Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Voegel der Finsternis

Titel: Die Voegel der Finsternis
Autoren: Victoria Hanley
Vom Netzwerk:
besonders respektvoll gezeigt, als Hester ihnen mitteilte, dass sie zum nächstmöglichen Zeitpunkt über ihr Fehlverhalten würden Rede und Antwort stehen müssen. Sie hatten ziemlich unhöflich nach einem Bad verlangt und dann eine Zusammenkunft mit den Ellowen gefordert. Und als Hester einem solchen Treffen nicht zustimmen wollte, hatte Saravelda gesagt, das Treffen würde stattfinden, und zwar ohne die Draden. Ihre Augen hatten dabei richtig wild ausgesehen - Hester war die seltsame Farbe aufgefallen, wie Asche. Und die Augen von Dorjan ebenso. Hester hatte sich mit Ellowen Desak und Ellowen Claire, der neuen Seelenschauerin im Rat der Burg, getroffen und auf einer Anhörung bestanden. Beide hatten zugestimmt, aber auch gesagt, dass sie gegen ein Treffen zwischen den Ellowen und den beiden Ausreißern nichts einzuwenden hätten. Trotz Hesters Widerstand hatte das Treffen ohne einen einzigen Draden stattgefunden. Hester hatte danach keinen Bericht erhalten, nur die kurze Nachricht, Sara und Dorjan hätten zugestimmt, bis zu der Anhörung in der Burg zu bleiben. Zugestimmt! Wie konnten sie es wagen? „Dradin?" Jem sah sie mit einem merkwürdigen Blick an.
    Hester richtete sich auf. ,Ja?"
    „Der Botschafter sagt, der König und die Königin würden morgen Nachmittag hier eintreffen." „Morgen Nachmittag! Aber da wird die Anhörung sein."
    „Vielleicht finden wir einen anderen Termin." Vielleicht. Aber dann dachte Hester daran, wie sich Königin Torina winden würde, wenn sie die Demütigung ihrer Tochter miterlebte. „Oder der König und die Königin wohnen der Anhörung bei. Ja. So werden wir es machen, Jem. Kümmere dich darum." Sie klopfte mit den Knöcheln auf die Tischplatte. „Ist noch etwas?" „Ja. Dradin. Es heißt, die Tezzarine seien gesichtet worden. Ellowen Wrena und Eilowen Claire werden noch heute den siebten heiligen Kreis überschreiten und nachsehen, ob die Tezzarine zurückgekehrt sind."
    An einem goldenen Herbstnachmittag traf Landen, der König von Bellandra, in der Burg der Heiler ein. In seiner Begleitung waren seine Frau Torina und eine kleine Schar bewaffneter Soldaten. Hauptmann Andris war ihnen auf halber Strecke begegnet, und der König hatte ihn gebeten, ihn zur Burg zurückzubegleiten. Vier Draden hielten den Besuchern das Haupttor der Burg weit auf. Die Pferde der Reisenden wurden versorgt und die Reisenden selbst in die Burg geführt. Obwohl Landen durch Torinas Visionen gewarnt war, war er über den Zustand der Burg schockiert Die Gebäude sahen aus, als hätte sie ein rasender Riese umgekippt Viele der Dachgewölbe waren eingestürzt und Holzbalken staken wie verloren aus großen Schuttbergen hervor. Der Brunnen am Eingang lag in Trümmern und selbst die Wege waren nur noch ein Durcheinander aus Erde und Pflastersteinen. Doch Landen sah auch Anzeichen dafür, dass der Wiederaufbau begonnen hatte. Einige Wege waren schon wieder ordentlich gepflastert, an einem Gebäude war eine neue Wand gemauert und der Glockenturm mit seinen silbernen Glocken war wieder aufgerichtet worden.
    Die Draden führten den König und die Königin in einen Saal, der der Zerstörung entgangen war. Speisen und Wein wurden serviert und dann kam Dradin Hester zu ihnen. Als der König die Oberdradin nach seiner Tochter fragte, sah sie ihn verdrießlich an. Torina hatte ihrem Gatten versichert, dass Saravelda auf dem Weg zur Burg sei. Sie reise auf eine unbekannte, besonders schnelle Art und Weise von Sliviia herbei.
    „Saravelda ist hier", antwortete Dradin Hester. „Ihr werdet sie in Kürze sehen, Majestät. Ihre Anhörung wird jeden Moment beginnen." „Anhörung?"
    „Anhörung", sagte Dradin Hester streng. „Eure Tochter hat sich in höchst verdächtige Aktivitäten verstrickt. Alle Ellowen und Draden werden der Anhörung beiwohnen."
    Landen lächelte und suchte den Blick seiner Gattin. „Was für ein Glück für uns, dass wir Zeugen dieser Anhörung werden können. Ich weiß Eure Einladung zu schätzen, Draden, denn mir ist bewusst, dass es normalen Sterblichen üblicherweise nicht erlaubt ist, Einblick in die inneren Angelegenheiten der Burg zu erhalten." Er beobachtete, wie sich Schweißperlen auf Hesters Stirn bildeten.
    „Ja", sagte Torina, „auch ich danke Euch, Dradin. Bitte laut Euch nicht aufhalten."
    Landen saß zwischen den versammelten Ellowen und Draden und wartete gespannt auf seine Tochter. Der Saal, der für die Anhörung gewählt worden war, besaß noch alle vier Winde.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher