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Die Voodoo-Witwe

Die Voodoo-Witwe

Titel: Die Voodoo-Witwe
Autoren: Jason Dark
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waren überall verteilt, nur das Gesicht der Frau lag noch frei. Er visierte die Stirn an.
    Dann stieß er zu.
    Die Frau aber lachte.
    Und sie lachte noch, als sich die Nadel zwischen ihre Augen bohrte. Die Hand des Häuters zuckte zurück.
    Es war wie ein Zeichen, denn gleichzeitig begannen die Trommler damit, gegen die Bespannung zu schlagen.
    Ein dumpfes, grollendes Rollen wehte über das Deck. Eine schaurige Musik, als würde in der Ferne ein Gewitter seinen grummelnden Gruß über das Meer schicken. Niemand bewegte sich.
    Auch Suko rührte sich nicht von der Stelle. Er hatte instinktiv erfaßt, daß dies noch nicht das Ende des magischen Zaubers war, sondern gewissermaßen ein Beginn.
    Die letzte Nadel steckte wie ein Pfeil in der Stirn der Frau. Sie bewegte sich nicht. Sie fiel auch nicht. Sie stand da, umschnürt von der menschlichen Haut, und sie wurde von ihrem Sohn angestarrt, der sich ebenfalls nicht rührte.
    Er brauchte eine gewisse Zeit. Ja, er mußte sie sogar haben, denn die alten Kräfte brauchten eine Weile, um ihre Kräfte zu verteilen und wirken zu lassen.
    Der Trommelklang war wieder verstummt.
    Stille breitete sich aus.
    Suko hockte im Schatten. Noch immer zögerte er, denn bisher hatte der Häuter keine Unschuldigen angegriffen. Er stand vor ihm, den Rücken zugewandt, das Messer in der rechten Hand haltend, den Arm nach unten gestreckt, so daß die Klingenspitze beinahe den Deckboden berührte.
    Alles konzentrierte sich auf die Voodoo-Witwe. Sie war die Hauptperson, sie war durch den letzten Stich gestorben, aber hatte sie nicht auch von einem neuen Anfang gesprochen?
    Bedeutete das Sterben für sie nicht auch Leben, einen neuen Anfang, zum Beispiel?
    Noch tat sie nichts.
    Unbeweglich stand sie auf dem Fleck. Sie kippte weder vor noch zurück. Es schien so zu sein, als wären unsichtbare Hände da, die sie abstützten.
    Aber sie wartete…
    Suko konzentrierte sich auf das Gesicht. Es zeigte einen leeren, einen toten Ausdruck. Ebenso sahen die Augen aus.
    Auch aus ihnen war jegliches Leben gewichen. Sie wirkten so, als würden sie nicht zum Körper gehören, sondern einfach nur hineingemalt worden sein.
    Sie brauchte Zeit.
    Und die Zeit verrann…
    Suko wußte nicht, ob es Sekunden oder Minuten waren. Auch er konnte sich dieser Szenerie nicht ganz entziehen. Sie hatte etwas Besonderes an sich. Sie atmete etwas aus, das man als den Hauch einer fremden Welt ansehen konnte.
    Den Odem des Todes…
    Den Atem der lebenden Leichen, der Hölle, der Glut und des Teufels. Der Teufel stand als lachendes Monstrum hinter allem und spielte mit Tod und Leben der Menschen.
    Plötzlich bewegte sie sich.
    Der Körper blieb zwar starr, aber ihre Augenbrauen zuckten, der Mund ebenfalls, und in die Augen kehrte so etwas wie Leben zurück, was aber auch eine Täuschung sein konnte, weil der Widerschein des Feuers ebenfalls darüber hinwegschwang und dem Gesicht ein unheilvolles Aussehen verlieh.
    Sie war erwacht, sie genoß es, sie probierte es aus, sie regte sich innerhalb der Haut, sie lachte plötzlich, und all die Zuschauer schraken zusammen.
    Dann fing sie an zu sprechen. Und sie sagte einen Satz, wie er schauriger nicht sein konnte.
    »Ich bin von den Toten zurück. Habt ihr gehört? Ich bin von den Toten zurück…«
    ***
    Ja, sie hatten es gehört. Alle hatten sie es vernommen, natürlich auch Suko. Er konnte mit dieser finsteren Botschaft noch nichts anfangen, im Gegensatz zu dem Häuter, der seine freie Hand in die Luft stieß, eine Faust machte und einen wilden Schrei von sich gab, der sich sehr stark nach Triumph anhörte.
    Er hatte gewonnen. Durch die Magie der Nadeln war die von ihm getötete Frau wieder ins Leben zurückgekehrt.
    Als was?
    Nicht als normale Person. Was immer sie auch zu sein vorgab, wie immer sie sich auch bewegte, niemals hätte sie wieder in die normale menschliche Gemeinschaft eingegliedert werden können, denn sie war eine Untote, eine lebende Leiche, ein Zombie.
    Die Haut des Menschen und die Magie der alten Nadeln hatten sie zu dem gemacht, aber die Haut erwies sich jetzt als hinderlich, den sie saß so stramm, daß sie sich aus eigener Kraft nicht würde befreien können. Trotzdem ging sie vor.
    Sie schaffte es, sehr kleine Schritte zu machen, vergleichbar mit denen eines Kleinkindes. Und sie sprach ihren Sohn dabei an. »Du weißt es, du weißt, was du zu tun hast. Zieh die Nadeln aus der Haut. Sie sind mit meinem Blut getränkt. Gib sie weiter. Jeder Gast soll eine Nadel
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