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Die Voodoo-Witwe

Die Voodoo-Witwe

Titel: Die Voodoo-Witwe
Autoren: Jason Dark
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durcheinanderwirbelte. Er ließ sich Zeit damit, und Suko nutzte die Gelegenheit, um seinen Standort zu wechseln. Er wollte näher an das Feuer heran, allerdings nicht so nahe, als daß die Flammen seine Gestalt aus der Dunkelheit gerissen hätten. Noch im Schatten ging er in die Knie nieder. Er wirkte wie ein Kurzstreckenläufer vor dem Start.
    Denise war von seinem Vorhaben überrascht worden. Sie hatte noch hinter ihm herrufen wollen, dann eingesehen, daß es wohl der falsche Weg war. Sie verhielt sich still.
    Der Häuter richtete sich auf. Noch immer war nicht zu erkennen, was er aus dem Koffer hervorgeholt hatte, bis er seinen Arm anhob und die Hände dabei so drehte, daß die Blicke der Zuschauer genau darauf fallen konnten. In den Handflächen lag etwas Glitzerndes. Manchmal schimmerte es rötlich im Widerschein der Flammen, und die in Menschenhaut eingewickelte Frau stieß ein zufriedenes Lachen aus.
    »Jetzt ist der Zeitpunkt gekommen!« rief sie so laut, daß es jeder hören konnte. »Jetzt werde ich die Macht des Voodoo am eigenen Leibe erleben, und ihr sollt meine Zeugen sein. Ihr werdet mitbekommen, wie ich sterbe, aber ihr werdet auch erleben, wie ich wieder zu dem werde, was ich jetzt bin, zu einer lebenden Person nämlich. Tod und Leben, Sterben und Widerauferstehen gehören zusammen. Es ist einfach wunderbar, und die Magie des alten Voodoo-Kults hat uns Menschen die Erkenntnis gegeben. Wenn ihr aus eurer Trance erwacht, werdet ihr nichts, aber gar nichts vergessen haben. Jeder Vorgang, jede Sekunde wird in euren Köpfen und in eurem Gedächtnis eingebrannt sein, und ihr werdet euch immer wieder daran erinnern, so gut und stark, daß ihr von diesem Zauber nicht mehr loskommt. Ihr lernt in Trance, und ihr werdet es später an andere weitergeben und mithelfen, die Macht des Voodoo zu vergrößern. Es sind sehr viele Nadeln, die mit meinem Blut befleckt werden, und jede dieser Nadeln ist für eine Person bestimmt. Ihr werdet sie bekommen, ihr werdet sie mitnehmen und der Welt damit beweisen, zu was ihr fähig seid. Die Nadeln sind es, die euch die gewaltige Macht geben, nur die Nadeln…« Ihre Stimme sank ab. Dann nickte sie. Der Häuter hatte begriffen. Er wußte, was er tun mußte, nahm die erste Nadel zwischen Daumen und Zeigefinger, als wollte er einen kleinen Speer nach vorn rammen. Und er fing an.
    Haargenau stieß er die Nadel dorthin, wo der Hals der Frau aufhörte und die Brust begann.
    Alle schauten zu, auch Denise, nur konnte sie nicht hinsehen, sie zuckte zusammen und öffnete die Augen erst wieder, als sie das Stöhnen der Frau hörte und sah, daß die Nadel die Menschenhaut durchdrungen hatte und mit ihrer Spitze im Körper der Voodoo-Witwe steckte.
    »Die erste!« keuchte sie. Es war kein Keuchen der Angst, eher ein Ruf des Glücks. »Mach weiter, bitte!« Er nahm die zweite. Er rammte sie durch die Haut.
    Die Frau zuckte zusammen, forderte die dritte Nadel, und jeder der Umstehenden konnte miterleben, wie die Frau von oben nach unten mit Nadeln bestickt wurde.
    Keiner tat etwas.
    Auch Suko nicht.
    Denn für ihn war die Zeit noch nicht reif…
    ***
    Ich kam mir vor wie ein Fisch in der Dose. Anders konnte der sich auch nicht fühlen.
    Nur mußte ich im Gegensatz zu einem Fisch noch arbeiten, mich bewegen und mich selbst in die Höhe hangeln, was verflucht nicht einfach war, denn ich merkte, daß ich irgendwie zuviel wog. An Aufgabe dachte ich dabei nicht. Was der Häuter mit seiner Verletzung geschafft hatte, das würde ich auch noch in die Reihe bringen, davon war ich fest überzeugt.
    Und so kämpfte ich mich weiter vor. Immer höher, Stück für Stück, das Seil dabei mit meinen schweißnassen Händen umklammernd und von meinem eigenen Keuchen angetrieben. Daß eiserner Wille Berge versetzen kann, wurde mir immer stärker bewußt. An Aufgabe war einfach nicht zu denken. Ich machte weiter, ich kämpfte weiter. Ich schabte an den Schachtwänden entlang, die doch ziemlich rauh waren, und hatte mir an einigen Stellen meine Handrücken bereits blutig gescheuert.
    Mein Ziel war der helle Streifen über mir. Ein Lockvogel, der mich aus dem Gefängnis herausführte.
    Es klappte, es war auf den letzten Yards verflucht schwer geworden, doch dann kroch ich aus einer offenen Luke ins Freie und befand mich an einer völlig anderen Stelle der Yacht.
    Es war keine Kabine, auch kein eleganter Salon, sondern ein schmaler Lagerraum, der aber eine Tür hatte.
    Auf sie ging ich zu. Meine Hände zitterten,
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