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Die Voegel der Finsternis

Titel: Die Voegel der Finsternis
Autoren: Victoria Hanley
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Sorgfältig ausgewählte Bilder schmückten die Wände, kostbare Vorhänge dämpften das Sonnenlicht, Am Ende des Raums standen zwei einfache Stühle. Die Tür dahinter ging auf und herein kam Saravelda, gefolgt von einem groß gewachsenen jungen Mann. Sie verneigten sich und nahmen Platz.
    Landen beugte sich vor und betrachtete seine Tochter. Er versuchte herauszufinden, woran es lag, dass sie so erwachsen aussah. Lag es an dem Ort? An der Situation? Sie wirkte ganz ruhig. Ihr Haar war offensichtlich frisiert worden, obwohl es nicht völlig glatt aussah, und sie trug den üblichen Schülerumhang der Novizen. Ihr Gesicht war von der Sonne verbrannt, und als sie die Versammlung überblickte, bemerkte ihr Vater überrascht die Farbe ihrer Augen. Torina hatte ihm bereits erzählt, Sara habe eine Reise unternommen, die eine so tief greifende Wirkung auf sie gehabt habe, dass sich auch die Farbe ihrer Augen verändert haben könnte. Aber so! Sanfte graue Augen mit silbernen Einsprengseln, die wild und zugleich mitfühlend blickten. Als sie ihre Eltern in der kleinen Zuschauerschar entdeckte, sprang sie nicht auf und rannte zu ihnen. Sie lächelte nur still.
    Dradin Hester stellte den jungen Mann vor. Dorjan. Er erinnerte Landen an jemanden, den er seit vielen Jahren nicht mehr gesehen hatte - an Cabis Denon, den zum Militärdienst gezwungen Sliviiter. Damals, bei der großen sliviitischen Invasion, hatte er ihn nach einer Seeschlacht aus dem Meer gefischt. Dorjans Nase und Kinn glichen denen von Cabis und auch seine Hautfarbe war ähnlich. Aber seine Augen waren wie die Saras - grau und silbern. Sie sahen aus, als hätten sie schon manches gesehen, was niemals erzählt werden konnte.
    Landen hörte Hester zu, die Sara allerlei Vergehen beschuldigte: sie hätte ein Zaubersiegel der Ellowen gebrochen, den Zauberschutz eines heiligen Vogels zerstört und sei in manch andere geheimnisvolle und verdächtige Aktivitäten verstrickt gewesen - unter anderem in den Tod ihres Neffen und in ein verbotenes Zauberritual im Grenzhaus.
    Als Sara das Wort übergeben wurde, bat sie, dass Dorjan für sie sprechen dürfe. Unwillig gewährte Dradin Hester ihr diese Bitte.
    Dorjan erhob sich. „Ich bin froh, dass keiner von Ihnen hungrig ist." Ein interessanter Einstieg. „Die Geschichte, die ich zu erzählen habe, ist lang und muss von Anfang an erzählt werden. Vielleicht wird manch einer Hunger bekommen, bevor ich geendet habe." Die Ellowen tauschten Blicke aus. „Die Geschichte beginnt vor achtzehn Jahren, bevor mein Vater, Cabis Denon, in die sliviitische Flotte gezwungen wurde und an der Invasion von Glavenrell teilnehmen musste."
    Landen richtete sich neugierig auf.
    „Unsinn", fiel Hester ein, „dies ist eine Anhörung...."
    „Er soll sprechen!" Landen konnte sich ohne Schwierigkeiten in einer viel größeren Versammlung als dieser
    Gehör verschaffen, wenn er wollte. Und obwohl er winkte, dass weltliche Macht in der Burg der Heiler nicht anerkannt wurde, sprach er mit seiner königlichen Stimme.
    Hester unterbrach nicht noch einmal. Landen ließ sich kein Wort dieser außergewöhnlichen Geschichte entgehen: die Überlieferung der Traumwen, die Liebe zwischen Cabis und Lila, der Traumwenstein, die Tochter, von der Cabis nie etwas erfahren hatte. Ellowen Renaiyas Enthüllung von Dorjans und Saras Gaben, die Eben, die den Schlaf der Begabten heimsuchten, die Silbergrenze und der Schattenkönig. Die Überquerung des Minwendameers, die Rettung Maeves, der Kampf um das Grenzhaus, in dem Bern den Tod gefunden hatte. Die Reise in die Kammer des Ebe Elixiers und in das Reich der Leere. Die Rückkehr des Lichts, das aus den Gegenständen magischer Kraft geflossen war. Die Seelenwaffe, die einen der obersten Diener des Schattenkönigs, Lord Morlen, getötet hatte. Der Abschied in der Wüste. Maeves Wunsch, die Sklaven zu befreien. Und schließlich die Rückkehr der Tezzarine. Als Dorjan geendet hatte, deutete er auf Saravelda. „Sie mag den Zauberschutz des letzten Tezzarin zerstört haben, aber sie war es auch, die alle Tezzarine aus den Fängen des Schattenkönigs befreit und sie an ihr inneres Wesen erinnert hat Sie mag Bern getötet haben, doch hätte sie es nicht getan, hätte er sie getötet und noch viel mehr - er hätte die Silbergrenze restlos zerstört und dem Schattenkönig den Weg in unsere Welt geebnet."
    Dorjan setzte sich. Es herrschte eine betroffene Sülle. Als Nächstes erhob sich eine große, farblose Frau, die das
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