengekauft hatte, an seinem Hof – von anderen Monarchen hochbegehrt und von Rudolfs Hofstaat gefürchtet. Reichskanzler Lobkowicz’ Einstellung zu diesen Menschen beruht daher auf historischen Tatsachen. Der echte Don Sebastiàn de Mora lebte allerdings am spanischen Königshof und ist bekannt durch sein Porträt von Velazquez aus dem Jahr 1643.
    Rudolf war mit seiner Faszination im Übrigen nicht allein: Monarchen wie gewöhnliche Adlige waren bestrebt, sich vor allem mit »Zwergen« zu umgeben. Dies geschah sicher, um den eigenen Wohlstand zu demonstrieren (wer konnte es sich schon leisten, eine »Menschensammlung« zu halten), aber auch ein ganz allgemeines morbides Interesse an körperlichen Deformationen ist für diese Epoche bezeichnend, was Dutzende von Porträts zum Teil schwerst körperbehinderter Menschen aus dieser Zeit beweisen. Uns heutigen Zeitgenossen jagt diese Lust natürlich einen Schauer aus Abscheu über den Rücken, aber andererseits sollte man nicht außer Acht lassen, dass diese Unglücklichen, wären sie nicht als Attraktionen an die Fürstenhöfe geholt worden, ein Leben in unsäglicher Armut oder als Gruselobjekte fahrender Gaukler gefristet hätten.
    Für die Leserinnen und Leser südlich des Weißwurst-Äquators dürfte in diesem Zusammenhang der Name Franz von Cuvilliés eine gewisse Bedeutung haben, der als Architekt wichtige Einflüsse auf das bayerische Rokoko ausübte. Er kam Anfang des 18. Jahrhunderts als Hofzwerg an die Münchener Residenz.
    Das Ehepaar Lobkowicz spielt eine beherrschende Rolle unter den historischen Figuren. Polyxena hatte 1603 in zweiter Ehe den höchsten Kanzler des böhmischen Königreiches, Vojtěch Zdeněk Popel von Lobkowicz, geheiratet. Man schreibt ihr außergewöhnliche Schönheit zu, die sie von ihrer Mutter, einer spanischen Adligen, geerbt haben soll. In Prag engagierte sie sich vor allem gesellschaftlich und übernahm nach dem Tod ihrer Mutter die Führung der Familie und des spanischen Zirkels am Hof. Ihre Kontakte zum spanischen Abgesandten und zu den habsburgischen Politikern waren eng. Während des Ständeaufstands und im sich anschließenden Krieg stand sie auf der Seite der Katholiken. Sie war auch die Einzige, die nach dem Prager Fenstersturz den überlebenden Statthaltern Wilhelm Slavata und Jaroslav Borsita Graf von Martinitz Unterschlupf gewährte. Kurz vor ihrem Tod heiratete sie noch Maximilian aus dem Geschlecht derer von Wallenstein. Ihr Vater Ladislaus von
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