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Die Visionen von Tarot

Die Visionen von Tarot

Titel: Die Visionen von Tarot
Autoren: Piers Anthony
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und fuhr sich vorsichtig mit einer Hand über die Brust.
    „Ihr müßt euch ausruhen“, schlug Mrs. Eilend vor. „Morgen werden wir euren Bericht vernehmen.“
    „Ich bin mir nicht sicher, ob wir schon bereit sind, einen ausführlichen Bericht abzugeben“, meinte Bruder Paul mit einem Blick auf Lee.
    „Ihr macht mich sehr neugierig auf das, was in diesen Animationen vorgeht“, sagte Mrs. Eilend, „wir nehmen nur die Randeffekte wahr. Als ihr dieses Mal hineingegangen seid, schien es sich um eine Landschaft mit einem Fluß und einem Baum zu handeln, aber dann hat ein Sturz den Baum verhüllt. Als es sich wieder aufklärte, sahen wir eine Sphinx.“
    „Und die Große Pyramide“, ergänzte Pastor Runford mißmutig. „Die Bibel aus Stein. Die Analyse der Maße verrät den Beginn von Armageddon. Jehova hat Pharao inspiriert, sie entsprechend einem geheimen Schlüssel zu bauen …“
    „Aber die Pyramide ist doch Materie“, protestierte Mrs. Eilend. „Das Reich des Wirklichen ist geistiger und nicht materieller Natur. Die Materie ist ein Irrtum. Jede Krankheit ist Illusion. Jesus hat auf diese fundamentale Tatsache hingewiesen, als er die Teufel vertrieb und es allen Menschen gut ergehen ließ.“
    „Jesus war ein guter Mensch“, murmelte Lee und schloß die Augen. „Wir täten besser daran, uns auf seine Werte heute wieder zu besinnen.“
    „Jedenfalls löste sich die Sphinx nach einiger Zeit wieder auf und wurde durch einen erdähnlichen Flughafen ersetzt“, fuhr Mrs. Eilend fort. „Dann verschwamm er, bis gerade eben, als sich Riesen in Flammen zu bewegen schienen. War das vielleicht irgendeine Vorstellung des Infernos?“
    „Es gibt kein Inferno!“ rief der Pastor. „Diese Vorstellung beruht auf einer Fehlübersetzung des hebräischen Wortes Sheol, was Grab bedeutet.“
    „Es gibt die Hölle“, beharrte Mrs. Eilend. „Sie existiert im Leben. Sie heißt Irrtum, Haß, Lust, Krankheit und Sünde.“
    „Ja“, stimmte Lee zu. „Das Leben nach dem Tode ähnelt kaum den Qualen, die wir uns in diesem Leben auferlegen.“
    „Oh, ich weiß nicht“, begann plötzlich Therion. „Satan hat doch Ressourcen …“
    „Können wir bitte nach Hause gehen?“ fragte das Kind flehend. „Ich bin sehr müde.“
    „Natürlich, Kind“, gab Mrs. Eilend sanft zurück. „Dein Vater wird sich freuen, dich wiederzusehen …“ Sie brach ab.
    „Unveränderte Bedingungen?“ fragte Lee verhalten.
    Ernst nickte Mrs. Eilend. „Ich werde versuchen, mit ihm zu reden. Vielleicht kann ich ihn zu der Überzeugung bringen, daß diese Krankheit eine Illusion ist. Aber vielleicht …“ Sie wandte sich zu Amaranth. „Vielleicht kann dieses Kind heute nacht bei dir bleiben? Ihr habt eine Menge gemeinsamer Erfahrungen.“
    „Was ist mit meinem Vater?“ fragte Carolyn. Sie war ein dunkelhaariges Mädchen von etwa zwölf Jahren, im Gegensatz zu dem hellhäutigen Kind der Animation aber von leicht dunkler Hautfarbe. Ihre Kleider waren durch den langen Aufenthalt in der Wildnis verknittert und verschmutzt und die Haare verfilzt.
    „Der Swami ist nicht bei Bewußtsein“, sagte Pastor Runford. „Er hat euch während der letzten Animationspause gesucht und sich übernommen.“
    Bruder Paul war bekümmert. „Der Swami … ist ihr Vater?“
    „Er war gegen das Experiment gewesen“, erklärte Pastor Runford. „Wie viele andere auch. Ich habe in vielen Dingen eine andere Meinung als er, aber hier hatte er einmal recht. Doch da wir von der Mehrheit überstimmt worden waren, meinte er, daß ein Repräsentant unseres Glaubens innerhalb der Animationen vertreten sein sollte. Seine Tochter erklärte sich bereit, den Beobachter zu spielen. Als alle außer ihr sicher wieder auftauchten, war er sehr verzweifelt. Er hat unter den Bedingungen dieses Planeten schon in hohem Maße gelitten.“
    „Großfuß hat meine Mutter getötet“, sagte das Mädchen. Bruder Paul nannte sie insgeheim immer noch Carolyn.
    „Das ist ja furchtbar!“ rief Bruder Paul. „Ich hätte nie gedacht …“
    „Vielleicht hätten wir Sie über diese Dinge informieren sollen“, meinte Mrs. Eilend nüchtern. „Aber unter den Vertragsbedingungen …“
    „Komm mit mir nach Hause“, sagte Amaranth zu Carolyn.
    „Nein, ich möchte mit Bruder Paul gehen!“ rief sie.
    Überrascht und geschmeichelt streckte ihr Bruder Paul die Hand entgegen. „Ich wohne beim Pfarrer Siltz. Ich weiß nicht, ob er einverstanden ist.“
    „Geh mit ihm“, sagte Lee. „Wir
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