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Die Waechter der Teufelsbibel - Historischer Roman

Titel: Die Waechter der Teufelsbibel - Historischer Roman
Autoren: Richard Duebell
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Pernstein ruinierte sich und seine Familie, indem er die bekanntesten Werke der damaligen Literatur kaufte, berühmte Bilder erstand, Parks und Wasserspiele anlegte und nicht zuletzt aus Liebe für seineschöne spanische Frau ein ganzes Schloss erbauen ließ. Der Familiensitz Pernstein wurde bereits 1596 verkauft, ging durch verschiedene Hände und stand zuweilen leer, so dass er sich als Kulisse für die Untaten Kassandras – Polyxenas erfundener Zwillingsschwester – geradezu anbot. Die historischen Schwestern Polyxenas hießen Viviana, Johanka, Elisabeth, Franziska und Bibiana, falls sich jemand dafür interessieren sollte, was die von Kardinal Melchior gebrauchten Initialen V, J, E, F und B in seinem hastigen Stammbaumentwurf der Pernsteins zu bedeuten haben.
    Fürst Vojtěch Zdeněk Popel von Lobkowicz trat 1591 in die diplomatischen Dienste am Prager Hof ein und wurde bereits 1599 zum höchsten Kanzler des böhmischen Königreichs ernannt. Der sprachgewandte, vielgereiste und äußerst kluge Zdenk wurde damit zum weltlichen Führer der böhmischen Katholiken. Als Kaiser Rudolf die religiösen Freiheiten für die Protestanten in seinem Majestätsbrief zusicherte, begab Zdenk sich in Opposition zu seinem Souverän. Er konnte seine Stellung unter Matthias beibehalten. 1618 stand sein Name auf der Liste derer, die von den Ständevertretern eines Fenstersturzes für fällig gehalten wurden. Er konnte diesem Schicksal entkommen, da er sich zum Tatzeitpunkt in Wien aufhielt. Obwohl die Protestanten ihn als einen ihrer Hauptfeinde betrachteten, setzte Zdenk sich stets für eine humane Bestrafung der Reformationsanhänger und gegen die Konfiszierung ihres Eigentums ein.
    Heinrich oder Henyk von Wallenstein-Dobrowitz ist keine eigentliche historische Figur, aber stark in gleichnamigen historischen Vorbildern verankert. Der alte Heinrich von Wallenstein-Dobrowitz fiel wegen der Veröffentlichung von Hetzschriften gegen den Kaiser auf und entzog sich seiner Verurteilung, indem er den Drucker heimlich hinrichten ließ. Die Tat wurde jedoch entdeckt, und der alte Heinrich floh nach Dresden, wo er später angeblich zusammen mit seinerFrau vergiftet wurde. Der einzige Sohn, der achtzehnjährige Heinrich, wurde in Dresden erschossen. Das Vermögen des Familienzweigs Wallenstein-Dobrowitz wurde konfisziert und ging an einen dem Kaiser treu ergebenen Vertreter einer anderen Linie, dem später sattsam bekannten Albrecht Wenzel Eusebius von Wallenstein.
    Der Name Wallenstein lautet im Original übrigens Waldstein. Da die Form Wallenstein aber berüchtigter ist, habe ich sie hier verwendet, auch wenn dies nicht ganz der historischen Korrektheit entspricht.
    Bei Kardinal Melchior musste ich mir kleinere Freiheiten nehmen, damit seine Figur nicht den dramaturgischen Aufbau meiner Geschichte zerstört. Seine Verhaftung fand in Wahrheit erst nach dem Prager Fenstersturz statt, dass König Ferdinand und Erzherzog Maximilian seine eigentlichen Feinde waren und dahintersteckten, entspricht jedoch den historischen Tatsachen. Der Kardinal wurde auch nicht in einer Kirche in Prag verhaftet, sondern bei einem dienstlichen Besuch der Wiener Hofburg. Den Rest des Jahres 1618 verbrachte er im Hausarrest auf Schloss Ambras in Tirol. 1619 wurde er aus dem (weltlichen) Gewahrsam des Erzherzogs in das Kloster Sankt Georgenberg in der Nähe von Schwaz verlegt. Erst 1622 erfolgte seine Überstellung nach Rom. 1627 kehrte er in seine Diözese Wien zurück. Er starb dort 1630.
    Eine weitere wichtige historische Figur ist Franois Ravaillac, auch wenn wir ihn erst in seiner Todesstunde kennenlernen. Ravaillac, der Schulmeister aus der Provinz und selbsternannte Attentäter, der König Heinrich IV. von Frankreich kurz nach dessen Krönung in Paris ermordete, hat tatsächlich das Ende gefunden, von dem ich Henyk habe berichten lassen. Selbst die Tatsache, dass die Pferde es nicht vermochten, seinen Körper zu zerreißen, und dass ein Zuschauer seinen eigenen Gaul einspannte, ist geschichtlich überliefert. Das Rahmenprogramm, das Henyk und der unbekannte französische Edelmann mit den Damen de Guise veranstalten, habe ich hingegen einer anderen, ebenso grausamen Hinrichtung entnommen: der des Attentäters Damiens, der hundert Jahre später einen Mordanschlag auf König Ludwig von Frankreich verübte, dabei zwar erfolglos war, aber dennoch zum gleichen Tod verurteilt wurde. Zeuge der Hinrichtung Damiens’ war der uns allen nicht unbekannte Signor
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