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Die Visionen von Tarot

Die Visionen von Tarot

Titel: Die Visionen von Tarot
Autoren: Piers Anthony
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Ein fremdes Bewußtsein, nicht feindselig, nicht unangenehm, aber ein ungewöhnlich gutunterrichteter Geist aus einer anderen Sphäre, der sich meines Körpers und meiner Wahrnehmung bediente …“
    „Antares!“ rief Bruder Paul aus.
    Lee blickte ihn verdutzt an. „Woher wissen Sie das?“
    „Ich … ich kann es nicht erklären. Aber ich habe ein Wesen aus der Sphäre Antares kennengelernt. Es sagte, es würde mich hier besuchen, oder zumindest bat ich es darum …“ Bruder Paul breitete die Hände aus. „Eine dumme Erwartung. Tut mir leid.“
    „Dumm vielleicht. Aber es scheint eine Erfahrung zu sein, die sich auf mich übertragen hat. Ich nehme nicht für mich in Anspruch, es zu begreifen, aber ich bereue es nicht; der Fremde besitzt einen kosmopolitischen Standpunkt, um den ich ihn beneide.“ Er machte eine Handbewegung. „Dort sind die anderen Beobachter.“
    Und dort standen sie: Pastor Runford, Mrs. Eilend und der Swami. „Aber wo sind die anderen?“ fragte Bruder Paul. „Diejenigen, die in die Animation hineingezogen wurden wie Sie auch. Wir können sie nicht zurücklassen …“
    „Nein, das können wir nicht“, stimmte Lee ihm zu, als sie zu den Beobachtern gelangten. „Beobachter, habt ihr den Charakter der Animation gespürt, in die wir hineingezogen wurden?“
    Pastor Runford schüttelte den Kopf. „Nein, das haben wir nicht.“
    Bruder Paul war erleichtert. „Wir haben … Dinge gesehen, die zu komplex sind, um sofort besprochen zu werden. Einige sind drinnen geblieben. Wir müssen sie herausholen, ehe sie …“
    Wieder schüttelte Pastor Runford den Kopf, dieses Mal nachdrücklicher. „Wir können nicht in das Animationsgebiet hinein. Die junge Frau, die sie Amaranth nennen, ging hinein, um Sie vor dem Sturm zu warnen, und..“
    „Ich verstehe“, sagte Bruder Paul. „Ich gehe zurück und suche sie.“
    „Ich auch“, sagte der Swami. „Wir mußten uns während des Sturms zurückziehen, aber im Augenblick scheint der Effekt verschwunden zu sein.“
    Lee befand sich bereits auf dem Weg. Die drei schwärmten aus und suchten in einer Landschaft, die noch vor wenigen Minuten für sie Metropolis gewesen war – und es wieder werden würde, sollte die Animation zurückkehren. Eile tat not.
    Zuerst fanden sie Therion. Er saß unter einem Baum und sah müde aus. „Da habt ihr Leute aber eine Szene ausgekocht“, rief er.
    „Ich habe das nicht arrangiert“, protestierte Lee. „Ich habe nur die Rollen gespielt, die mir der Regisseur zugeschoben hat. Einige waren diabolisch – daher hatte ich angenommen, sie stammten von dir.“ Er lächelte dabei nicht.
    „Ihr beiden kommt wohl nicht gut miteinander aus“, meinte Bruder Paul.
    „Nur wenige von uns kommen mit rivalisierenden Sekten gut aus“, gab Lee zu. „Das ist das Problem dieser Kolonie. Es ist überall auf Tarot das Gleiche; unser Dorf ist durchaus typisch. Überall leben wir mit nur schlecht verhülltem Mißvergnügen beieinander. Dieser Mann ist Anhänger des gehörnten Totenkultgottes – den wir Satan nennen würden.“
    „Oh, ein Teufelsanbeter“, rief Bruder Paul. „Das erklärt vieles!“
    „Der Gehörnte Gott war groß, ehe unsere zeitgenössischen Emporkömmlinge auftauchten“, beharrte Therion, der mit ihnen ging. „Ihr nennt ihn Satan – aber das ist ignorante Eitelkeit. Er ist ein Gott und vielleicht der wahre Gott von Tarot.“
    „Sakrileg!“ rief Lee. „Der Prinz des Unheils!“
    „Hör mal, Mormone, deine eigene Sekte ist auch nicht gerade pingelig!“ schnappte Therion. „Eine ganze Religion, die auf einem plagierten Märchen basiert …“
    Lee wirbelte zu ihm herum, aber Bruder Paul warf sich dazwischen. „Verbietet nicht euer Vertrag offene Kritik am Glauben des jeweils anderen?“
    „Diesem Vertrag habe ich mich nie verpflichtet gefühlt“, erwiderte Therion. „Jedenfalls finde ich nicht an all diesen heuchlerischen Kulten etwas Schlimmes. Zum Beispiel diese Sache mit der Polygamie – das ist doch ganz schön lustvoll. Ein Mann nimmt sich dreißig, vierzig Weiber, bumst sie alle der Reihe nach – und nennt es Religion!“
    „Ich habe keine Frauen“, entgegnete Lee steif.
    „Weil es nicht genug weibliche Mormonen auf diesem Planeten gibt und in diesem Dorf keine, die nicht gebunden wäre. Aber wenn es welche gäbe, du hättest sie, das kann ich dir versprechen!“
    „Das ist eine rein akademische Frage“, wehrte Lee ab.
    „Aber wenn es das nicht wäre“, beharrte Therion, „wenn du
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