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Die Visionen von Tarot

Die Visionen von Tarot

Titel: Die Visionen von Tarot
Autoren: Piers Anthony
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können es anders organisieren, falls es erforderlich sein sollte.“
    Carolyn schenkte Lee ein dankbares Lächeln. „Danke.“
    „Ihr scheint ja ein ausgezeichnetes Verständnis untereinander entwickelt zu haben“, bemerkte Mrs. Eilend. „Meine weibliche Neugier liegt im Streit mit meiner wissenschaftlichen Unbeteiligtheit. Ich frage mich aber, ob nicht die Kolonie als Ganzes von einem Erlebnis der Animation profitieren würde.“
    „Ekelhaft!“ rief Pastor Runford.
    „Wir haben uns einer ungewöhnlichen gemeinsamen Erfahrung unterzogen“, sagte Therion. „Aber ich bezweifle, ob die ganze Kolonie es überlebt, ganz zu schweigen davon, ob sie auch davon profitiert.“
    Sie kamen zum Dorf und trennten sich. Bruder Paul nahm Carolyn mit zu Pfarrer Siltz’ Haus. Der Pfarrer selber war nicht da – aber Jeannette. Die kleine Bewerberin um die Hand von Siltz’ Sohn saß mit dem Rücken zur Tür und flocht einen Korb aus biegsamen Holzstreifen. „Ich will dem Pfarrer auflauern“, verkündete sie. „Ich möchte wissen, was er von einer Ehe auf Probe hält.“
    Der Pfarrer würde explodieren! Aber das war eigentlich nicht Bruder Pauls Angelegenheit. „Ich denke, es geht in Ordnung, wenn Sie drinnen warten“, sagte er. „Ich bin sein Gast, und wenn Sie mir helfen können …“ Er deutete auf die erschöpfte Carolyn.
    „Was macht denn das Swami-Kind bei Ihnen?“ fragte Jeannette.
    „Sie ist müde von dem langen Aufenthalt in den Animationen, und ihr Vater ist krank“, erklärte Bruder Paul. Dies war sehr vereinfacht ausgedrückt, klärte aber die Situation zur Genüge.
    „Natürlich helfe ich“, gab Jeannette zurück, sogleich entschlossen. Sie nahm das Mädchen am Arm und führte es hinein. Die Frau war kaum größer als das Kind, aber man konnte sie nicht miteinander verwechseln. Carolyn war dünn und noch etwas unbeholfen, während Jeannette ausgereift und entschiedener in ihren Bewegungen wirkte. „Komm, Kleine, wir werden dich im Nu wieder sauber haben.“ Nach wenigen Augenblicken waren die beiden in der Waschecke beschäftigt, und Bruder Paul sank erleichtert in einen hölzernen Lehnstuhl.
    Bald kamen sie zu ihm. Carolyn war nun wieder sauber, und auch das Haar war ordentlich gekämmt. „Du bist sehr nett“, sagte sie zu Jeannette. „Seit Mutters Tod bin ich nie …“
    „Brauchst du nicht zu erwähnen“, fiel Jeannette ihr rasch ins Wort.
    „Das muß ich aber“, beharrte Carolyn. „Wenn ich müde werde, bekomme ich oft Angst, und jetzt bin ich schrecklich müde und ich muß es irgend jemandem erzählen, sonst kann ich nicht schlafen.“
    Jeannette runzelte die Stirn. „Wovor hast du denn Angst?“
    „Großfuß. Er schleicht hier herum, und er hat meine Mutter getötet, und nun lauert er mir auf. Ich höre, wie er kommt, und ich schreie …“
    „Ich hätte das für eine unbegründete Angst gehalten“, meinte Bruder Paul. „Aber ich habe Großfuß auf der Suche nach dir gesehen. Er war hinter Amaranth her …“
    „Wem?“ fragte Jeannette.
    „Die Frau von der I.A.O“, erklärte Bruder Paul. „Ich kenne ihren wirklichen Namen nicht, aber sie bewacht das Amaranth-Feld, und daher …“
    „Sie sieht ein bißchen wie meine Mutter aus“, sagte Carolyn. „Vielleicht hat das Großfuß verwirrt.“
    „Ich habe versucht, Großfuß aufzuhalten“, fuhr Bruder Paul fort. „Aber er war stärker. Wenn der Knochenbrecher nicht gekommen wäre …“
    „Ich weiß“, sagte Carolyn. „Ich kam gerade heraus, aber als ich Großfuß sah, bin ich wieder in meine Märchenstadt gelaufen.“
    „Großfuß ist auch hineingelaufen“, sagte Bruder Paul. „Ich bin ganz froh, daß er dich nicht erwischt hat.“ Die Untertreibung des Tages!
    „Ich habe einen breiten Fluß gemacht, und über den kam er nicht hinweg“, sagte sie lächelnd. „Als ich allein war, konnte ich die Erscheinungen besser kontrollieren. Großfuß hat getobt und gebrüllt, aber er hat mich nicht erwischt. Aber ich hatte solche Angst!“ Die Schultern des Kindes bebten.
    Bruder Paul stand auf, legte ihr den Arm um die Schultern und zog sie an sich. „Dein Vater, der Swami, kann dich sicher beschützen“, meinte er.
    „Großfuß kommt nur, wenn er nicht da ist“, rief sie. „So hat er auch meine Mutter bekommen. Er hat gewartet, bis Vater fort war, und dann …“
    Jeannette runzelte die Brauen. „Großfuß lauerte ständig herum. Ich hatte gedacht, es sei lediglich schlimm, wenn der Sturm das Randgebiet der Animationen
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