Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Visionen von Tarot

Die Visionen von Tarot

Titel: Die Visionen von Tarot
Autoren: Piers Anthony
Vom Netzwerk:
Feigenbaum. Aber derjenige, der die Rolle spielt – und sie nicht richtig spielt –, mit dem ist es etwas anderes.“
    Bruder Paul spürte eine Katastrophe in der Luft liegen. Er kämpfte dagegen an. „Laß uns von hier weggehen. Dann können wir in Ruhe weiterdiskutieren.“
    „Nein“, sagte Lee mit wachsender Überzeugung. „Ich sehe nun, daß ich dich und mich getäuscht habe. Ich kam wegen meiner eigenen Verbrechen hierher. Ich bin Mormone und …“
    „Was hat das damit zu tun?“ fragte Bruder Paul verzweifelt. „Du hast deinem Glauben Ehre erwiesen.“
    „Das ist noch nicht bewiesen“, protestierte Lee. „Ich …“
    „Dann laßt es uns überprüfen“, sagte Mohammed. „Bald werden wir genügend Beweise haben.“
    Ein weiblicher Dämon trat hinzu. Anstelle von Kleidern trug sie bunte Farben: regenbogenfarbene Kreise um die Brüste und einen Clownsmund um die untere Spalte herum. Noch eine Starrolle für Amaranth! „Jesus Christus kann heraus aus der Hölle“, sagte sie. „Aber nicht sein Gastkörper, denn sein Erbe ist mit einem Makel versehen.“
    „Ah, wirklich?“ fragte Mohammed. „Was bringst du gegen ihn oder seine Religion vor?“
    „Ich bin einst durch Utah gereist“, sagte die Dämonin. „Da sah ich einen gutaussehenden Mann. ‚Wer ist das?’ fragte ich. ‚Das ist Brigham Young, der Führer der Mormonen’, berichtete mein Begleiter. ‚Er hat siebenundzwanzig Frauen’. ,Dafür sollte er am Galgen hängen!’ rief ich. Mein Begleiter lächelte nur. ‚Liebe Lady, er ist doch schon arm genug dran’.“ Die Dämonin wies auf Lee. „Seine Kirche vertritt die Polygamie!“
    „Aber das ist doch keine Sünde“, protestierte Mohammed. „Jeder Mann soll fünf Frauen haben oder auch mehr, das hängt von den Umständen ab.“
    „Ein Punkt für die Verteidigung“, murmelte Bruder Paul und unterdrückte ein Lächeln. Nein, die Mohammedaner würden nichts gegen Polygamie haben!
    „Nun, dann seht euch dies hier an!“ entgegnete die Dämonin wütend. Sie wirbelte herum und machte mit dem blanken Hinterteil eine obszöne Geste – und ihm entfuhr eine Rauchwolke. Die Wolke nahm Farben und Gestalt an und wurde zum Bild eines Wagenzuges im neunzehnten Jahrhundert, der sich durch den westlichen Teil Amerikas schlängelte. „Sie haben zu wenig Proviant“, erzählte die Dämonin hinter dem Bild. „Die ansässigen Einwohner, die von den Mormonen eingeschüchtert worden waren, weigerten sich, ihnen zu Hilfe zu kommen. Sie glaubten, der Treck habe eine Ladung Gold dabei, und sie wollten diesen Schatz haben.“ Das Bild bewegte sich nun. Indianer griffen an. Es schien, als bekämen sie den Wagenzug unter Kontrolle, doch die Männer, Frauen und Kinder kämpften verzweifelt dagegen an und schlugen schließlich die Indianer in die Flucht.
    Das Bild veränderte sich. Nun sprachen die Führer des Trecks mit den Mormonen. „Die Mormonen standen mit den Indianern auf gutem Fuß“, erklärte die Teufelin. „Sie versprachen, den Zug sicher durch das feindliche Gebiet zu leiten, wenn die Reisenden die Waffen abgäben, damit die Indianer sich nicht bedroht fühlten.“ Das Bild zeigte die Übergabe der Waffen und wie die Reise wiederaufgenommen wurde.
    „Nein!“ rief Lee unter einem Anfall von Schmerzen, die schlimmer als die von seiner Wunde herrührenden schienen.
    „Jawohl“, beharrte die Frau fröhlich. „Es war eine Falle. Der Anführer führte den Zug an eine ungeschützte Stelle. Wieder griffen die Indianer an, und der Anführer tat sich mit ihnen zusammen, und dieses Mal töteten sie die Reisenden, die sich nicht verteidigen konnten. Die Attacke wurde von den Mormonen geleitet, und ihr Anführer hieß John Doyle Lee.“
    „Mein Namensvetter“, sagte Lee mit gebrochener Stimme. „Ein Verräter und Mörder! Und dieser Name wurde bei uns mit solchem Stolz weitergegeben …“
    Bruder Paul wand sich. Kein Wunder, wie verletzend Lee sein konnte! „Aber die Tatsache, daß dein Namensvetter eines solchen Verbrechens schuldig war, macht nicht die gesamte Mormonenkirche schuldig“, protestierte er. „Haben die Mormonen Lees Handlung in Schutz genommen?“
    „Nein“, gab Lee zu. „Man hat ihn vor Gericht gestellt und verurteilt. Aber …“
    „Aber man kann dir doch nichts vorwerfen, was lange vor deiner Geburt geschehen ist“, fuhr Bruder Paul fort. „Oder, Mohammed?“
    „Diese Version von Erbsünde kann ich nicht akzeptieren“, stimmte Mohammed zu.
    „Ich bin noch nicht
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher