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Die Voodoo-Witwe

Die Voodoo-Witwe

Titel: Die Voodoo-Witwe
Autoren: Jason Dark
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aber nicht. Er würde sich erst umsehen müssen und…
    Nein, es war anders. Ich hatte ihn unterschätzt, denn plötzlich blieb er stehen.
    Seine Bewegungen waren erstarrt. Aber ich hörte ihn sehr deutlich, und er tat etwas, das mich irritierte.
    Er schnüffelte…
    In kurzen, hektischen Stößen saugte er die Luft ein, als wollte er genau schmecken, was an ihr Besonderes daran war. Das tat er sicherlich zum Spaß, da steckte etwas dahinter, und mir kam der Verdacht, daß er versuchen würde, seinen Gegner zu riechen. Es gab Menschen, die so etwas konnten. Sie rochen ihre Feinde, sie waren sehr empfindlich, und jeder Mensch — da machte auch ich keine Ausnahme — strömte einen bestimmten Geruch aus. Wer nun sehr empfindlich ist, der kann herausfinden, wo sich der andere im Dunkeln verbirgt.
    Ich geriet ins Schwitzen, obwohl ich es nicht wollte. Er stand noch immer an derselben Stelle und schnüffelte.
    Ich hatte meine rechte Hand auf den Dolchgriff gelegt. Er war bereits schweißnaß geworden, und ich dachte daran, was mich eigentlich davon abhielt, die Waffe zu ziehen und sie sofort danach auf das wunderbare Ziel zu schleudern.
    Die Antwort wußte ich auch.
    Ich war nicht wie er. Ich war dem Gesetz verpflichtet, ich konnte mich nicht mit ihm auf eine Stufe stellen, obwohl es manchmal besser gewesen wäre. Denn ich war ehrlich genug, um dies einzusehen. Aber nicht jetzt, nicht in dieser verfluchten Kabine, die mit zahlreichen Schatten gefüllt war.
    Allesamt atmeten sie den Hauch der Gefahr aus, schienen mir klarmachen zu wollen, wie gering doch meine Chancen waren. Sein Schnüffeln verstummte. Er ging zur Seite. Da ich hockte, kam er mir noch größer vor. Beinahe wie ein gewaltiger Berg, der sich in Bewegung gesetzt hatte.
    Sein Ziel war der zweite Sessel. Wollte er ihn etwa als Deckung benutzen?
    Ich glaubte nicht daran und sah mich in der nächsten Sekunde voll bestätigt.
    Blitzschnell faßte er mit einer Hand zu, kippte den Sessel, um ihn dann so anzufassen, daß er ihn in die Höhe stemmen konnte. Er schleuderte ihn, als er sich gedreht hatte, um seine Richtung zu ändern.
    Das Möbelstück flog auf meine Deckung zu. Beide Sessel prallten zusammen, und der Geworfene räumte meine Deckung zur Seite. Er wollte mich frei haben, er wollte zuschlagen und jagte mit einem gewaltigen Sprung auf die Stelle zu, wo ich gelauert hatte. Sein Messer fauchte durch die Luft. Er schlug ungemein wuchtig, von oben nach unten, setzte den Hieb schräg an, und die Klinge hätte mich brutal zerstört, wenn ich nicht schneller gewesen wäre als sie. Ich hatte mich nicht nur zur Seite geworfen, ich war auch auf die Füße gekommen und gerannt, bis mich die Wand stoppte.
    Ich hörte ihn fluchen. Er riß seine Waffe zurück und fuhr sofort herum. Auch ich hielt jetzt meinen Dolch in der Hand. Er lag in der Rechten, mit der linken aber hielt ich die kleine Stableuchte fest. Sie war zwar keine Waffe, konnte aber sehr gut zu einer werden, wenn sie richtig eingesetzt wurde.
    Alles kam auf den Häuter an.
    Der wußte sehr genau, wo ich stand. Da er sich in der Düsternis abzeichnete, mußte mit mir einfach das gleiche geschehen. Ich berührte noch immer mit dem Rücken die Wand, spürte in meinem Nacken eine Haut aus dünnem Eis und sah ihn kommen.
    Er ging direkt auf mich zu.
    Sollte ich die Waffe werfen?
    Nein, ich dachte an meine Lampe, an diese ungewöhnliche Waffe, und über meine Lippen huschte ein eisiges Grinsen. Plötzlich war ich die Ruhe selbst, irgendwo hatte ich mich an die tödliche Gefahr, die er ausströmte, schon gewöhnt.
    Ich ließ ihn kommen.
    Den ersten Schritt, den zweiten. Sie waren ziemlich klein, was mir zum Vorteil gereichte.
    Dann schaltete ich die Leuchte ein.
    Ich hatte sehr genau gezielt. Der Strahl durchbrach wie ein Blitz die Finsternis und stach direkt gegen sein Gesicht und gegen seine Augen. Das genau hatte ich vorgehabt, ich wollte ihn blenden, irritieren. Ich sah die breite Stirn, die aschgrau wirkende Haut, die Augen, die plötzlich zwinkerten. Daß dieser Zustand nicht lange andauern würde, war mir klar. Diese Sekunden mußte ich ausnutzen.
    Links die Lampe, rechts den Dolch.
    Ich hob den rechten Arm.
    Und dann warf ich.
    Ungemein hart und zielsicher. Verfehlen konnte ich ihn kaum. Er hatte auch nicht damit gerechnet, daß ich noch eine Waffe trug, denn La Surenuse würde ihn da nicht richtig aufgeklärt haben, und deshalb reagierte er auch zu spät.
    Zwar zuckte er noch zurück, aber der geweihten
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