Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Visionen von Tarot

Die Visionen von Tarot

Titel: Die Visionen von Tarot
Autoren: Piers Anthony
Vom Netzwerk:
erklärte Lee. „Zwei draußen und drei drinnen, die die Glaubenspole der Animationen repräsentierten. Das Mädchen war drinnen die dritte Person.“
    „Ich werde sie suchen!“ sagte der Swami beunruhigt.
    „Wir werden sie natürlich alle suchen“, meinte Lee. „Wir haben Zeit verschwendet; die Animation kann sich jeden Augenblick wieder auf uns senken.“
    Sie schwärmten durch das Tal. Therion ging am weitesten links. Dann Lee, Bruder Paul, dann Amaranth und ganz rechts der Swami. Kein Anzeichen von dem Kind.
    Als das Land weiter abfiel, gingen Therion und Lee weiter nach links; man konnte sie zornige Bemerkungen über Praktiken ihrer jeweiligen Religionen austauschen hören. Der Swami verschwand hinter einem Grat. Die Gegend war nun vielgestaltiger als zuvor. Nebel verhüllten in der Ferne die Konturen. Bruder Paul und Amaranth wurden durch eine enge Schlucht wieder aufeinander zugetrieben. Hier wuchsen die Bäume höher – diesen Teil mußte das Feuer verschont haben.
    Es wurde dämmrig, und während die Sonne langsam ihren Kampf mit den verschiedenen Horizontlinien verlor, vertieften sich die Schatten zu Dunkelheit. Leuchtinsekten tauchten auf. Es waren keine irdischen Feuerfliegen, sondern blauglühende Motten, die sich unvermittelt zu weißen, kleinen Schmetterlingen entfalteten und dann verschwanden. In diesem Novastadium beleuchteten sie einen Kubikmeter Luft und wirkten wie eine echte, wenn auch vergängliche Hilfe zur Zurechtfindung.
    „Was ist das?“ fragte Paul.
    „Nova-Käfer. Niemand weiß, wie sie das machen. Als man diesen Planeten zuerst untersuchte, haben Wissenschaftler ein paar auf die Erde verfrachtet, aber die Experten in den Labors behaupteten, es sei wohl ein Irrtum, denn diese Käfer hätten keine Möglichkeit zu leuchten. Also – existieren sie gar nicht, offiziell jedenfalls. Aber wir mögen sie.“
    „Typisch für Experten!“ rief Bruder Paul. „Wenn sie es nicht erklären können, leugnen sie es einfach.“ Aber das traf allgemein auf Menschen zu, nicht nur auf Experten. „Fangt ihr sie und benutzt sie als Lampen, wie es die Leute mit den Feuerfliegen gemacht haben?“
    „Wir haben es versucht, aber wenn sie gefangen sind, leuchten sie nicht“, sagte sie. „Sie halten sich auch lieber vom Dorf entfernt auf. Heute sind sie ungewöhnlich zahlreich, aber in einigen Nächten sieht man sie überhaupt nicht.“
    „Kluge Käfer“, sagte Bruder Paul. „Wenn sich nämlich die Novas in gefangenem Zustand gefügig zeigen würden, gäbe es bald keine mehr.“
    „Weißt du“, sagte Amaranth vorsichtig, „ich bin zufällig in das Spiel hineingeraten. Ich wollte dich eigentlich nur vor dem heranziehenden Sturm warnen, als du keine Antwort durch das Interkom gabst. Dann …“
    „Ich verstehe. Du bist eigentlich keine offizielle Beobachterin. Tut mit leid, daß du da hineingeraten bist.“
    „Das wollte ich dir noch sagen, jetzt, wo wir allein sind. Es tut mir nämlich nicht leid. Ich mußte trotz des Vertrages mein eigenes Tarotkartenspiel zeigen, ebenso meine wahrsagerischen Fähigkeiten …“
    „Ich glaube, zwischen diesen beiden Dingen läßt du einiges aus“, erwiderte Bruder Paul trocken. „Ich muß mich dafür entschuldigen …“
    „Nein, entschuldige dich nicht. Ich habe nicht gescherzt, als ich sagte, du hättest Aura oder irgend etwas Besonderes. Habe ich das während der Animation gesagt? Jedenfalls habe ich es so gemeint. Ich muß dich untersuchen, damit ich lerne, wie du den Knochenbrecher gezähmt hast, aber das ist eigentlich mehr eine Entschuldigung … nun, du bist ein ganz schön netter Typ, ob in oder außerhalb einer Animation.“
    „Es wäre mir verhaßt zu denken, daß all diese Szenen unter meiner Kontrolle standen“, sagte Bruder Paul. „Einige waren ja in Ordnung …“
    „Wie etwa mit Schwester Beth“, stimmte sie zu. „Ich gehöre ja nicht deiner Religion an, aber danach muß ich mich schon fragen …“
    „Aber die anderen … in diesem Schloß.“ Er zwang sich, das Schlimmste aufzuklären. „Habe ich dich vergewaltigt?“ fragte er ganz beiläufig.
    „Du hast mich nicht angerührt“, versicherte sie ihm. „Schade. Du kannst ja auch keine willige Frau vergewaltigen.“
    Sie nicht angerührt … das war ja noch schlimmer. „Aber es war mein Wille, der deine Teilnahme erzwang …“
    „Ich habe auch improvisiert. Es war meine Rolle, dich zu verführen, und das habe ich versucht, wirklich hart versucht, aber Therion kam mir immer
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher