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Die Voodoo-Witwe

Die Voodoo-Witwe

Titel: Die Voodoo-Witwe
Autoren: Jason Dark
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Vielleicht war er auch in das Bad gelaufen, um seine Wunden zu verbinden. Ich rechnete bei ihm mit jeder Möglichkeit und ging gleichzeitig davon aus, daß ich nicht ewig und drei Tage auf ihn warten konnte. Es mußte etwas geschehen.
    Wieviel Zeit verstrichen war, konnte ich nicht sagen. Jedenfalls lauerte ich an der Seite der Tür, an der sich auch die Klinke befand, und da brauchte ich nur den Arm auszustrecken, um sie zu erreichen. Noch tat ich es nicht. Ich hütete mich auch davor, mein Ohr gegen das Holz zu legen. Wenn er irgendwelche Geräusche verursachte, bekam ich sie möglicherweise auch so mit.
    Leider hörte ich ihn nicht.
    Aber er mußte da sein. Er konnte sich nicht in Luft aufgelöst haben. Ich gab ihm noch eine halbe Minute, bevor ich mich rührte, die Klinke nach unten drückte und die Tür ins Bad stieß.
    Eine Öffnung entstand. Sie war breit genug, um den Häuter hereinzulassen, und ich hätte ihm dann die Klinge in den Leib gerammt. Nur kam er nicht.
    Er blieb still. Die Ruhe im Bad empfand ich schon als schrecklich bedrückend.
    Ich kam mir vor wie ein Rennwagen auf der Startlinie. Ich stand unter Strom.
    Ich wartete darauf, daß im nächsten Augenblick alles anders werden und die Welt um mich herum regelrecht explodieren würde. Nichts davon trat ein.
    Das kleine Badezimmer war nach wie vor eine leere Höhle für mich, in der sich Schatten ballten, die das Grauen und den Tod ausatmeten. Er war nicht hervorgekommen, dennoch fürchtete ich mich davor, es schon jetzt zu betreten.
    Ich rechnete mit allem.
    Der Häuter war schlau. Er würde es auch verstehen, in diesem kleinen Raum eine Deckung zu finden. Er konnte sich in der Badewanne verstecken, er konnte hinter der Tür hocken…
    Aber hielt jemand so lange den Atem an?
    Es war nicht möglich. Ich hörte nichts, und da er ein Mensch war, hätte er Luft holen müssen.
    Ich ging einen Schritt nach vorn. Dabei kam es mir vor, als hätte ein Band mein Bein umschlungen, das von jemandem gehalten wurde, der mich zurückzerren wollte.
    Nichts tat sich.
    Ich ging weiter, stand dann auf der Schwelle. Der Lichtstrahl blitzte auf. Ich bewegte meine Hand sehr rasch und ließ den Strahl durch das Bad huschen.
    Es war leer!
    Auch in der Wanne hockte niemand, und hinter der gläsernen Wand der schiebbaren Dusche zeichnete sich ebenfalls kein Umriß ab. Hatte er sich tatsächlich in Luft aufgelöst?
    Ich wollte es einfach nicht glauben. Das konnte und durfte nicht sein, da mußte es eine andere Möglichkeit geben. Ich wollte mich nicht zum Narren machen lassen.
    Und es gab sie. Ich brauchte mich nur nach rechts zu drehen und mit den Blicken dem Lichtfinger der Lampe zu folgen, dann sah ich genau die Stelle, die ein viereckiges Loch in der Wand zeigte. Genau quadratisch ausgeschnitten.
    Eine Klappe, eine Öffnung, relativ groß. Vergleichbar mit einem kleinen Aufzug, über den Dinge von einer Etage in die andere transportiert wurden.
    So etwas gab es noch in Hotels und Gaststätten und auch in diesem Badezimmer.
    Ich leuchtete hinein.
    Der Aufzug selbst war natürlich nicht da, weil sich der Häuter damit in die Höhe gezogen hatte, aber ich sah den Strick, der über einige Rollen lief. Man mußte ihn also mit der Hand betätigen.
    Ich steckte meinen Kopf durch das Loch und drehte ihn so, daß ich in die Höhe schauen konnte.
    Die Länge des Schachts war nicht zu erkennen. Er verschwand irgendwo in der Dunkelheit.
    Ich hörte auch kein Geräusch. Der Häuter hatte Zeit genug gehabt, seinen Weg zurückzulegen, um an Deck des Schiffes Angst und Schrecken zu verbreiten.
    Für mich stand jetzt schon fest, daß ich zu spät kommen würde. Die einzige Hoffnung blieb Suko, der sicherlich darüber Bescheid wußte, was über mir ablief.
    Ich prüfte das Seil, das wie der Körper einer hellen, starren Schlange schimmerte.
    Es war okay.
    Wenn es das Gewicht des Häuters gehalten hatte, würde es auch meines schaffen.
    Hand über Hand zog ich daran und hörte über mir das Schaben, als sich die schmale Plattform des primitiven Aufzugs nach unten bewegte. Sie kam, ich stoppte sie und mußte zu einem Schlangenmenschen werden, um mich durch die Öffnung zwängen zu können.
    Mit Geschick und gutem Willen klappte auch das. Geduckt und mit angezogenen Beinen hockte ich auf dem dicken Holzviereck, die Seile des Aufzugs in Reichweite.
    Sie waren rauh, ich würde mir möglicherweise die Hände aufscheuern, das alles war sekundär, wenn ich es schaffte, den Häuter endlich zu
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