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Die Waechter der Teufelsbibel - Historischer Roman

Titel: Die Waechter der Teufelsbibel - Historischer Roman
Autoren: Richard Duebell
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Giacomo Casanova, der in seinen Memoiren davon spricht – und davon, dass in seiner unmittelbaren Gegenwart genau das geschah, was ich Henyk untergeschoben habe. Casanova erwähnt allerdings ausdrücklich, dass ihn die grässliche Hinrichtung Damiens’ so sehr belastete, dass er sich nicht zu entsprechenden Aktivitäten hingerissen sah. Im Hinblick auf Casanovas sonstige Offenheit bezüglich seines Liebeslebens können wir ihm das wahrscheinlich sogar glauben.
    Karl von Žerotín, der mährische Landeshauptmann, der in Sachen des vermeintlichen Mörders Komár (was übrigens »Mücke« heißt) so unentschlossen handelt, gab zeit seines Lebens eine unglückliche politsche Figur ab. Eine Anklage wegen Unterschlagung kaiserlicher Güter kostete ihn seine Karriere als Landrichter; seine Bemühungen, die protestantischen böhmischen Stände zur Unterstützung Kaiser Matthias’ zu überreden, waren erfolglos. 1616 (nicht, wie im Roman dargestellt, erst 1617) wurde er durch Albrecht von Sedlnitzky abgelöst. Den aufsässig-entschlossenen Unterlandkämmerer Siegmund von Dietrichstein gab es ebenfalls. Seinen Konflikt mit Albrecht habe ich aber aus seiner tatsächlichen Opposition zu Karl von Žerotín abgeleitet. Dietrichstein war derjenige, der Karl wegen des Unterschlagungsverdachts anklagte.
    Die Anführer des Ständeaufstands, Matthias von Thurn, Colonna von Fels, Albrecht Smiřický, Graf Andreas von Schlick und Wenzel von Ruppa, habe ich bereits im Rahmen der Romanhandlung weitestgehend vorgestellt. Nur einer von ihnen, nämlich Andreas von Schlick, war unter den dreißigHingerichteten des großen Strafgerichts nach der Schlacht am Weißen Berg, die anderen überlebten die erste Niederlage der protestantischen Union entweder oder starben vorher eines natürlichen Todes.
    Ebenso wie Martin Korytko aus DIE TEUFELSBIBEL ist auch Wolfgang Selender, Martins Nachfolger als Abt von Braunau, eine historische Gestalt. Dem energischen Kirchenmann, der einigen Überlieferungen zufolge aus Regensburg gestammt haben soll, dessen Name in den Annalen aber mit Wolfgang Selender von Proschowitz festgehalten ist, traute man als Einzigem zu, die wirren Verhältnisse in Braunau zu ordnen. Abt Wolfgang reformierte die Abtei, ordnete die Bibliothek des Klosters neu und stellte auch sein eigenes Lebenswerk dort ein, versagte aber letztlich vor dem Hass der Protestanten und Katholiken aufeinander. Als er 1618 die Schließung der protestantischen Sankt-Wenzels-Kirche durchsetzte, wurden er und alle Mönche aus Braunau vertrieben. Die Bibliothek wurde bei der Plünderung des Klosters durch Braunauer Bürger fast vollständig zerstört.
    In DIE TEUFELSBIBEL kommen der damalige Kommandant der Schweizergarde, Oberst Jost Segesser, und sein Stellvertreter vor, der Segessers Sohn ist. Das schien auf den ersten Blick eine dramatische Überspitzung der Szene zu sein, in der sie agieren, entspricht aber tatsächlich der historischen Wahrheit. Tatsächlich übernahm Stephan Alexander Segesser nach dem Ausscheiden seines Vaters sogar dessen Position als Kommandant, und daher ist auch in DIE WÄCHTER DER TEUFELSBIBEL dieses ganz spezielle Vater-Sohn-Verhältnis nicht aus dramaturgischen Gründen erfunden, sondern den Tatsachen entsprechend.
    Wenn Ihnen die Beschreibung des Gerichtsverfahrens gegen Agnes und Andrej zu modern erschienen ist: Tatsächlich habe ich mich so genau wie möglich an Beschreibungen von Verfahren gehalten, die nach den Gesetzen der »Carolina« abliefen. Speziell aus Prozessen wegen Übergriffen von Soldaten während des Dreißigjährigen Krieges sind genaue Akten erhalten. Ich finde es erstaunlich, dass wir hier eine Verfahrensordnung mit Schöffen, Protokollanten, Gerichtsdienern und Vertretern von Anklage und Verteidigung vorfinden, die bis auf wenige Ausnahmen der unserer heutigen Gerichte sehr ähnlich ist – in einer Zeit, in der man jedoch die Folter zur Erlangung von Geständnissen als unverzichtbar betrachtete und lediglich den humanitären Zusatz einführte, dass ein während der peinlichen Befragung abgelegtes Geständnis vom Angeklagten nochmals gegengezeichnet werden musste, wenn er von der Folter befreit war.
    Unterschrieb er nicht, musste er selbstverständlich erneut in die Folterkammer …
    Ich habe bei den kleinen Vignetten, die die Romanhandlung rahmen, so nahe an der historisch überlieferten Wirklichkeit zu bleiben versucht wie möglich. So ist zum Beispiel die Episode mit dem Artisten in Wien, der sich
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