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Die vierte Zeugin

Die vierte Zeugin

Titel: Die vierte Zeugin
Autoren: Tanja u.a. Kinkel , Oliver Pötzsch , Martina André , Peter Prange , Titus Müller , Heike Koschyk , Lena Falkenhagen , Alf Leue , Caren Benedikt , Ulf Schiewe , Marlene Klaus , Katrin Burseg
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betrachtet ging es um die Forderungen Richard Charmans an ihren Ehemann Andreas Imhoff – und nach seinem Tod an sie selbst. In Wahrheit aber stand eine grundsätzliche Frage im Fokus der Aufmerksamkeit: Kann man eine Frau für die Schulden ihres Mannes haftbar machen, obwohl gemäß römischem Recht ihre Unterschrift auf Geschäftspapieren keine Gültigkeit hat?
    Die zahlreichen Urkunden, die im Kölner Stadtarchiv aufbewahrt wurden, zeigen, dass selbst der deutsche Kaiser Karl V. und weitere europäische Regenten ein ausgesprochen starkes Interesse daran hatten, an Agnes Imhoff ein Exempel zu statuieren und einen Präzedenzfall zu schaffen. So stark, dass sie nachweislich in den Prozessverlauf eingriffen. Dass Richter Hauser sich im Zuge dessen ein neues Anwesen kaufte, ist zwar frei erfunden, aber Tatsache ist, dass das zuständige Gericht sich der massiven Beeinflussung durch die Königshäuser nicht entziehen konnte. Damals gültiges Recht wurde gebrochen, um es der neuen Zeit anzupassen.
    Um dies durchzusetzen, gab es im Fall Imhoff mehrere Verhandlungen und Berufungsverfahren. Diese haben wir in einem Prozess zusammengefasst, um den Roman nicht unnötig mit juristischen Details zu belasten.
    Wir lassen den Prozess gegen Agnes Imhoff in Köln spielen. Dies ist zwar für die meisten Verhandlungen zutreffend, nicht aber für jene, die als Kern unserer Geschichte dient und die in Wirklichkeit vor dem Reichskammergericht in Speyer geführt wurde. Die »Umsiedlung« des zuständigen Gerichts geschah aus dramaturgischen Gründen, ebenso die Anpassung einiger Prozessdaten. Die Urteilsverkündung hatte sich damals derart hingezogen, dass nach Karl V. auch Jahre später sein Sohn, König Philipp II. von Spanien, sowie Marie Tudor auf die Vollstreckung gedrängt hatten. In unserem Roman werden die entsprechenden Briefe zeitlich vorverlegt, um ihre Einflussnahme auf den Prozess und ihre historische Bedeutung dennoch zu thematisieren.
    Weder für die europäischen Regenten noch für die Gerichte war Agnes Imhoffs Schicksal von Belang. Allerdings zeigte sich diese, im Gegensatz zu unserer Romanfigur, als ungewöhnlich emanzipierte und klagefreudige Frau, die gerne juristische Feinheiten für ihre Zwecke nutzte, um sich einer Verurteilung zu entziehen. Die Überschreibung der Immobilien war eine Strategie der Imhoffs, die sie mehr als einmal vor der Zahlung fälliger Schulden bewahrte. Eine historische Tatsache, die wir in unserem Roman zugunsten der Protagonistin gebeugt haben.
    Richard Charman, eingedeutscht Reichhardt Herrmann, ist eine historisch verbriefte Figur und war vermutlich nichts weiter als das Opfer eines ausgeklügelten Plans seines Geschäftspartners Andreas Imhoff. Er wurde später tatsächlich als Ketzer angeklagt und hingerichtet. Dass dies mit seiner Mitwisserschaft um den rechtsgebeugten Verlauf des Prozesses zu tun hatte, ist hingegen nicht bewiesen.
    Mit Hieronymus Hauser haben wir einen Richter im heutigen Sinne geschaffen, den es so in dieser Form nicht gab. Das Kölner Hochgericht bestand aus zwölf, später fünfundzwanzig Schöffen, denen zwar ein Amtmann vorstand, der jedoch Prozesse lediglich als eine Art Laienrichter moderierte, denn Entscheidungen wurden stets mehrheitlich getroffen. Herr Hauser war eigentlich Prokurator und als solcher ab und zu sowohl in Köln als auch beim Reichskammergericht in Speyer tätig. Wir haben ihn als Figur ausgewählt, weil er in allen Verhandlungen der Imhoffs amtlich verzeichnet ist.
    Ob Andreas Imhoff tatsächlich ermordet wurde oder nicht, blieb unserer Fantasie überlassen. Aber die Tatsache, dass er inmitten des wichtigen Prozesses auf unerklärliche Weise verstarb, gab Raum für Spekulationen.
    Mit Ausnahme von Gerlin Metzeler, Augustin von Küffen und Ursel Rumperth haben alle Hauptfiguren unserer Geschichte nachweislich gelebt.
    Wir, die Herausgeber, waren, genauso wie die Autoren, immer darauf bedacht, die Historie weitgehend unangetastet zu lassen. »Die vierte Zeugin« ist und bleibt jedoch ein Roman, dessen Ziel in erster Linie eines ist: spannende Unterhaltung.
    Heike Koschyk und Alf Leue

Mehr Hintergrundinformationen zum Projekt und zu den Autoren unter www.viertezeugin.de oder auf der Facebook-Seite »Aus zwölf Federn«.

    Der Autorenkreis Quo Vadis unterstützt den Wiederaufbau des Kölner Stadtarchivs ( www.stiftung-stadtgedaechtnis.de ). Helfen auch Sie mit einer Spende auf folgendes Konto:

    Stiftung Stadtgedächtnis, Deutsche Bank
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